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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Gestalt die Arme hoch und schien in den Wellen zu versinken, während ein Geräusch, das wie ein gewaltiges Gelächter klang, vom Meer zum Himmel stieg.
    »Das Ende ist gekommen«, sagte Skallagrim, »man hat uns ins Verderben gelockt.«
    Bevor das letzte Wort über seine Lippen kam, lief das Schiff auf, und zwar so heftig, daß sie über das Deck rollten. Plötzlich wurde der Himmel klar, der Mond kam hervor, und vor ihnen waren Klippen und Felsen, und hinter ihnen raste eine gewaltige Welle heran. Aus dem Schiffsraum kam ein Aufschrei, denn nun waren ihre Gefährten wach und wußten, daß der Tod sie erwartete.
    Erik umklammerte Skallagrim und sah nach achtern. Die Welle raste heran. Eine solche Welle hatte er wahrlich noch nicht gesehen. Sie schlug auf das Schiff ein, und die Gudruda brach unter ihrer Wucht auseinander.
    Aber Erik Hellauge und Skallagrim Lammschweif wurden auf ihrem Kamm emporgehoben und wußten nichts mehr.
    Swanhild kauerte sich in ihrer schrecklichen Erscheinung auf dem Boden der Frauengemächer in Atlis Halle zusammen und überdachte die Visionen, die an ihr vorbeigezogen waren. Plötzlich erschien eine Frauengestalt – ihre eigene.
    »Es ist vollbracht, Blutschwester«, sagte sie mit ihrer eigenen Stimme. »Fröhlich bin ich über die Wellen geschritten, und oh, fröhlich war der Schrei von Eriks Leuten, als Ran sie in ihrem Netz fing! Sei wieder du selbst, Blutschwester – sei so schön, wie du verderbt bist; dann erhebe dich und wecke deinen Herrn Atli auf. Geht gemeinsam zur Meeresbucht an den südlichen Klippen und seht nach, was ihr dort finden werdet. Wir werden uns nicht mehr begegnen, bis dieses Spiel zu Ende gespielt und ein neues eingeläutet ist.« Und Swanhilds Gestalt kauerte sich vor der Kröte mit dem Hexenkopf nieder und krächzte: »Geh! Geh!«
    Da fühlte Swanhild, wie das Fleisch zu ihr zurückkam, und im gleichen Maße, wie es an ihr wuchs, verblich die Gestalt der todesköpfigen Kröte.
    »Leb wohl, Blutschwester!« pfiff ihre Stimme. »Sei so fröhlich, wie du nur kannst, aber noch fröhlicher werden unsere Nächte sein, wenn du mit Erik über die Meere gesegelt bist. Leb wohl! Leb wohl! Werwolf hast du mich einst gerufen, und als Wolf kam ich. Ratte hast du mich einst gerufen, und als Ratte kam ich. Kröte hast du mich einst gerufen, und als Kröte kam ich. Sag, wie wirst du mich zu guter Letzt rufen, und in welcher Gestalt werde ich kommen, Blutschwester? Bis dahin leb wohl!«
    Und die Gestalt war fort, und alles war still.

 

    XVII
    WIE ASMUND DER PRIESTER UNNA, THORODS
    TOCHTER, HEIRATETE
    Nun kehrt die Geschichte nach Island zurück.
    Als Hellauge aufgebrochen war, ging Gudruda die Schöne eine Weile wie eine frisch Verwitwete traurig am Strand auf und ab. Dann kam die Flut. Die Männer erzählten, daß Ospakar Schwarzzahn Erik mit zwei Langschiffen aufgelauert und daß Erik gekämpft und einen Drachen mit großem Verlust für Ospakar versenkt hatte. Sie berichteten auch, daß Schwarzzahns zweites Drachenschiff, die Rabe, vor dem Wind davongesegelt war und Erik es in einem sich zusammenbrauenden Sturm verfolgt hatte. Aber über das Schicksal der beiden Schiffe blieb viele Monate jede Nachricht aus, und man munkelte, sie seien beide im Sturm untergegangen und Erik sei tot.
    Aber Gudruda wollte dies nicht glauben. Als Asmund der Priester, ihr Vater, sie fragte, warum sie es nicht glaube, gab sie zurück, daß ihr Herz gewiß zu ihr gesprochen hätte, wäre Erik tot. Dazu meinte Asmund, dies könne schon sein.
    Als die Heuernte eingebracht war, bereitete Asmund alles für seine Hochzeit mit Unna, Thorods Tochter und Eriks Base, vor.
    Nun war vereinbart, daß das Hochzeitsfest auf Middalhof abgehalten werden sollte; denn Asmund wollte eine große Gesellschaft zur Hochzeit einladen, und auf dem Kaltrücken war kein Platz für so viele Menschen. Auch wurden einige aus dem Stamm Thorods, Unnas Vater, aus dem Osten und Norden zum Fest eingeladen. Schließlich war alles vorbereitet, und die Gäste kamen in großen Scharen, denn in dieser Gegend war seit vielen Jahren kein dermaßen großes Fest mehr gefeiert worden.
    Am Vorabend der Hochzeit sprach Asmund mit Groa. Nachdem sich das Hexenweib von seiner Krankheit erholt hatte, legte es ständig die gebotene Bescheidenheit zu Tage. Groa schlich wie eine Ratte durch die Nacht; sie sprach nur wenig und hielt den Blick gesenkt. Auch sie war damit beschäftigt, alles fürs Fest vorzubereiten.
    Als Asmund durch die Halle

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