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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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durfte erst im Mittsommer nach Island aufbrechen, wenn seine drei Jahre der Ächtung vorüber waren.
    Der Winter verging, und der Frühling kam. Dann rief Atli seine Männer zusammen und stieg mit ihnen und Erik in die Boote, um zum Wohnsitz des Häuptlings zu rudern, der seine Ländereien besetzt hielt. Dort stellten sie ihn, und es folgte ein harter Kampf. Aber am Ende wurde der Mann von Skallagrim getötet, und Erik vollbrachte große Taten, wie man es von ihm gewohnt war. Nun wurde Erik in diesem Kampf von einem Speer am Fuß verwundet, und man mußte ihn nach Straumey zurücktragen; dort lag er viele Tage in der Halle nieder, und Swanhild pflegte ihn, und die meisten Tage verbrachte er mit ihr plaudernd in den Frauengemächern.
    Als Eriks Verletzung fast verheilt war, brach der Graf mit all seinen Leuten zu einer gewissen Orkney-Insel auf, um noch ausstehenden Tribut einzutreiben, und Skallagrim ging mit ihm. Aber Erik begleitete ihn wegen seiner Verletzung nicht; er fürchtete, die Wunde könne wieder aufbrechen, wenn er zu große Strecken marschierte. So kam es, daß er bis auf ein paar Frauen fast allein mit Swanhild zurückblieb.
    Als Atli nun seit drei Tagen unterwegs war, teilte man Swanhild mit, ein Mann von Island wünsche mit ihr zu sprechen. Sie ließ ihn ins Frauengemach bringen, wo sie ungestört waren, denn Erik war zum Fischen an die Küste gegangen.
    Der Mann kam, und sie erkannte ihn sofort als Koll den Halbgescheiten, den Leibeigenen ihrer Mutter Groa. Um seine Schultern hing der Mantel, den Ospakar Schwarzzahn ihm gegeben hatte; er war jetzt stark abgetragen, und Koll wirkte hungrig und erschöpft.
    »Woher kommst du, Koll?« fragte sie. »Und welche Botschaften bringst du?«
    »Zuletzt aus Schottland, Herrin, wo ich den Winter verbrachte; zuvor war ich auf Island. Und was meine Botschaften betrifft, so sind sie schwerwiegend, wenn du sie nicht schon vernommen hast. Asmund der Priester ist tot, und tot ist auch sein Weib Unna, vergiftet von deiner Mutter Groa, auf ihrem Hochzeitsfest. Tot ist auch deine Mutter. Björn, Asmunds Sohn, hat sie mit einem Pfeil erschossen, und sie liegt im Goldfuchs-See.«
    Nun verbarg Swanhild eine Weile ihr Gesicht in den Händen. Dann hob sie es, und es war ganz bleich. »Sprichst du die Wahrheit, Fuchs? Ich schwöre dir – wenn du lügst, lasse ich dir die Zunge aus dem Mund reißen!«
    »Ich spreche die Wahrheit, Herrin«, gab er zurück. Aber er sprach nicht die ganze Wahrheit, denn er sagte nichts von der Rolle, die er beim Tode Asmunds und Unnas gespielt hatte. Dann erzählte er ihr, wie das Ende sie ereilt hatte. Swanhild hörte schweigend zu. Dann sagte sie: »Welche Nachrichten gibt es von Gudruda, Asmunds Tochter? Ist sie verheiratet?«
    »Nein, Herrin. Die Leute sprechen von ihr und Ospakar, das war alles.«
    »Höre, Koll«, sagte Swanhild, »wo du solch schlechte Nachrichten bringst, kannst du da deren Bedeutung nicht ein wenig verschieben? Erik Hellauge ist hier. Kannst du ihm nicht schwören, daß es bei deiner Abreise von Island hieß, ohne Frage hätte sich Gudruda mit Ospakar verlobt, und die Hochzeit habe am letzten Julfest stattfinden sollen? Du siehst hungrig aus, Koll, und mich deucht, dir ist es in letzter Zeit nicht allzu gut ergangen. Nun, wenn du dein Gedächtnis auf diese Art auffrischen kannst, sollst du nichts daran verlieren. Aber wenn du es nicht kannst, dann gehst du ohne einen Glückspfennig in der Börse und ohne eine Suppe, mit der du dir den Bauch vollschlagen kannst, von dannen.«
    Nun wünschte Koll von allem am wenigsten, von Straumey fortgeschickt zu werden; denn obwohl Swanhild es nicht wußte, auf dem Festland wurde er als Dieb gesucht.
    »Das kann ich schon tun, Herrin«, sagte er und sah sie listig an. »Gerade fällt mir ein, daß Gudruda die Schöne mir eine bestimmte Botschaft für Erik Hellauge auftrug, falls ich ihn auf meinen Reisen zufällig sehen sollte.«
    Und so sprachen Swanhild, Atlis Weib, und Koll der Halbgescheite lange und ernst miteinander.
    Bei Anbruch der Dunkelheit kam Erik vom Fischen zurück. Ihm war leicht ums Herz, denn die Zeit kam näher, da er nach Hause segeln konnte, und er dachte an nichts Böses. Denn nun fürchtete er Swanhild nicht mehr, und da von Island keine neue Nachricht über Ospakar und Gudruda gekommen war, dachte er kaum noch an diese Sache. Er kam in die Halle, wegen seiner Verletzung noch ein wenig hinkend, aber mit einem Lied auf den Lippen, und den gefangenen Fisch hatte er

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