Erinnerung Des Herzens
akzeptieren, er würde sie sofort gern haben. Und schließlich hatte sie hier einen Job. Dazu gehörte auch der gesellige Teil, der für sie die schwerste Aufgabe darstellte. Je eher sie damit anfing, um so besser.
Das Licht war gedämpft, und sie nahm den Duft von Rosen, Jasmin und frisch gegossenen Grünpflanzen wahr. Der Swimmingpool wirkte wie ein blaßblauer Halbmond, gespeist von einem bogenförmigen Springbrunnen an einer Ecke. Sie hoffte, dass die Benutzung des Swimmingpools zu den Privilegien der Besucher des Gästehauses gehörte. Andernfalls würde das Zusammenleben mit Brandon die reine Hölle werden.
Auf der Terrasse zögerte sie einen Augenblick, sagte sich dann aber, dass es richtiger wäre, zum Haupteingang zu gehen. Sie kam an einem weiteren sprudelnden Springbrunnen vorbei, an einer Hecke von russischen Ölbäumen, die einen starken Duft ausströmten, und dann entdeckte sie zwei Wagen in der Auffahrt. Einen alten Porsche in flammendem Rot und einen gleichfalls alten, wunderbar überholten Studebaker in Creme - zwei sündhaft teure Wagen.
Als sie an der Vordertür läutete, war das würgende Gefühl in ihrer Kehle verschwunden. Travers öffnete, nickte ihr frostig zu und führte sie in den Salon.
Die Cocktailparty war in vollem Gange. Man hörte leise Musik von Debussy, und ein riesiger Strauß scharlachroter Rosen verbreitete den Duft des Gartens im Innenraum. Die Beleuchtung war sanft und schmeichelnd. Eine perfekte Bühne.
Von der Tür aus überflog Julia rasch die Anwesenden. Da war eine hochbusige Rothaarige in einem engen, glitzernden, schwarzen Abendkleid, die sich entsetzlich zu langweilen schien. Neben ihr stand ein braungebrannter Adonis mit von der Sonne gebleichtem Haar - der Porsche.
Er trug einen sehr korrekten, sehr teuren perlgrauen Anzug und lehnte sich an den Kaminsims, nippte an seinem Drink und flüsterte dem Rotschopf etwas zu. Eine schlanke Frau in eisblauer Kleiderschürze, mit kurzem, rehbraunem Haar, reichte Eve eine frisch gefüllte Champagnerflöte. Die Dame des Hauses prangte in einem weitgeschnittenen royal- blauen Hosenanzug, dessen Farbe je nach Lichteinfall ins Chartreusegrün wechselte. Sie lächelte dem Mann zu, der neben ihr stand.
Julia erkannte Paul Winthrop auf den ersten Blick. Einmal wegen seiner Ähnlichkeit mit seinem Vater, zum anderen von den Photos auf seinen Buchumschlägen. Wie sein Vater zog er viele Blicke auf sich und erweckte viele Wunschvorstellungen. Sein Blick war nicht so einstudiert und vielsagend wie der der anderen Männer im Raum, aber weitaus gefährlicher.
Er sah nicht kühl und gelehrt aus wie auf den Photos, sondern nahbar, menschlicher. Wenigstens er hatte sich den zwanglosen Charakter der Einladung zu Herzen genommen und trug Slacks zu seinem Jackett. Als Eve eine Zigarette anzündete, lächelte er. Dann wandte er sich um, erblickte Julia, und sein Lächeln erlosch.
»Anscheinend ist der letzte Gast eingetroffen, Eve.«
»Ah, Ms. Summers.« Eve glitt quer durch den Raum, Seide raschelte. »Ich bin sicher, dass CeeCee ihre Sache großartig machen wird.«
»Ja, sie ist wundervoll.«
»Sie ist anstrengend, aber das ist halt die Jugend. Was möchten Sie trinken?«
»Nur ein wenig Mineralwasser.« Sie wusste, dass nur ein einziger Schluck von etwas Stärkerem ihr auf Grund der Zeitverschiebung nach dem Flug den Boden unter den Füßen wegziehen würde.
»Nina, Liebe«, rief Eve, »hier ist eine Abstinenzlerin, die ein Perrier-Wasser braucht. Julia, ich darf Sie mit den anderen bekannt machen. Mein Neffe, Drake Morrison.«
»Ich freue mich, Sie kennenzulernen.« Er nahm Julias Hand und lächelte. Seine Hände waren weich und warm, seine Augen fast so grün wie Eves. »Sie sind also diejenige, die Eves Geheimnisse ans Licht bringen wird. Das ist noch nicht mal ihrer Familie gelungen.«
»Weil es nicht die Angelegenheit meiner Familie ist, es sei denn, ich würde es so wollen.« Eve blies langsam den Rauch ihrer Zigarette aus. »Und hier ist... Wie war noch Ihr Name, meine Liebe? Carla?«
»Daria.« Die Rothaarige machte einen Schmollmund, als sie Eve korrigierte. »Daria Rose.«
»Entzückend.« Die Ironie in Eves Stimme ließ Julia aufhorchen. Noch eine Idee schärfer, dachte sie, und die Herrin des Hauses hätte ein Glas damit schneiden können. »Unsere Daria ist ein Schauspielermodell. Was für ein faszinierender Ausdruck. Viel prägnanter als Starlet, wie wir früher gesagt haben. Und dies ist Nina Soloman, meine rechte
Weitere Kostenlose Bücher