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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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sie nicht mehr.
    »Bei meinem Leben«, sagte sie sich in ihrem Herzen, »bevor der Frühlingsregen fällt, werde ich dich dazu bewegen, diesen Eid zu brechen, Erik. Ay, ich werde eine Locke aus deinem hellen Haar schneiden und sie als Liebespfand Gudruda schicken.«
    Aber Erik saß noch immer auf dem Felsen und dachte nach. Swanhild hatte eine böse Saat des Zweifels in sein Herz gesetzt, und sie schickte schon ihre Wurzeln aus. Was, wenn die Berichte wahr waren? Was, wenn Gudruda sich Ospakar hingegeben hatte? Nun, sollte dem so sein, dann würde sie bald Witwe sein, das schwor er sich.
    Dann erhob er sich und ging grimmig zur Halle.

 

    XIX
    WIE KOLL DER HALBGESCHEITE BOTSCHAFTEN
    VON ISLAND BRACHTE
    Als Erik zur Halle ging, traf er Atli den Grafen, der ihn suchte. Atli begrüßte ihn.
    »Ich habe seltsame Dinge geschehen sehen, Erik«, sagte er, »aber nichts war seltsamer als deine Ankunft und wie sie verlief. Swanhild hat das Zweite Gesicht, und sie hat einen Traum des Verderbens geträumt.«
    »Ich glaube auch, daß sie das Zweite Gesicht hat«, sagte Erik. »Und nun, Graf, wisse dies: Es kann dir nur wenig Gutes widerfahren von den Händen eines Mannes, den du aus dem Meer gerettet hast.«
    »Ich setze kein Vertrauen in solche Altweibermärchen«, gab Atli zurück. »Hierher bist du gekommen, und es ist mein Wille, daß du hier verweilen sollst. Zumindest werde ich dir nicht dabei helfen, von dannen zu ziehen.«
    »Dann müssen wir auf Straumey bleiben, scheint es«, sagte Erik, »denn von all meinen Gütern und Besitztümern ist mir nur das allein verblieben.« Und er sah auf Weißfeuer hinab.
    »Du hast immer noch den einen oder anderen Goldreif am Arm«, gab der Graf lachend zurück. »Aber ehrlich, Erik, du möchtest doch gar nicht aufbrechen?«
    »Ich weiß es nicht, Graf. So höre: Es ist nur gerecht, daß ich mit dir aufrichtig bin. Einst, als du Swanhild geheiratet hast, war sie anderer Gesinnung.«
    »Ich habe so etwas gehört, und ich habe mir noch mehr gedacht, Hellauge; aber mir scheint, Swanhild hat sich nur wenig geändert. Sie ist so kalt wie Eis und wäre keinem Mann ein gutes Weib.« Und Atli seufzte: »›Wo die Sonne nicht scheint, da schmilzt kein Schnee‹, so lautet das Sprichwort. Du bist ein ehrlicher Mann, Erik, und flüsterst anderen nichts über deren Frauen ins Ohr.«
    »Mir liegt es wahrlich fern, dir so etwas anzutun, Graf, aber wisse, daß einer Frau List und Schönheit Klingen sind, die nur wenige Schilde aufhalten können. Nun habe ich gesprochen, und es fiel mir nicht leicht, diese Worte vorzubringen. Aber es sei, wie du es willst.«
    »Es ist mein Wille, daß du diesen Winter hier verbringen sollst, Erik. Ginge es nach mir, würdest du niemals woanders sein. Hör zu: In letzter Zeit ist es mir nicht gut ergangen. Das Alter hat mich im Griff, und die Feinde erheben sich nur allzu gern gegen einen, der keine Söhne hat. Es war auch eine schlechte Heirat, die ich mit Swanhild drüben eingegangen bin. Sie liebt mich nicht, und ich habe kein Glück mehr gefunden, seit ich zum erstenmal ihr Gesicht sah. Überdies habe ich den Eindruck, daß meine Tage fast vorüber sind. Swanhild hat mir schon den Tod vorausgesagt, und wie du weißt, hat sie das Zweite Gesicht. So bitte ich dich, Erik, verweile hier, solange du kannst, denn ich möchte dich an meiner Seite haben.«
    »Es sei, wie du es wünschst, Graf«, sagte Erik.
    So verbrachten Erik Hellauge und Skallagrim Lammschweif diesen Winter in der Halle von Atli dem Grafen auf Straumey. Viele Wochen lang ging alles gut, und Erik vergaß seine Befürchtungen, Swanhild war sanft zu ihm und freundlich. Ihr gefiel es sehr, sich mit ihm zu unterhalten, selbst über ihre Rivalin Gudruda: aber kein Wort der Liebe ging über ihre Lippen. Trotzdem wartete sie nur den richtigen Augenblick ab, denn wenn sie zuschlug, so war sie entschlossen, ihr Ziel zu erreichen. Atli und Erik waren stets Seite an Seite, und Erik gab dem Grafen so manchen guten Rat. Er versprach, dem Grafen in einer gewissen Sache behilflich zu sein, denn bei seiner aufrechten Gesinnung waren seine Zweifel verflogen, und er brachte Swanhild keine Furcht mehr entgegen. Auf dem Festland lebte ein gewisser Häuptling, der große Ländereien Atlis erobert und seit über einem Jahr besetzt gehalten hatte. Nun gab Erik sein Wort, daß er, bevor er im Frühsommer nach Island segelte, gegen diesen Mann antreten und ihn, wenn er es konnte, von Atlis Land vertreiben würde. Denn Hellauge

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