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Erik der Wikinger

Erik der Wikinger

Titel: Erik der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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geblasen – sei gewiß, du hast nur geträumt. Ach, Erik, fürchte mich nicht mehr; vergiß das Böse, das ich in der Blindheit und Narretei meiner Jugend gesponnen habe. Nun stehen die Dinge anders mit mir. Nun bin ich eine verheiratete, meinem Herrn treu ergebene Frau. Wenn ich dich jetzt noch liebe, dann nur mit der Liebe einer Schwester. Vergiß daher meine Sünden und erinnere dich nur daran, daß wir als Kinder auf den Hügeln Islands spielten. Erinnere dich daran, daß wir als Junge und Mädchen über die Marsch geritten sind, und uns die Seemöwen umkreisten und laut klagten. Die Welt ist kalt, Erik, und wir fanden nur wenige Freunde in ihr; viele sind schon von uns gegangen, und bald wird die freundlose Dunkelheit kommen. So weise mich nicht zurück, mein Bruder und Freund; sondern laß uns für die kleine Weile, während du in Atlis Halle weilst, Hand in Hand gehen, wie wir vor langer Zeit auf Island gegangen sind und Frühlingsblumen gesammelt und beobachtet haben, wie die Mitternachtsschatten die eisigen Kuppen der Jökulle emporkriechen.« Dies sagte Swanhild überaus lieblich zu ihm, mit leiser, melodiöser Stimme, während sich Tränen in ihren Augen sammelten; sie sprach über das Island, das er so liebte, und über längst vergangene Tage, bis es Erik ganz warm ums Herz wurde.
    »Fast glaube ich dir, Swanhild«, sagte er und streckte die Hand aus, »aber ich weiß, daß du nie zweimal gleicher Stimmung bist, und das geht über mein Verständnis. Du hast viel Böses getan und versucht, noch mehr zu tun; auch liebe ich nicht jene, die offenbar das Meer der Nacht durchstreifen. Doch halte dich an das, was du zuletzt gesagt hast, und es wird Friede zwischen uns sein, solange ich hier verweile.«
    Sie berührte flüchtig seine Hand und wandte sich zum Gehen. Doch als sie ging, sprach Erik erneut: »Sag, Swanhild, hast du Nachrichten von Island drüben? Seit über zwei Jahren habe ich kein Wort von Asmund oder Gudruda gehört.«
    Sie erstarrte, und ein dunkler Schatten, den er nicht sehen konnte, huschte über ihr Gesicht.
    »Ich habe nur wenige Neuigkeiten, Erik«, sagte sie und wandte sich um, »und diese wenigen sind, wenn ich ihnen vertrauen kann, schlecht genug. Denn dies sind die Gerüchte, die ich gehört habe: Asmund der Priester, mein Vater, ist tot; Groa, meine Mutter, ist tot – wie gestorben, weiß ich nicht; und Gudruda die Schöne schließlich, deine Liebste, ist Ospakar Schwarzzahn versprochen und heiratet ihn im Frühling.«
    Da sprang Erik mit einem Fluch auf und ergriff Weißfeuer. Dann setzte er sich wieder auf den Stein und bedeckte sein Gesicht mit den Händen.
    »Sei nicht traurig, Erik«, sagte sie sanft, »ich setze kein Vertrauen in diese Nachrichten, denn Gerüchte ändern, wie die Schwarzrückenmöwe, oftmals die Farbe auf ihrem Flug übers Meer. Auch habe ich sie nur aus fünfter Hand vernommen. Zumindest bin ich sicher, daß Gudruda dich niemals ohne Grund aufgeben wird.«
    »Wenn dies wahr ist, wird es Ospakar schlecht ergehen«, sagte Erik mit grimmigem Lächeln, »denn Weißfeuer ist mir noch geblieben, und damit ein wahrer Freund.«
    »Eile nicht dem Unheil entgegen, Erik. Mit den Sommerblumen sollst du nach Island kommen und Gudruda treu und noch schöner als zuvor vorfinden. Weißt du, daß Hall von Lithtal, der dein Maat war, zwei volle Monate hier verweilt hat? Er ist erst heute morgen gegangen; warum, weiß ich nicht, aber er hat die Botschaft hinterlassen, daß er nicht mehr zurückkehren wird.«
    »Daran hat er gut getan«, sagte Erik und erzählte ihr, wie Hall das Tau durchtrennt hatte.
    »Ay, er hat wirklich gut daran getan«, gab Swanhild zurück. »Hätte Atli dies gewußt, er hätte Hall mit Seegrasruten davongeprügelt. Und nun, Erik, möchte ich noch eins von dir wissen: Warum trägst du das Haar so lang wie eine Frau? Wahrlich, nur wenige Frauen haben so langes Haar wie du.«
    »Aus diesem Grund, Swanhild: Ich habe Gudruda geschworen, daß niemand mein Haar schneiden wird, bis sie es schneiden kann. Es ist wahrlich eine große Last für mich, denn keinem wächst das Haar so schnell und stark wie mir. Bei einem Kampf hat man mich einst am Haar gepackt, und ich hätte beinahe das Leben verloren. Doch ich werde das Gelöbnis halten, selbst wenn mir das Haar bis auf die Füße wächst.« Und er lachte ein wenig und warf seine goldenen Locken zurück.
    Swanhild lächelte ebenfalls, wandte sich um und ging. Doch als ihr Gesicht vor ihm verborgen war, lächelte

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