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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Preis sei, doch Ospakar widersprach und sagte, wenn er Weißfeuer Asmund in Verwahrung gäbe, müsse Erik ihm auch sein Auge geben – und darüber stritten sie heißblütig. Nun brachte man die Sache vor Asmund, der ja Schiedsmann war, und er gab Erik recht. »Denn«, so sagte er, »wenn Erik sein Auge in meine Hand legt, kann ich es nicht mehr zurück in seinen Kopf stecken, wenn er gewinnt; aber wenn Ospakar mir das gute Schwert gibt und obsiegt, ist es ein leichtes für mich, es ihm unbeschadet zurückzugeben.«
    Die Männer sagten, daß dies ein gutes Urteil sei.
    Dann wurden die Kampfesregeln erlassen. Ospakar und Erik mußten dreimal ringen, und zwischen jeder Runde würde es eine Pause von der Dauer geben, die ein Mann brauchte, um bis tausend zu zählen. Mit der Hand, dem Kopf, Ellbogen, Fuß oder Knie durften sie weder schlagen noch stoßen oder treten; und es durfte kein Fall gezählt werden, wenn nicht Kopf und Hüfte des Gefallenen gleichzeitig den Boden berührten. Wer zwei Stürze erlitt, galt als besiegt und hatte sein Pfand verloren.
    Asmund verkündete diese Regeln laut in Gegenwart von Zeugen, und Ospakar und Erik erklärten, sie würden sie als bindend anerkennen. Ospakar zog ein kleines Messer und gab es seinem Sohn Gizur zur Verwahrung.
    »Du wirst bald wissen, Jüngling, wie Stahl in deinem Augapfel schmeckt«, sagte er.
    »Wir werden bald vieles wissen«, gab Erik zurück.
    Nun warfen sie ihre Umhänge ab und standen im Ring. Ospakar war größer, als ein Mann es rechtens sein konnte, und seine Arme waren wie die Glieder einer Ziege mit schwarzem Haar bedeckt. Unter seinen Schultergelenken waren sie beinahe so dick wie die Schenkel eines Mädchens. Seine Beine waren auch mächtig, und die Muskeln erhoben sich in knotigen Beulen von seinem Körper. Er wirkte ganz wie ein Riese und wild wie ein Berserker, aber auch ein wenig rund um den Körper und schwerfällig in den Bewegungen.
    Von ihm schauten die Männer zu Erik hinüber.
    »Sieh da! Baidur und der Troll!« sagte Swanhild, und alle lachten, da dem in der Tat so war; denn wenn Ospakar schwarz und häßlich wie ein Troll war, so war Erik schön wie Baidur, der schönste der Götter. Er war um eine halbe Hand größer als Ospakar, und in der Brust genauso breit. Doch hatte er seine größte Kraft noch nicht erreicht, und obwohl seine Glieder gut mit Muskeln versehen waren, wirkten sie vor denen Ospakars wie die eines Kindes. Aber er war schnell wie eine Katze und geschmeidig; sein Hals und die Arme waren weiß wie Molke, und unter seinem goldenen Haar leuchteten die hellen Augen wie Speere.
    Nun standen sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüber, die Arme ausgestreckt, und warteten auf Asmunds Wort. Er gab es, und sie umkreisten einander nun mit gesenkten Armen. Augenblicklich machte Ospakar einen Ausfall, packte Erik an der Hüfte und wollte ihn hochheben, doch es gelang ihm nicht. Dreimal versuchte er es und versagte, dann bewegte Erik den Fuß, und siehe da, er glitt auf dem sandbestreuten Boden aus. Wieder bewegte Erik sich, und wieder glitt er aus. Und er glitt ein drittes Mal aus, und bevor er sich erholen konnte, lag er voll auf dem Rücken und war rechtens geworfen.
    Gudruda sah es, und ihrem Herzen war traurig zumute, und die um sie herum sagten, es falle nicht schwer, sich zu denken, wie der Kampf enden würde.
    »Habe ich nicht gesagt«, sprach Swanhild, »daß es Erik schlecht ergehen wird, wenn Ospakar die Arme um ihn legt?«
    »Noch ist nicht alles vorbei«, gab Gudruda zurück. »Mich deucht, Eriks Füße glitten höchst seltsam aus; als habe er auf Eis gestanden.«
    Aber Erik war im Herzen sehr verletzt und konnte nichts daraus machen – denn er war ja nicht mit Kraft besiegt worden.
    Er saß auf dem Schnee, und Ospakar und seine Söhne verspotteten ihn. Aber Gudruda näherte sich ihm und flüsterte ihm zu, guten Mutes zu sein, denn noch könne das Glück sich ja wenden.
    »Mir scheint, ich wurde verhext«, sagte Erik traurig; »meine Füße haben keinen Halt auf dem Boden.«
    Gudruda legte die Hand vor die Augen und dachte nach. Dann sah sie schnell auf. »Ich glaube Arglist hier zu sehen«, sagte sie. »Wirf einen Blick auf deine Schuhe.«
    Er gehorchte, und indem er die Schnüre löste, zog er einen Schuh von den Füßen und betrachtete die Sohle. Die Kälte des Schnees hatte das Fett erhärten lassen, und da war es, ganz weiß auf dem Leder.
    Nun erhob sich Erik voller Zorn. »Ich glaubte«, rief er, »ich hätte es

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