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Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)

Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition)

Titel: Erinnerung an einen schmutzigen Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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davon, dass auf schwarze Menschen kein Verlass war. Ohne ihre weißen Herren würden sie immer noch ein Leben führen, wie es die Europäer vor Hunderten von Jahren hinter sich gelassen hatten.
    Senhor Vaz war ein überzeugter Verfechter des Glaubens an die zivilisatorische Aufgabe der weißen Rasse auf dem afrikanischen Kontinent. Aber das bedeutete nicht, dass er seine Frauen im Bordell schlecht behandelte. Er konnte zwar Ohrfeigen austeilen, wenn er unzufrieden war. Doch er ließ es nie in eine längere Misshandlung ausarten.
    Senhor Vasconselous dachte über das nach, was sein Freund auf dem Herzen hatte, und läutete dann mit einer Glocke. Seine Sekretärin kam ins Zimmer, eine stark übergewichtige Frau. Senhor Vaz kannte sie aus der Kathedrale, in der er sonntags die Messe besuchte. Sie erhielt den Auftrag, Schwester Ana Dolores zu holen, die im Trakt für Geisteskranke arbeitete.
    Senhor Vaz war für einen Augenblick bedenklich gestimmt, als er das hörte, und er fragte sich, ob sein Freund Vasconselous ihn missverstanden habe. Er brauchte keine Hilfe bei der Pflege einer weißen Frau, die an Wahnsinn litt. Sie war in sein Haus gekommen, sie hatte im voraus für eine Reihe von Nächten bezahlt, und dann hatte sie plötzlich angefangen zu bluten. Die Blutung hatte jetzt aufgehört, aber sie war immer noch matt und brauchte Pflege.
    Letzteres schrieb er in kindlichen Druckbuchstaben auf. Senhor Vasconselous las es mit seinem kurzsichtigen Auge und antwortete nur: Si, entendo und zündete einen Zigarrenstummel an.
    Ana Dolores war sehr mager, ihr scharf geschnittenes Gesicht war geprägt von einer vagen Bitterkeit. Senhor Vaz zögerte, sobald sie das Zimmer betrat und ihren Auftrag erklärt bekam. Für ihn war es wichtig, dass sie seine Kunden nicht abschreckte, aber sie musste sich auch gut um die weiße Frau kümmern, die in Zimmer Nummer 4 im Bett lag. Schnell entschied er, dass er sich auf seinen Freund verlassen musste, der sie vorgeschlagen hatte.
    Sie vereinbarten den Lohn und kamen überein, dass sie schon am selben Abend anfangen sollte. Ob Ana Dolores O Paraiso kannte oder nicht, konnte Senhor Vaz an ihrem Gesichtsausdruck nicht ablesen. Immerhin war die rua Bagamoio die bekannteste Hurenstraße in ganz Südafrika, das konnte ihr kaum entgangen sein. Vaz, der eine gewisse Vorstellung davon hatte, was eine erfahrene Krankenschwester verdiente, hatte den Lohn sofort verdoppelt. Aus finanziellen Gründen sollte sie jedenfalls nicht zögern. Außerdem versprach er ihr das Zimmer Nummer 2, das größte des Hauses, fast eine kleinere Suite mit einem Schlafalkoven und einem großen Eckfenster, das auf die Hausdächer hinausging, hinunter zum Hafen und der Halbinsel Katembe.
     
    So kam es, dass Hanna Ana Dolores kennenlernte. Als sie am folgenden Morgen aufwachte, war es nicht mehr Felicia, die im Korbstuhl am Fenster saß, oder Laurinda, die auf lautlosen Sohlen das Teetablett hereintrug. Jetzt stand eine weißgekleidete Krankenschwester im Zimmer und starrte sie an. Wortlos griff sie nach Hannas Hand und fühlte ihren Puls. Danach, ohne zu verraten, ob sie zufrieden war oder nicht, beugte sie sich über Hannas Gesicht, zog die unteren Ränder der Lider herunter und studierte ihre Pupillen. Hanna nahm wahr, dass die fremde Frau nach einer ihr unbekannten Frucht oder Blüte roch. Nachdem sie ihre Augen untersucht hatte, zog sie brüsk die dünne Decke weg und entblößte Hannas Unterleib. Es ging so schnell, dass Hanna es nicht schaffte, sich zu bedecken. Sie hob eine Hand, aber die Schwester schlug sie weg wie ein Insekt und schob ihre Beine auseinander. Ohne ein Wort betrachtete sie ihren Schoß, lange, nachdenklich. Dann legte sie die Decke wieder zurück und verließ das Zimmer.
    Laurinda brachte das Teetablett. Sie trug eine dünne Bluse aus weißem Baumwollstoff und hatte eine farbenprächtige capulana um die Hüften geschlungen.
    Hanna hob die Hand und deutete auf die Tür. Sie versuchte, den Umriss der fremden Frau in die Luft zu zeichnen, die gerade das Zimmer verlassen hatte.
    Laurinda verstand.
    »Dona Ana Dolores«, sagte sie.
    Hanna meinte eine Spur von Furcht in Laurindas Stimme zu hören, als sie den Namen der Krankenschwester aussprach.
    Aber sicher konnte Hanna sich dessen nicht sein. Wessen konnte sie hier schon sicher sein.

29
     
    Bei Hanna trat plötzlich eine Infektion mit einem langwierigen Fieberverlauf auf. Zwei Monate lang wurde sie von Ana Dolores gepflegt. Auf das erste Gefühl,

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