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Erinnerung Des Herzens

Erinnerung Des Herzens

Titel: Erinnerung Des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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schwerem Messing hoch, das auf dem Boden lag. Blut glitzerte darauf. Entsetzt warf sie es beiseite. Ihre Finger zitterten so, dass sie erleichtert aufseufzte, als sie endlich die Nummer 911 gewählt hatte.
    »Ich brauche Hilfe.« Sie konnte kaum reden. »Bitte, ich glaube, sie ist tot. Sie müssen mir helfen.«
    Schweratmend lauschte sie der beruhigenden Stimme am anderen Ende und den Anweisungen. »Wir kommen sofort.«
    »Kommen Sie rasch«, forderte Julia. Sie zwang sich, die Adresse anzugeben, dann warf sie den Hörer wieder auf die Gabel. Aber dann wählte sie, ohne lange zu überlegen, schon wieder eine andere Nummer. »Paul, ich brauche dich.«
    Mehr konnte sie nicht hervorbringen. Als seine Stimme durch die Leitung dröhnte, warf sie den Hörer hin und kroch zurück zu Eve, um ihre Hand zu halten.
    Als Paul kam, traf er am Tor uniformierte Polizei an. Aber er wusste es bereits. Weil er Julia über das Autotelefon nicht hatte erreichen können, als er von Malibu kam, hatte er im Hauptgebäude angerufen und schließlich ein hysterisches Hausmädchen am Apparat gehabt.
    Eve war tot.
    Er versuchte, sich einzureden, dass es sich um einen Irrtum handeln müsse, um einen grausamen Scherz. Aber im Innersten wusste er es besser. Auf der ganzen langen, frustrierenden Fahrt versuchte er, das leere Gefühl im Magen und das trockene Brennen in der Kehle zu ignorieren. Als er durch das Tor fuhr, wusste er, dass keinerlei Hoffnung mehr bestand.
    »Es tut mir leid, Sir.« Der Polizist kam ans Seitenfenster von Pauls Wagen. »Niemand darf hereinfahren.«
    »Ich bin Paul Winthrop«, sagte er. »Der Stiefsohn von Eve Benedict.«
    Mit einem Nicken wandte sich der Polizist ab und redete leise in sein Walkie Talkie. Nach einem kurzen Gespräch erklärte er: »Fahren Sie bitte direkt zum Gästehaus.« Dann glitt er auf den Beifahrersitz. »Ich muss Sie begleiten.«
    Schweigend ging Paul den Weg, den er schon zahllose Male eingeschlagen hatte. Er entdeckte weitere Polizisten, die wie ein Suchteam in Abständen voneinander langsam über das Grundstück gingen. Was suchten sie, fragte er sich. Oder wen?
    Rings um das Gästehaus standen weitere Wagen und noch mehr Polizisten. Man hörte quäkende Laute aus verschiedenen Funkgeräten - und Weinen. Travers war auf dem Rasen zusammengesunken und schluchzte in ihre Schürze. Nina hatte beide Arme um die Haushälterin geschlungen. Ihr Gesicht war naß von Tränen, ihre Augen starr vom Schock.
    Paul stieg aus dem Wagen und machte einen Schritt auf das Haus zu, aber der Polizist hielt ihn auf.
    »Es tut mir leid, Mr. Winthrop, aber Sie dürfen nicht hineingehen.«
    »Ich möchte sie sehen.«
    »Privatpersonen dürfen den Schauplatz des Verbrechens nicht betreten.«
    Er kannte die Bestimmungen, verdammt noch mal, kannte sie mindestens ebenso gut wie dieser Rotzjunge von Polizisten mit seinem Milchgesicht. Er wandte sich um und schüchterte den jungen Polizisten mit einem einzigen Blick ein. »Ich will sie sehen.«
    »Schauen Sie ... Also gut, ich will sehen, was sich machen läßt. Aber Sie müssen warten, bis der für die Untersuchung Verantwortliche seine Erlaubnis gibt.«
    Paul zog sich eine Zigarre aus dem Etui. Er brauchte etwas, das den schalen Geschmack in seinem Mund vertrieb. »Wer leitet die Ermittlungen?«
    »Lieutenant Needlemeyer.«
    »Wo ist er?«
    »Hinter dem Haus. Hey«, rief er, als Paul schon losging. »Er ist gerade mit einer Ermittlung beschäftigt.«
    »Er wird schon mit mir reden.«
    Sie befanden sich auf der Terrasse, saßen an dem hübschen Tisch, von Blumen umgeben. Pauls Blick glitt über Needlemeyer hinweg und verweilte bei Julia. Ihr Gesicht war bleich, kalt und klar - wie Eis. Sie umklammerte mit beiden Händen ihr Glas.
    Auf ihrem T-Shirt zeichneten sich Blutspuren ab, ebenso auf der Jacke. Entsetzen kam in ihm auf.
    »Julia.«
    Ihre Nerven waren so überreizt, dass sie aufsprang, als sie ihren Namen hörte. Das Glas fiel ihr aus den Händen und zerbrach auf den Fliesen. Einen Augenblick lang schwankte sie. Dann lief sie auf ihn zu.
    »Paul. Oh, mein Gott, Paul.« Als er sie in die Arme nahm, fing sie an zu zittern. Alles, was sie sagen konnte, war: »Eve.« Und noch einmal: »Eve.«
    »Bist du verletzt?« Er wollte sie von sich weghalten, um sich selber davon zu überzeugen, aber sie klammerte sich an ihn. »Sag mir, ob du verletzt bist.«
    Nach Luft ringend, schüttelte sie den Kopf. Sie musste ihre Selbstbeherrschung wiederfinden, jetzt, sonst würde es ihr nie

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