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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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ihm die Hand und sprach mit ihm, und sie hatten einander viel zu sagen.
    Aber am fünften Tag nach seinem Erwachen sprach sie:
    »Erik, nun muß ich zum Middalhof zurückkehren. Du bist in Sicherheit, und es ist nicht gut, daß ich hierbleibe.«
    »Noch nicht, Gudruda«, sagte er »verlaß mich noch nicht.«
    »Doch, Liebster, ich muß dich verlassen. Der Mond scheint hell, der Himmel hat sich aufgeklart, und der Schnee ist hart vom Frost und genau richtig für die Hufe der Pferde. Ich muß gehen, bevor weitere Stürme kommen. Und nun höre zu: Wenn alles gutgeht, werde ich dir in der zweiten Frühlingswoche einen Boten mit einer Nachricht schicken. Dann kommst du heimlich zum Middalhof, und dort, Erik, werden wir heiraten. Dann werden wir am nächsten Tag auf einem Handelsschiff, das ich ausrüste, nach England segeln, um dort unser Glück zu suchen.«
    »Es wird ein wahres Glück sein, wenn du an meiner Seite bist«, sagte Erik, »ein so großes Glück, daß ich ernstlich bezweifle, ob ich es finde, denn ich bin Erik der Unglückliche. Wir müssen mit Swanhild rechnen, Gudruda. Ja, du hast recht: Du mußt von hier fortgehen, und zwar schnell, obwohl es mich betrübt, von dir getrennt zu sein.«
    Dann rief Erik Skallagrim und bat ihn, alles vorzubereiten, um mit Gudruda zum Middalhof zu reiten.
    Dies tat Skallagrim augenblicklich, und danach küßten sich Erik und Gudruda und gingen auseinander, und sie waren darüber zutiefst betrübt.
    Nun kam Skallagrim fünf Tage, nachdem er mit Gudruda aufgebrochen war, müde und kalt zum Moosberg zurück. Und er erzählte Erik, der nun wieder laufen konnte und zusehends zu Kräften kam, daß er und Jon mit Gudruda der Schönen zu den Pferdekopfhöhen geritten waren, ohne jemandem zu begegnen, und sie dort der Obhut ihrer Knechte überlassen hatte. Er war zurückgekehrt, ohne jemandem zu begegnen, denn das Wetter war zu kalt für Gizurs Männer, den Berg im Schnee zu beobachten.
    Gudruda erreichte sicher den Middalhof. Seit ihrem Aufbruch waren elf Tage vergangen, und nur wenige hatten das Haus besucht, und diesen wenigen hatte man gesagt, sie läge krank zu Bett. Ihr Geheimnis war bewahrt geblieben, und obwohl Swanhild keinen Mangel an Spionen hatte, vergingen viele Tage, bevor sie erfuhr, daß Gudruda zum Moosberg hinaufgestiegen war, um Erik zu pflegen.
    Danach schickte sich Gudruda an, ihre Flucht von Island vorzubereiten. Sie verlangte das Geld zurück, das sie gegen Zinsen verliehen hatte, und kaufte damit von einem Händler ein gutes Handelsschiff, das im Schutz der Westman-Inseln vor Anker lag. Dieses Schiff ließ sie seefertig machen, sobald die Strenge des Winters gebrochen war, wobei sie verbreitete, sie wolle es im Frühjahr auf eine Kauffahrt nach Schottland senden. Und um dieser Geschichte Wahrheitsgehalt zu verleihen, kaufte sie zahlreiche Felle und andere Waren ein, mit denen Krämer in der Regel handeln.
    So vergingen die Tage – recht gut für Gudruda, die ihre Leere mit Vorbereitungen für glücklichere Tage füllen konnte; aber Erik in seiner Höhle kamen sie schier unendlich vor, denn er konnte nichts anderes tun als schlafen, essen und an Gudruda denken, die er nicht treffen durfte.
    Auch für Swanhild, die auf dem Kaltrücken saß, verliefen die Tage nicht gut. Sie war es müde, daß Gizur ihr den Hof machte, denn sie spielte mit ihm, wie die Katze mit der Ratte spielt, und ihr Herz war krank vor Liebe, Haß und Eifersucht. Denn sie wußte nur allzu gut, daß Gudruda und Erik noch aneinander hingen und Mittel und Wege fanden, Nachrichten auszutauschen. Wenn sie nicht sogar direkt miteinander sprachen. Sie hätte Erik am liebsten umgebracht, obwohl sie lieber Gudruda getötet hätte, was sie jedoch nicht wagte. Doch sie konnte Erik nicht in ihre Gewalt bekommen, denn ihre Männer hatten Angst davor, den engen Weg auf dem Moosberg zu begehen, und wenn sie ihm auf offenem Felde begegnete, ergriffen sie die Flucht.
    Schließlich kam ihr zu Ohren, daß Gudruda ein Schiff ausrüstete, um zu einer Kauffahrt nach Schottland aufzubrechen, und diese Geschichte verwunderte sie, denn sie wußte, daß Gudruda den Handel nicht liebte und niemals an Gewinn gedacht hatte. So schickte sie Spione aus, das Schiff zu beobachten. Schließlich wurden die Schneetage immer länger, und dann wurde die Luft Frühlingsmild, und Blumen zeigten sich durch den Schnee.
    Erik saß in seiner Bergfestung, wartete auf Nachrichten und beobachtete die brütenden Adler, die um die Klippen

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