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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hatten.« Sie lächelte ein wenig. »Ich auch.«
    Fasziniert legte Julia ihr Kinn auf ihren Handrücken. »War es da nicht schwierig, die Schauspieler daran zu hindern, dass sie einander begegneten?«
    Eve lachte. »Es war eine tolle Zeit.« Sie las Zustimmung in Julias Augen, Interesse, keine Verurteilung - noch nicht. »Aufregend.«
    »Das ist die Sünde immer.« Julia konnte sich das alles lebhaft vorstellen. Die Berühmtheiten, die mit Klatschkolumnisten und mißtrauischen Ehepartnern Versteck spielten. Liebende auf Zeit, die einen Nachmittag frei hatten - sowohl für die aufregende Sünde als auch für befriedigenden Sex. »Da hätte man Zimmermädchen sein müssen«, murmelte sie.
    »Diskretion war das Motto im Bei Air«, erklärte Eve. »Aber natürlich wusste jeder, dorthin musste man gehen, wenn man ein paar Stunden ungestört mit der Ehefrau oder dem Ehemann anderer verbringen wollte. Und Amelia Torrent war kein Dummkopf. Aus Angst vor Entdeckung hatten Gloria und Michael sich in schmutzige kleine Motels zurückgezogen. Mein Gästehaus war damals noch nicht fertig, sonst hätte ich es ihnen zur Verfügung gestellt. Es war die Ironie des Schicksals, dass sie gerade einen Film zusammen drehten, als sie sich in Motelzimmern herumdrückten.«
    »The Blushing Bride«, sagte Julia. »Du lieber Himmel, er spielte darin ihren Vater.«
    »Oh, was Hedda und Louella mit diesem Unschuldsengel wohl gemacht hätten.«
    Bei diesem Gedanken musste Julia laut lachen. »Es tut mir leid, sicher war es damals ernst und romantisch, aber es wirkt zugleich anrüchig genug, um auch spaßig zu sein. Nach all dem väterlichen Getue und den töchterlichen Streichen auf der Leinwand eilten die beiden dann los, um sich für ein paar Stunden irgendwo ein Zimmer zu mieten. Stellen Sie sich nur vor, was passiert wäre, wenn sie die Rollen mal durcheinandergebracht hätten.«
    Auch Eve musste in ihr Glas kichern. »Oh, dass mir das nie zugestoßen ist.«
    »Es wäre wundervoll gewesen. Die Kamera rollt näher, als er gerade sagt: >Meine junge Dame, ich sollte dich übers Knie legen und dir eine gehörige Tracht Prügel geben.<
    Und sie, mit glänzenden Augen und zitternden Lippen; >0 ja, Papa, bitte!«<
    »Klappe.« Julia lehnte sich zurück. »Das wäre ein Klassiker geworden.«
    »Zu schade, dass keiner von beiden soviel Humor besitzt. Dann würden sie sich heute deswegen nicht mehr so anstellen.«
    Julia goß Eve und sich Wein nach. Sie fühlte sich wohl. »Sie können doch nicht im Ernst glauben, dass eine Affäre, die so viele Jahre zurückliegt, heute noch irgend jemanden schockieren würde. Vor dreißig Jahren wäre es ein Skandal gewesen, aber wirklich, Eve, wer sollte sich heute überhaupt noch dafür interessieren?«
    »Gloria - und ihr Mann. Er gehört zu dem peinlich korrekten Typ. Genau der Typ, der fröhlich den ersten Stein geworfen hätte.«
    »Sie sind über fünfundzwanzig Jahre miteinander verheiratet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sie wegen einer so weit zurückliegenden Affäre in einen Scheidungsprozeß verwickelt.«
    »Nein, ich auch nicht. Aber Gloria sieht die Sache anders. Es ist noch mehr dran, Julia, und diesen Rest wird Marcus nur schwer schlucken können. Deshalb könnte er es doch tun, glaube ich. Andererseits wird sich daran zeigen, woran sie wirklich mit ihm ist.« Sie schwieg einen Augenblick, wusste, wenn sie jetzt weitersprach, würden ihre Worte ein Schneeball sein, den man von einem Hügel herunterrollt. Bald schon würde er so schwer geworden sein, dass man ihn nicht mehr aufhalten konnte. »Als der Film uraufgeführt wurde, stellte Gloria fest, dass sie schwanger war. Sie erwartete ein Kind von Michael Torrent.«
    Julias Lachen verstummte sofort. Das verstand sie nur zu gut. »Das tut mir leid. Wenn man feststellt, dass man von einem verheirateten Mann schwanger ist ...«
    »Hat man nur noch begrenzte Möglichkeiten«, sagte Eve. »Sie war entsetzt, niedergeschmettert. Ihre Affäre mit Michael ging bereits dem Ende entgegen. Sie ist natürlich zuerst zu ihm gegangen, wütend und hysterisch. Seine Ehe war bereits kaputt, und er hatte nicht die Absicht, Schwangerschaft hin oder her, sich sofort wieder zu binden.«
    »Das tut mir leid«, sagte Julia wieder, weil Eves Worte ihre eigenen Erinnerungen nur zu deutlich wachgerufen hatten. »Sie muss furchtbare Angst gehabt haben.«
    »Sie hatten beide Angst vor dem Skandal, der Verantwortung und davor, für einen beträchtlichen Zeitraum aneinander

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