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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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aneinander fest, und ihre Muskeln spannten sich und knackten, aber sie konnten den anderen noch immer um keinen Zoll bewegen.
    Ospakar bekam es mit der Angst zu tun, da er mit diesem Jüngling nicht sein Spiel treiben konnte. Schwarzer Zorn schwärte in seinem Herzen. Er kniff die Lippen zusammen und dachte sich eine List aus. Neben seinem Fuß schimmerte der nackte Fuß Eriks. Plötzlich trat er so heftig darauf, daß die Haut platzte.
    »Schandwerk! Schandwerk!« riefen die Leute; aber in seinem Schmerz bewegte Erik den Fuß.
    Und siehe, da war er unten, aber noch nicht ganz, denn er saß noch auf dem Gesäß und umklammerte Schwarzzahns Schenkel und schlang die Beine um dessen Knöchel. Nun versuchte Ospakar mit all seiner Kraft, Hellauges Kopf zu Boden zu zwingen, aber er konnte es nicht, da Erik sich an ihn klammerte wie eine Schlingpflanze an den Baum.
    »Eine Niederlage für Erik«, sagte Asmund, und als er sprach, wurde Hellauge zurückgedrückt, bis sein gelbes Haar fast den Sand berührte.
    Da schrien Ospakars Leute triumphierend auf, doch Gudruda rief laut: »Laß dich nicht bezwingen, Erik! Löse dich und spring beiseite.«
    Erik hörte sie und löste ganz plötzlich seinen Griff. Er fiel auf seine ausgestreckte Hand und stand nach einer Seitwärtsrolle und einem Satz wieder auf den Beinen. Ospakar kam auf ihn zu wie ein Stier, den man bis aufs Blut mit dem Stachelstock gereizt hatte, aber er konnte nicht mehr laut toben. Sie bekamen einander zu fassen, und diesmal hatte Erik den besseren Griff. Eine Weile kämpften sie sich durch den Ring, bis ihre Füße den gefrorenen Boden aufrissen. Dann standen sie sich wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Nun waren beide fast erschöpft; doch Schwarzzahn sammelte seine Kräfte und riß Erik von den Füßen, doch der fand wieder Halt. Rasend vor Zorn packte er ihn und drückte ihn fast zu Tode, bis das Weiße von Eriks Haut mit dunklen Blutergüssen übersät war. Ospakar wurde immer rasender, bis er schließlich in seinem Zorn die Zähne in Hellauges Schulter schlug und zubiß, daß das Blut nur so spritzte.
    »Schlecht geküßt, du Ratte!« keuchte Erik, und mit dem Schmerz und dem Stöhnen des Blutes gewann er seine Kraft zurück. Schnell verlagerte er seinen Griff. Nun war seine rechte Hand unter Schwarzzahns Kniekehle, und seine linke auf dessen Hohlkreuz. Zweimal hob er ihn. Zweimal verlor Ospakars mächtiger Körper den Boden unter den Füßen. – Eine dritte mächtige Anstrengung – so mächtig, daß Eriks Stirnband riß und Blut über sein Gesicht strömte – und siehe da, der große Schwarzzahn flog durch die Luft. Hoch flog er, und rücklings fiel er in die Schneebank. Dort wurde er fast bis zu den Knien begraben.

 

    VI
    WIE ASMUND DER PRIESTER
    MIT UNNA VERLOBT WURDE
    Für einen Augenblick herrschte Stille, denn die ganze Gesellschaft war über die Größe der Tat wie vom Blitz getroffen. Dann jubelte und jubelte sie, und Erik kam es vor, als schliefe er, und als vernehme er den Lärm des Geschreis nur schwach, als höre er ihn wie durch Schnee. Plötzlich erwachte er und sah, wie ein Mann mit erhobener Axt auf ihn zustürmte. Es war Mord, Ospakars Sohn, der über die Niederlage seines Vaters vor Zorn raste. Erik sprang beiseite, sonst wäre der Schlag sein Verderben gewesen, und beim Sprung ballte er die Faust und setzte sie über dem Ohr heftig gegen Mords Kopf, so daß die Axt seinen Händen entglitt und er bewußtlos auf seinen Vater im Schnee fiel.
    Nun blitzten die Schwerter auf, und die Männer bildeten einen Kreis um Erik, um ihn zu schützen, und es wäre fast zu Blutvergießen gekommen, denn Ospakars Leute knirschten mit den Zähnen, weil ein großer Held von einem Jüngling besiegt worden war, während die Leute aus dem Süden, vom Middalhof und dem Fluß Ran, laut jubelten, denn Erik war ihren Herzen teuer.
    »Nieder mit den Schwertern«, rief Asmund der Priester, »und schleift euren Helden vom Schnee.«
    Dies taten sie dann, und Ospakar setzte sich auf und holte tief Luft; das Blut rann ihm aus Mund und Ohren, und er war übel anzusehen, denn mit dem Blut und dem Schnee und dem Zorn glich sein Gesicht dem des Kobolds vom Schweineberg.
    Aber Swanhild sprach Gudruda ins Ohr:
    »Hier«, sagte sie und sah Erik an, »haben wir beide einen Mann, der es wert ist, geliebt zu werden, Stiefschwester.«
    »Ay«, gab Gudruda zurück, »ein Mann, der dies mehr als wert ist!«
    Nun trat Asmund näher und küßte vor allen Männern Erik

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