Erik der Wikinger
mit Trollen zu tun zu haben«, sagte er, »aber dieser hier wird wenigstens nicht mehr schlagen, auch wenn er noch spricht«, und er schaute den Kopf an, aber der erwiderte nichts darauf.
Nun hatte Skallagrim dies alles verschlafen, und das Licht wurde so düster, daß Erik die Zeit für gekommen hielt, der Sache so oder so ein Ende zu bereiten. Daher nahm er den Kopf des Getöteten, obwohl er sich davor fürchtete, ihn zu berühren, und rollte ihn schnell in die Höhle. Wobei er sagte: »Nun, da du so sprachgewandt bist, sage deinem Gefährten, daß Erik Hellauge an seine Tür klopft.«
Dann folgten Geräusche, als würde sich jemand erheben, und augenblicklich stürmte Skallagrim hinaus, die Axt erhoben und in der linken Hand den Kopf seines Gefährten. Er trug nur eine Hose und Eriks Lammfell auf der Brust.
»Wo ist mein Freund?« sagte er. Da sah er Erik, der sich auf Weißfeuer stützte, und sein goldener Helm leuchtete im Glanz der untergehenden Sonne.
»Es scheint, du hältst etwas von ihm in der Hand, Skallagrim, und was den Rest betrifft, so suche in jener Felsspalte dort.«
»Wer bist du?« brüllte Skallagrim.
»An diesem hier magst du mich erkennen«, sagte Erik und warf ihm den Schweif des Lammes zu, das Skallagrim vom Kaltrücken gestohlen hatte.
Nun erkannte Skallagrim ihn, und der Berserker kam in ihm zum Vorschein. Er rollte mit den Augen, Schaum floß ihm von den Lippen, er verzog den Mund zu einem Grinsen und war schrecklich anzuschauen. Er ließ den Kopf fallen und stürmte, die Axt weit schwingend, auf Erik zu. Aber Hellauge war zu schnell für ihn. Es wäre nicht weise gewesen, ihn zum Schlag kommen zu lassen, denn dem, dem dieser Schlag gegolten hatte, wäre es schlecht ergangen. Aber Erik sprang vor, schrie laut auf und stieß mit Weißfeuer von unten nach oben zu. Skallagrim sah das Schwert aufblitzen und fiel beinahe auf die Knie, um seinen Kopf mit der Axt zu schützen; aber Weißfeuer traf die eiserne Hälfte der Axt und schlug sie in zwei Teile, so daß der Axtkopf zu Boden fiel. Nun war der Berserker waffenlos, aber unverletzt, und es wäre ein leichtes gewesen, ihn beim nächsten Ansturm zu töten. Aber es kam Erik in den Sinn, daß es eine unwürdige Tat war, einen waffenlosen Gegner mit dem Schwert zu erschlagen, und es kam ihm auch in den Sinn, daß er seine nackte Kraft mit der eines Berserkers im Zorn messen wollte. So warf er Weißfeuer mit der Kühnheit seiner Jugend und Kraft beiseite und rief: »Komm, versuch mich niederzuringen, Berserker!« Und er stürmte auf Skallagrim zu.
»Du bist verrückt«, rief der Berserker, und dann hatten sie einander erreicht. Sie zerrten und rissen und drückten aneinander. Ospakar war stark gewesen, aber Skallagrim übertraf mit seiner Berserkerkraft die Stärke Ospakars bei weitem, und schon bald dachte Hellauge wehmütig an das Schwert, das er beiseite geworfen hatte. Erik war stärker als die meisten anderen Männer, aber er konnte sich kaum gegen diesen Tollwütigen behaupten, und bald wußte er, daß er nur eine Chance hatte. Sie bestand darin, sich an Skallagrim festzuklammern, bis seine Berserkerwut verrauchte und er wieder ein gewöhnlicher Mensch war. Aber dies war leichter gesagt als getan. Erik konnte kämpfen, wie er wollte, er fand sich schließlich auf dem Rücken wieder, und Skallagrim war auf ihm. Aber noch immer hielt er den Berserker wie mit Eisenfesseln umklammert, und Skallagrim bekam seine Arme nicht frei, so heftig er es auch versuchte. Nun rollten sie über den Felsboden hin und her, und die Dunkelheit senkte sich schnell über sie, bis Erik plötzlich sah, daß sie dem Rand der mächtigen Felsspalte nahe kamen, in die hinabzufallen ihm der abgetrennte Kopf des Höhlenbewohners prophezeit hatte.
»Dann gehen wir zusammen«, sagte Erik, aber der Berserker hörte ihn nicht. Dann hatten sie die Spalte erreicht, und wie der Zufall es wollte – oder die Nornen es bestimmt hatten –, erhob sich dort ein kleiner Felsen und verhinderte, daß sie hinabstürzten. Erik lag nun zuoberst, und Skallagrim konnte sich sträuben, wie er wollte, er konnte ihn nicht wieder auf den Rücken werfen. Doch Hellauges Kraft würde auch nicht mehr sehr lange währen, denn er wurde schwach, und seine Beine rutschten langsam über die Klippe, bis sich schließlich nur noch Rippen und Schulterblätter an dem kleinen Felsen rieben. Das Licht erstarb. Erik dachte an die schöne Gudruda und bereitete sich darauf vor, ebenfalls zu sterben, als
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