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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nichts.
    »Erzählen Sie mir, was Sie von Kenneth halten?«
    »Nun ...« Sie merkte plötzlich, dass sie schrecklichen Hunger hatte und nahm sich reichlich Salat. »Da muss ich zuerst bekennen, dass er ganz anders war, als ich es erwartet hatte. Er war viel charmanter, viel gelöster und sehr sexy.«
    Zum ersten Mal seit Stunden konnte Eve wieder lachen. »Ja, das stimmt. Es hat mich wahnsinnig irritiert, dass ein
    Mann soviel Sex-Appeal haben konnte und zugleich so spröde war. Immer fand er das passende Wort zum passenden Zeitpunkt, bis auf die allerletzte Zeit.«
    »Er hat es mir erzählt.« Julia verzog die Lippen. »Ich bin erstaunt, dass er mit heiler Haut verschwinden konnte.«
    »Es ging Schlag auf Schlag. Und er hatte natürlich völlig recht mit dem, was er zu mir sagte. Es ist für einen Mann schwierig zu verstehen, was eine Frau durchmacht, wenn sie immer erst an zweiter Stelle kommt. Ich habe immer gewußt, dass ich stets mit Kenneth rechnen konnte.«
    Julia lauschte dem Rascheln des Windes im Laub und dem ersten Gurren der Nachtvögel, während Eve in ihr Glas starrte. »Wussten Sie, dass Kenneth an dem Abend, als Delrickio sich vergessen hatte und Paul fast zusammengeschlagen worden wäre, oben auf der Treppe stand?«
    Die grünen Augen blitzten auf. »Kenneth?«
    »Ja, Kenneth. Er stand oben auf der Treppe mit einer geladenen Pistole in der Hand und war offensichtlich bereit, sie auch zu benutzen. Sie haben völlig recht, wenn Sie sagen, dass Sie sich auf ihn verlassen können.«
    »Das kann doch nicht wahr sein.« Eve legte die Gabel beiseite und nahm stattdessen ihr Glas in die Hand. »Er hat mir nie ein Wort davon gesagt.«
    »Es steckt noch mehr dahinter, wenn Ihnen an meiner Meinung gelegen ist.«
    »Immer, gern.«
    »Ich glaube, er liebt Sie seit vielen Jahren.«
    Eve wollte lachen, aber dann merkte sie, dass Julia sie ganz ruhig beobachtete. Erinnerungen, Szenen, halbe Worte, Augenblicke zogen an ihrem inneren Auge vorüber. Als sie das Glas absetzte, zitterte ihre Hand. »Himmel, wie gleichgültig wir mit anderen Menschen umgehen.«
    »Ich glaube nicht, dass es ihm auch nur um eine Minute leid tut.«
    »Aber mir.«
    Als Travers den Lachs servierte, schwieg Eve. In ihrem
    Kopf herrschte ein Durcheinander von Klängen, Hämmern, Stimmen, Drohungen und Versprechungen. Sie fürchtete sich davor, zuviel zu sagen, Dinge zu sagen, die besser ungesagt blieben.
    »Julia, haben Sie Ihren Recorder dabei?«
    »Ja. Sie haben ja gesagt, dass Sie mir einiges erzählen wollen.«
    »Ich möchte jetzt gern anfangen.« Eve gab sich den Anschein, als wolle sie essen, während Julia sich mit dem Tonband beschäftigte. »Sie kennen bereits meine Beziehungen zu vielen Leuten und die Art, wie mein Leben mit ihrem verbunden ist. Travers und Nina kamen zu mir, als sie bereits viel Schreckliches hinter sich hatten, und Kenneth, den ich Charlotte boshaft weggenommen habe. Michael Torrent, Rory, Tony, Damien, lauter Fehler mit verschiedenen Folgen. Michael Delrickio, der meine Eitelkeit, meine Arroganz ansprach. Durch ihn habe ich Drake verloren.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Es war Drake, der bei Ihnen eingebrochen ist, gestohlen hat, die Tonbänder gesucht hat.«
    »Drake?« Julia blinzelte, als Eve sich eine Zigarette anzündete.
    »Vielleicht ist es nicht ganz fair, Michael dafür verantwortlich zu machen. Drake ist schon seit Jahren verdorben gewesen. Aber ich ziehe es vor, Michael die Schuld zu geben. Er kannte die Schwäche des Jungen für Glücksspiele, zum Teufel, die Schwäche des Jungen für alles mögliche, und er zog seinen Vorteil daraus. Drake war schwach, er war berechnend, er war nicht loyal, aber er gehörte schließlich zur Familie.«
    »War, gehörte?«
    »Ich habe ihn gefeuert«, erklärte Eve ruhig, »als meinen Presseagenten und als meinen Neffen.«
    »Das erklärt, weshalb er meine Anrufe nicht beantwortet hat. Es tut mir leid, Eve.«
    Sie wehrte die Teilnahme mit einer ungeduldigen Handbewegung ab. »Ich will mich nicht länger mit Drake befassen.
    Meine Theorie besteht darin, dass alle Leute in meinem Leben auch einen gewissen Einfluß darauf hatten, manchmal sogar aufeinander. Rory brachte mir Paul, wofür ich Gott danke, und das verbindet uns alle drei miteinander. Ich nehme an, wenn Lily so ist, wie Sie sie einschätzen, dann bin ich auch mit ihr verbunden.«
    Julia musste lächeln. »Sie würden sie mögen.«
    »Möglich.« Sie zuckte mit den Schultern. »Rory hat mir aber auch Delrickio

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