Erik der Wikinger
müssen wir Ospakar ein Ende machen, sonst haben wir mehr als nur alle Hände voll zu tun«, sagte er und sprang auf die Schanzkleider. Viele seiner Männer folgten ihm. Einmal wurden sie zurückgetrieben, aber sie griffen wieder an, und nun trieben sie alle Männer Ospakars vor sich her, bis auf die andere Seite des Decks. Am Mast standen Ospakar und sein Sohn Gizur, und Erik versuchte zu ihm zu kommen, doch zwischen ihnen standen viele Männer, und es gelang ihm nicht.
Schließlich – der Kampf ging unvermindert weiter, und auf beiden Seiten fielen die Männer – spürte Hellauge, wie sich Ospakars Drache aufbäumte, und als er sich umsah, fiel ihm auf, daß sie mit den Strömungen und der Flut auf die Felsen der Inseln aufgelaufen waren. Mittschiffs klaffte ein großes Loch in den Planken, und das Wasser strömte schnell herein.
»Zurück, Männer! Zurück!« rief er, und all seine Leute, die noch unverletzt waren, liefen und kletterten an Bord der Gudruda; doch Ospakar und seine Männer sprangen ins Meer und schwammen dem Ufer entgegen. Dann trennte Skallagrim die Enterhaken mit seiner Axt, und das nicht zu früh, denn kaum hatten sie sich von dem langen Kriegsschiff getrennt, als es vom Felsen glitt und sank und dabei viele Tote und Verletzte mit in die Tiefe zog.
Nun standen Ospakar und einige seiner Gefolgsleute sicher auf den Felsen, und Erik verspottete sie und lud sie ein, an Bord der Gudruda zu kommen.
Ospakar gab keine Antwort. Er stand nur da und biß sich auf die Hand, während das Wasser von ihm hinabrann. Nur sein Sohn Gizur verfluchte sie laut.
Erik war schon entschlossen, sie zu verfolgen, und an Land zu gehen, um sie dort zu stellen; aber dies war ihm wegen der Felsen und wegen des anderen Kriegsdrachens unmöglich, der in einiger Entfernung wartete. Er kam zwar nicht näher heran, kehrte aber auch nicht um.
»Wenigstens das andere Schiff werden wir uns holen«, sagte Erik und wies die Ruderer an, die Riemen wieder auszufahren.
Doch als die Männer an Bord des anderen Schiffes sahen, daß die Gudruda näher kam, legten sie sich sofort in die Riemen und ruderten schnell aufs Meer hinaus, woraufhin ein gewaltiges Gelächter über Eriks Schiff hallte.
»Die werden uns nicht so leicht entwischen«, sagte Erik. »Strengt euch an, Gefährten; ihnen nach!«
Doch die Männer waren so müde vom Kampf, und die Decks so mit Toten und Verwundeten bedeckt, daß Ospakars Schiff schon die Segel gesetzt hatte und im Wind lag, der nun kräftig von der Küste blies, als die Gudruda Fahrt aufgenommen und die Wasserstraße verlassen hatte. Fast eine Meile vor Eriks Bug lag das andere Schiff.
»Nun werden wir sehen, wie gut die Gudruda segelt«, sagte Erik, und sie setzten ebenfalls Segel und machten sich an die Verfolgung.
Dann trug Erik den Männern auf, die Decks von den Toten zu säubern und die Verletzten zu versorgen. Er hatte sieben Mann beim Kampf verloren, und drei waren verletzt worden, einer davon tödlich. Aber an Bord des Schiffes lagen dreiundzwanzig Tote von Ospakars Truppe.
Als man alle ins Meer geworfen hatte, aßen und ruhten die Männer.
»Wir haben uns nicht schlecht geschlagen«, sagte Erik zu Skallagrim.
»Wir werden uns noch besser schlagen müssen«, sagte Skallagrim zu Erik. »Lieber hätte ich Ospakars Kopf auf dem Speigatt liegen sehen als jene seiner Männer; denn neue Krieger kann er sich besorgen, aber keinen neuen Kopf!«
Nun frischte der Wind auf, bis er gegen Mitternacht kräftig blies. Der Maat Hall kam zu Erik und sagte:
»Die Gudruda steckt die Nase tief in Rans Becher. Sag, Erik, sollen wir die Segel reffen?«
»Nein«, gab Erik zurück, »laß alle Segel stehen. Wohin dieser Rabe fliegt, muß mein See-Hirsch folgen.« Und er deutete auf das Kriegsschiff, das vor ihnen die Wellen zerteilte.
Nach Mitternacht kamen Wolken auf, brachten Regen und verbargen das Antlitz der Nachtsonne und des Schiffes, das sie verfolgten. Der Wind wehte noch kräftiger, bis schließlich, als der Regen vorbeigezogen war und die Wolken sich gehoben hatten, das Wasser hoch im Schiff stand, und die Schöpfleute kaum mit ihrer Arbeit nachkamen.
Die Männer murrten, und Hall der Maat murrte von allen am meisten; aber Erik ließ weiterhin Fahrt machen, denn keine zwei Achtelmeilen vor ihnen jagte Ospakars Drache dahin. Aber da die Besatzung nun Angst vor dem Wind und der hohen See bekommen hatte, hatte sie die Segel etwas gerefft und schien sich darauf vorzubereiten, eine Wendung zu
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