Erinnerung Des Herzens
Swimmingpool benutzen. Wenn ich eine Gesellschaft gebe, wird Nina Ihnen rechtzeitig Bescheid sagen.«
Julia zwang sich, wachzubleiben, bis das Dinner beendet war. Selbst das eine Glas Wein war schon zuviel für Sie gewesen. Sie sehnte sich verzweifelt nach ihrem Bett, entschuldigte sich und dankte ihrer Gastgeberin. Es paßte ihr ganz und gar nicht, dass Paul darauf bestand, sie zu begleiten.
»Ich kenne den Weg.«
»Heute Abend haben wir nur wenig Mondlicht.« Er nahm sie am Ellenbogen und führte sie auf die Terrasse hinaus. »In der Dunkelheit könnten Sie leicht im Kreis herumlaufen. Oder Sie könnten im Stehen einschlafen und in den Teich fallen.«
Automatisch rückte sie von ihm ab. »Ich kann auch sehr gut schwimmen.«
»Das mag sein, aber der Chlorgehalt ruiniert Ihr Seidenkleid im Handumdrehen.« Er zog eine schlanke Zigarre aus der Tasche, legte beide Hände um die Flamme seines Feuerzeugs und zündete sie an. Er hatte an diesem Abend schon einiges über sie in Erfahrung gebracht, z.B., dass sie ihr Kind nicht zum allgemeinen Gesprächsgegenstand machen wollte. »Sie hätten Eve sagen können, dass Sie ebenso erschöpft sind wir Ihr Sohn.«
»Mir geht es gut.« Sie blickte ihn von der Seite an und studierte sein Profil, als sie nebeneinander hergingen. »Sie halten nichts von meinem Beruf, Mr. Winthrop?«
»Nein. Aber diese Biographie ist Eves Angelegenheit, nicht meine.«
»Ob Sie etwas davon halten oder nicht, ich erwarte ein Interview.«
»Und Sie bekommen immer das, was Sie erwarten?«
»Nein, aber das, worauf ich wirklich aus bin, bekomme ich, immer.« Sie blieb stehen, als sie die Tür des Gästehauses erreicht hatten. »Danke für Ihre Begleitung.«
Sehr kühl, dachte er. Sehr beherrscht, sehr profihaft. Er hätte ihr das auch ohne weiteres abgenommen, wenn ihm nicht aufgefallen wäre, dass sie ihren rechten Daumennagel völlig abgenagt hatte. Absichtlich trat er einen Schritt näher an sie heran, um ihre Reaktion zu testen. Sie wich zwar nicht zurück, richtete aber sofort eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen auf. Es wäre interessant herauszubekommen, ob sie das bei allen Männern machte oder nur bei ihm. Im Augenblick ging es ihm allerdings nur um eines.
»Eve Benedikt ist die allerwichtigste Person in meinem Leben.« Seine Stimme klang dunkel, sanft und gefährlich. »Seien Sie auf der Hut, Ms. Summers. Seien Sie sehr vorsichtig. Sie möchten mich bestimmt nicht gern zum Gegner haben ...«
Sie hatte feuchte Hände bekommen, und das machte sie wütend. Eiskalt sagte sie: »Es sieht so aus, als wäre das bereits der Fall. Ich werde nur eins sein, Mr. Winthrop, gründlich. Sehr gründlich. Gute Nacht.«
3
Am Montag war Julia gegen zehn Uhr fertig. Sie hatte das Wochenende mit ihrem Sohn verbracht und bei schönem Wetter den versprochenen Ausflug nach Disneyland mit ihm gemacht. Brandon hatte sich schneller an die Zeitverschiebung gewöhnt als sie.
Sie wusste, dass es für beide eine Nervenprobe gewesen war, als sie am Morgen in seine neue Schule gefahren waren. Erst hatte eine Besprechung mit dem Schulleiter stattgefunden, dann war Brandon in seine neue Klasse gegangen. Er war ein sehr kleiner, tapferer Junge. Julia hatte Dutzende von Formularen ausgefüllt, dem Schulleiter die Hand geschüttelt und war ruhig heimgefahren.
Dort war sie dann in Tränen ausgebrochen, was ihr Erleichterung verschafft hatte.
Jetzt läutete sie an der Tür des Hauptgebäudes. Sie hatte sich das Gesicht gewaschen und ein sorgfältiges Make-up aufgelegt. In ihrer Aktentasche hatte sie ihr Tonbandgerät und ihren Notizblock verstaut. Travers öffnete die Tür und schien mißbilligend die Nase zu rümpfen. »Miss Benedict ist oben in ihrem Büro. Sie werden erwartet.« Dann drehte sie sich um und führte Julia hinauf.
Das Büro befand sich im Mittelbalken des »E«. Zur Vorderseite des Hauses öffnete sich ein großes, halbmondförmiges Fenster. Die anderen drei Wände wurden von Regalen eingenommen, in denen man die Trophäen aus Eves langer Karriere bewundern konnte. Zwischen den Statuetten und Medaillen lagen Photos und Erinnerungsstücke aus ihren Filmen. Im Hintergrund hingen alte Filmplakate.
Julia erkannte den weißen Spitzenfächer aus einem ihrer Filme wieder, der um die Jahrhundertwende gespielt hatte, die sehr sexy wirkenden hochhackigen roten Schuhe, die sie getragen hatte, als sie eine ebenso rothaarige ßarsängerin gespielt hatte, und die Lumpenpuppe, an die sie sich geklammert hatte, als
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