Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
Vom Netzwerk:
veranstaltete einen Ringkampf mit der Luft.
    »Friede«, sagte Erik. »Schwarzzahn ist nicht hier. Spare deine Wut auf, bis sie ein Schwert führen und ihn treffen kann.«
    »Nein, nicht hier, aber auch nicht soweit entfernt, Herr. Höre: Ich kenne diesen Ospakar. Wenn er seine Augen voller Gier auf Gudruda, Asmunds Tochter, gelegt hat, wird er nicht eine Stunde ruhen, bis er sie hat oder tot ist; und wenn er dich mit haßerfüllten Blicken bedacht hat, dann achte darauf, wohin du gehst, und mustere jeden Pfad genau, bevor du auch nur einen Fuß darauf setzt. Bald wird ein Urteil über die Sache gefällt werden, und schon in diesem Augenblick wählen Odins Walküren, wer für sie in Frage kommt.«
    »Dann ist es gut«, sagte Erik.
    »Ja, Herr, es ist gut, denn wir beide haben auch von sechs Männern wenig zu fürchten, wenn sie uns in fairem Kampf angreifen. Aber mir gefällt deine Geschichte ganz und gar nicht. Zu viele Frauen sind darin verwickelt, und Frauen stechen einen hinterrücks nieder. Ein Mann wird mit gezogenen Schwertern fertig, aber nicht mit Betrügereien und Lügen, und der Hexerei falscher Frauen. Es war eine Frau, die deine Ringkampfschuhe mit Fett eingeschmiert hat; vielleicht wird es eine Frau sein, die dir die Höllenschuhe umbindet, wenn alles geschehen ist – ay, und die sie bereit für deine Füße macht.«
    »Von Frauen ist wie von Männern zu sagen«, erwiderte Erik, »daß manche gut und manche böse sind.«
    »Ja, Herr, aber auch, daß die Bösen ihre Pläne aus Bosheit schmieden, aber die guten aus blinder Torheit. Entsage den Frauen, und du wirst glücklich leben und in Ehren sterben. Sei ihnen zugetan – aber lebe im Elend und sterbe als Ausgestoßener.«
    »Dein Geschwätz ist töricht«, sagte Erik. »Vögel müssen in die Luft, das Meer zum Ufer, und Männer müssen zu den Frauen. Wie die Dinge sind, so laß sie sein, denn sie werden bald scheinen, als hätte es sie nie gegeben. Ich würde lieber meinen Schatz küssen und sterben, wenn es denn sein muß, als ihn nicht zu küssen und leben, denn letzten Endes wird doch alles gleichermaßen enden, und Küsse sind süß!«
    »Das ist ein guter Spruch«, sagte Skallagrim, und sie fielen nebeneinander in den Schlaf, und Erik hatte keine Furcht.
    Dann erwachten sie, und die Sonne stand schon hoch, denn sie waren erschöpft und ihr Schlaf schwer gewesen.
    Direkt neben der Höhlenöffnung befand sich ein kleiner Brunnen, in dem sich das von den Felsen rinnende Wasser sammelte, und darin wusch sich Erik. Dann zeigte Skallagrim ihm die Höhle und den großen Vorrat an Waffen, die von jenen stammten, die er getötet und beraubt hatte.
    »Ein wahrhaft wunderbarer Ort«, sagte Erik, »und genau richtig für einen solchen Händler, wie du es bist; aber sage mir, wie hast du ihn gefunden?«
    »Ich folgte dem, der vor mir hier war, und stellte ihn vor die Wahl – entweder zu gehen oder um die Festung zu kämpfen. Aber er mußte unbedingt kämpfen, und dies war sein Schicksal, denn ich tötete ihn.«
    »Wer war der Mann«, fragte Erik, »dessen Kopf nun dort unten liegt?«
    »Ein Höhlenbewohner, Herr, den ich wegen der Einsamkeit der Winterzeit bei mir aufnahm. Er war ein schlechter Mensch, denn obwohl es gut ist, von Zeit zu Zeit ein Berserker zu sein, ist es nicht gut, mit einem zu hausen, der immer ein Berserker ist. Du hast getan, was getan werden mußte, indem du ihm den Kopf abschlugst – und nun soll er seinen Körper finden.« Und er rollte ihn über den Rand des tiefen Abgrundes.
    »Weißt du, Skallagrim, daß dieser Kopf zu mir sprach, nachdem er des Mannes Schultern verlassen hatte. Und daß er sagte, ich würde dorthin fallen, wohin sein Körper fallen würde, und wo er liegen würde, dort würde auch ich liegen?«
    »Dann, Herr, wird dies wahrscheinlich dein Schicksal sein, denn dieser Mann hatte das Zweite Gesicht, und erst in der vorletzten Nacht, als wir ausritten, um Schafe zu suchen, griff er sich an den Kopf und sagte, bevor die Sonne noch einmal unterginge, würden ihn hundert Klafter Luft mit den Schultern verbinden.«
    »Dem mag so sein«, gab Erik zurück. »Als ich dort unten in deinem Griff lag, dachte ich, das Schicksal sei mir schon nahe. Und nun bewaffne dich und nimm mit, was du brauchst, und laß uns von dannen eilen, denn mein Knecht, der unten wartet, wird denken, du seist zu stark für mich gewesen.«
    Skallagrim trat zum Rand des Abgrundes und suchte die Ebene mit seinen Falkenaugen ab.
    »Kein Grund zur

Weitere Kostenlose Bücher