Erik der Wikinger
leuchten, und ihr Gesicht war so abscheulich wie das eines Trolls.
Asmund erbleichte und legte die Hand an den Kopf, als wolle er nachdenken, und rief dann laut:
»Trink nicht, Unna! Der Trank ist vergiftet!« Und er schlug mit der Hand nach dem Becher.
Er traf ihn tatsächlich, und zwar so hart, daß er ihr aus der Hand und weit durch die Halle flog.
Aber Unna hatte schon einen großen Schluck genommen.
»Der Trank ist vergiftet!« rief Asmund und deutete auf Groa, während alle Männer reglos dastanden und nicht wußten, was sie tun sollten.
»Der Trank ist vergiftet!« rief er ein drittes Mal. »Und diese Hexe da hat ihn vergiftet!« Und er faßte sich an die Brust.
Da lachte Groa so schrill, daß die Männer, die sie hörten, erzitterten.
»Ja, Herr«, rief sie, »der Trank ist vergiftet, und Groa die Hexe hat es getan! Ay, reiß dir das Herz aus dem Leib, Asmund, und Unna, werde du bleich wie der Schnee – wenn meine Medizin Kraft hat, werdet ihr bald noch bleicher sein! Hört, ihr Männer! Asmund der Priester ist Swanhilds Vater, und viele Jahre lang war ich Asmunds Geliebte. Was habe ich dir gesagt, Herr? Daß ich euch beide tot sehen würde, ehe Unna meinen Platz einnimmt! Ay, und auf Gudruda die Schöne, deine Tochter, und deinen Sohn Björn, und auf Erik Hellauge, Gudrudas Liebsten, und auf viele Männer mehr wird mein Fluch fallen! Reiß dir das Herz aus dem Leib, Asmund! Unna, werde du weiß wie der Schnee! Der Trank ist vergiftet, und Groa, Rans Geschenk, Groa das Hexenweib, Groa, Asmunds Geliebte, hat ihn vergiftet.«
Und noch ehe ein Mann die Hand erheben konnte, um sie festzuhalten, glitt Groa am Hohesitz vorbei und war verschwunden.
Für eine Weile standen alle stumm da. Asmund gab es auf, sich an die Brust zu fassen. Er erhob sich und sprach mit schwerer Zunge:
»Nun erfahre ich, daß die Sünde ein Stein ist, der den erschlägt, der ihn wirft. Gudruda die Sanfte sprach wahr, als sie mich vor dieser Frau warnte. Frisch getraut und schon tot! Unna, lebe wohl!«
Und augenblicklich fiel Asmund nieder und starb neben dem Hohesitz seiner eigenen Halle.
Unna sah mit aschgrauem Gesicht zu ihm hinab. Dann griff sie sich an die Brust, sprang auf und lief schreiend durch die Halle. Die Männer machten ihr Platz, und an der Tür brach auch sie tot zusammen.
Dies war das Ende von Asmund Asmundson dem Priester und von Unna, Thorods Tochter, Eriks Base, seiner frischvermählten Braut.
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen in der Halle. Doch noch bevor das Echo von Unnas Geschrei erstorben war, rief Björn laut: »Die Hexe! Wo ist die Hexe?«
Dann sprangen die Männer mit wütendem Geschrei auf, griffen nach den Waffen und liefen aus dem Haus. Hinaus rannten sie, und dort, auf dem Hügel, hoch über ihnen, kletterte eine schwarze Gestalt behende empor. Sie heulten wie Hunde, die eine Wolfsfährte aufgenommen hatten, und eilten den Hügel hinauf.
Sie erklommen die Hügelkuppe und befanden sich nun am Rand des Goldfuchses. Und siehe da, das Hexenweib hatte das Flußbett durchquert, da wenig Regen gefallen war und das Wasser niedrig floß. Groa stand auf dem Schafsattel, und das Wasser rann aus ihrem Umhang. Auf dem Schafsattel stand die Hexe und verfluchte die Männer.
Björn nahm einen Bogen und legte einen Pfeil auf die Sehne. Er schoß, und der Pfeil sirrte durch die Luft und traf sie, durchbohrte ihr Herz. Mit einem Aufschrei warf Groa die Arme hoch.
Dann stürzte sie hinab. Sie fiel auf den Wolfsfang, wo Erik einst gestanden hatte, schlug dort auf, stürzte in die brodelnden Tiefen und ward nie mehr gesehen.
So heiratete Asmund der Priester also Unna, Thorods Tochter, und dies war das Ende des Festes.
Danach herrschte Björn, Asmunds Sohn, auf Middalhof, und nahm auch die Stelle als Priester ein. Er ließ nach Koll dem Halbgescheiten suchen, um ihn zu töten, aber Koll versteckte sich in den Bergen und im Moor und fand nach vielen Monaten ein Schiff, auf dem er eine Passage nach Schottland bekam.
Nun war Björn ein harter Mann und ein gieriger. Er war kein Freund von Erik Hellauge und drängte Gudruda unentwegt, Ospakar Schwarzzahn zu heiraten. Doch auf diesen Rat wollte Gudruda nicht hören, denn Tag und Nacht dachte sie an ihren Liebsten. Im nächsten Sommer kam die Botschaft, Erik sei in Irland in Sicherheit, und die Männer sprachen von seinen Taten und berichteten, wie er und Skallagrim allein Ospakars Schiff eingenommen hatten. Nach diesen Neuigkeiten ging Gudruda eine Weile
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