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Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)

Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)

Titel: Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Blick, bis sie ihn nicht mehr sah. Dann kehrte sie in ihre Kabine zurück und legte sich auf die Pritsche, völlig erschöpft, aber auch wütend über das, was sich ereignet hatte. Dort blieb sie liegen, bis sie verschiedene Kommandorufe hörte und die Erschütterung spürte, als der Druck in den Dampfkesseln zunahm, und schließlich das Rasseln der Ketten, als das Schiff ablegte.
    Warum hatte sie das Schiff nicht verlassen, um Moses zu folgen? Warum hatte sie nicht den Mut dazu?
    Für einen kurzen Augenblick habe ich alles klar gesehen, dachte sie. Dann habe ich nicht gewagt, die Konsequenzen zu tragen.
    Nach vielen Stunden ging sie hinaus an Deck. Sie hatte sich sorgfältig frisiert und ein anderes Kleid angezogen. Sie stellte sich an die Reling. Die weißen Passagiere an Bord machten ihr Platz. Nicht aus Höflichkeit, das spürte sie, sondern als Ausdruck ihrer Ablehnung.
    In ihren Augen habe ich mich in eine Hure verwandelt, dachte sie. Ich habe einen schwarzen Mann in meine Kabine mitgenommen und das Schändlichste begangen, was diese Menschen sich vorstellen können.
    Sie schaute auf die weiße Stadt, die dort drüben an den Hängen hochkletterte und sich im zunehmenden Sonnendunst aufzulösen schien. Der Kurs war jetzt nördlich, die Sonne stand hoch am Himmel, und sie wurde zu der ersten Mahlzeit gerufen, die serviert wurde. Aber sie lehnte dankend ab, sie wollte den Abschied von der Stadt, die sie nie mehr wiedersehen würde, nicht unterbrechen.
    Plötzlich stand ein Mann an ihrer Seite. Sie hatte das vage Gefühl, ihn zu kennen, ohne ihn einordnen zu können. Er grüßte und reichte ihr dann die Hand. »Kapitän Fortuna«, sagte er. »Willkommen an Bord.«
    Er roch stark nach Bier, und sein Atem war wie eine ferne Erinnerung an Senhor Vaz. Er war in den Vierzigern, braungebrannt und sehnig.
    »Danke«, sagte sie. »Wie wird das Wetter während der Reise?«
    »Still und ruhig. Dünung, nichts weiter.«
    »Eisberge?«
    Kapitän Fortuna sah sie fragend an. Dann brach er in Lachen aus, da er glaubte, sie wolle mit ihm scherzen.
    »Keine anderen Eisberge als die, die wir in den Eiskästen haben«, antwortete er. »Hier gibt es keine Unterwasserriffe, nichts, was einem Schiff gefährlich werden könnte, wenn man sich weit genug vom Land fernhält. Ich steuere dieses Schiff seit bald zehn Jahren. Das größte Drama verursachte ein Zuchtbulle, den wir an Bord hatten und der verrückt wurde und über die Reling sprang. Er war leider nicht zu retten. Er nahm schwimmend Kurs auf Indien. Da es in der Nacht geschah, konnten wir ihn nicht lokalisieren.«
    »Ich bin nie in Beira gewesen«, sagte Ana. »Ich weiß nichts von dieser Stadt. Können Sie mir ein Hotel empfehlen?«
    »Africa Hotel«, sagte Kapitän Fortuna. »Ganz neu erbaut. Ein einzigartiges Hotel. Dort sollte die Senhora wohnen.«
    »Ist die Stadt groß?«
    »Nicht so groß wie Lourenço Marques. Der Weg zu dem Hotel ist sehr kurz.«
    Kapitän Fortuna grüßte erneut und begab sich zu dem Fallreep, das zur Kommandobrücke hinaufführte.
    Plötzlich wusste Ana, wo sie ihn gesehen hatte. Einmal oder mehrere Male hatte Kapitän Fortuna das Bordell besucht. Er war nicht in Uniform gekommen. Deshalb hatte sie ihn zuerst nicht erkannt.
    Ich bin von meinen alten Kunden umgeben, dachte sie. Und er weiß, dass ich seine Wirtin war.
    Sie kehrte zu ihrer Kabine zurück und legte sich wieder auf die Pritsche. Sie tastete mit der Hand über ihren Unterleib und dachte, wenn sie ein Kind bekäme, würde sie es leben lassen. Wohin sie auch reiste, nachdem sie ihren Auftrag in Beira erfüllt hätte, nie wieder wollte sie in die Nähe eines Friedhofs für Fehlgeburten, Föten und unerwünschte Neugeborene kommen.
    Ein Versprechen, dachte sie. Ich lege einen Eid ab, den nur ich kenne. Was für einen Wert hat er?
    Sie ließ sich das Essen in die Kabine bringen, da sie nicht in der Gesellschaft neugieriger und klatschsüchtiger Menschen speisen wollte.
    Als die Dunkelheit hereingebrochen war, ging sie wieder an Deck und atmete die erfrischende Luft ein. Der Sternenhimmel war klar. Sie konnte Moses’ Gegenwart dicht neben sich spüren. Aber auch die von Lundmark und vielleicht sogar die von Senhor Vaz. Eine Seilwinde zu ihren Füßen könnte der zusammengerollte schlafende Carlos sein.
    In der Ferne: Laternen, Sternschnuppen, ein Leuchtturm mit Blinkfeuer am Horizont.
    Kapitän Fortuna tauchte plötzlich aus den Schatten auf. Er roch nicht mehr nach Bier, jetzt roch er nach

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