Erinnerung Des Herzens
»Hat Miss Benedict Ihnen im Laufe der Zeit, als Sie an diesem Buch schrieben, angedeutet, dass irgendjemand ihr übelwollte?«
»Es gibt viele Leute, die wegen dieses Buches sehr beunruhigt sind. Eve kannte viele Geheimnisse.« Sie starrte auf ihre Hände hinunter, dann schaute sie ihm in die Augen. »Ich habe Tonbänder, Lieutenant, Tonbänder von meinen Interviews mit Eve und anderen.«
»Ich wäre ihnen dankbar, wenn ich sie haben könnte.«
»Sie sind drinnen.« Sie drückte Pauls Hand. »Es ist noch mehr geschehen.«
Sie erzählte von den Zetteln, den Einbrüchen, dem Flugzeugunfall. Während sie sprach, machte Frank sich kurze Notizen und schaute sie unverwandt an. Die Dame, dachte er, war drauf und dran überzuschnappen und fest entschlossen, es nicht zu tun.
»Warum wurden uns die Einbrüche nicht mitgeteilt?«
»Eve wollte auf ihre Weise damit fertigwerden. Später hat sie mir erzählt, es wäre Drake gewesen, ihr Neffe, und dass sie mit ihm gebrochen hätte.«
Frank schrieb die Anfangsbuchstaben D.M. auf und malte einen Kreis darum. »Ich brauche die Zettel.«
»Sie sind im Safe, zusammen mit den Tonbändern.«
Er hob nur leicht die Braue. »Ich weiß, dass es schwer für Sie ist, Miss Summers, und ich kann leider nicht viel tun, um Ihnen die Sache zu erleichtern.« Aus dem Augenwinkel sah er, dass ein Uniformierter an der Küchentür auftauchte und ihm ein Zeichen gab. »Wenn Sie Gelegenheit gehabt haben, sich ein bisschen auszuruhen, muss ich Sie bitten, zu einem offiziellen Verhör zu uns zu kommen. Ich möchte auch gern Ihre Fingerabdrücke nehmen.«
»Du lieber Himmel, Frank ...«
Er warf Paul einen Blick zu. »Das ist Routine. Wir nehmen alle Fingerabdrücke auf, die wir hier finden. Darunter sind natürlich auch deine und die von Miss Summers. Es hilft uns, wenn wir die schon mal aussortieren können.«
»Es ist in Ordnung. Ich mache alles, was erforderlich ist. Eins müssen Sie noch wissen ...« Sie kämpfte mit sich, um nicht in Tränen auszubrechen. »Sie war mehr für mich, als nur die Frau, über die ich ein Buch schreiben sollte. Viel mehr, Lieutenant. Eve Benedict war meine Mutter.«
Was für ein schreckliches Durcheinander.
Frank dachte nicht an die kriminalistische Seite. Er hatte schon zu viele Kriminalfälle untersucht, um sich noch menschliche Betroffenheit zu gestatten, wenn er mit dem gewaltsamen Tode in Berührung kam. Er haßte den Mord und verachtete ihn als die schlimmste aller Sünden. Aber er war in erster Linie Polizist, und es war nicht seine Aufgabe zu philosophieren. Seine Aufgabe war es, der Gerechtigkeit zum Durchbruch zu verhelfen.
Er dachte an Paul als seinen Freund, der nun vor dem verhüllten Körper stand und den er beobachtete, wie er sich herunterbeugte, um das tote Gesicht zu berühren.
Frank hatte dafür gesorgt, dass sich niemand außer ihnen im Zimmer befand. Die Jungen von der Spurensicherung waren davon nicht sehr begeistert. Sie mussten noch eine Menge Arbeit hier erledigen. Aber manchmal musste man die Regeln durchbrechen. Paul hatte ein Recht darauf, ein paar Minuten allein zu sein mit der Frau, die er seit fünfundzwanzig Jahren liebte. Er hörte Schritte von oben. Er hatte Julia mit einer Polizistin ins Obergeschoß geschickt. Sie musste sich umziehen und ihre Privatsachen packen, auch die ihres Jungen. Eine Zeitlang durfte kein Unbefugter mehr das Haus betreten.
Eve sah immer noch schön aus, dachte Paul. Irgendwie half ihm das. Wer immer das auch getan haben mochte, es war ihm nicht gelungen, ihr die Schönheit zu nehmen.
Sie sah ungewohnt blaß aus und ruhig. Er schloß die Augen, als der Schmerz ihn zu überwältigen drohte. Sie würde das nicht wollen. Er konnte fast ihr Lachen hören und spüren, wie sie ihm einen Klaps auf die Wange gab.
»Darling«, würde sie sagen, »du brauchst keine Tränen um mich zu vergießen. Mein Leben war überreich. Jetzt erwarte ich, zum Teufel, verlange ich, dass meine Fans ausgiebig weinen und mit den Zähnen knirschen. Die Studios sollten einen Trauertag einlegen. Aber ich möchte, dass die Menschen, die ich liebe, sich anständig betrinken und eine verdammt gute Party feiern.«
Sanft nahm er ihre Hand in die seine und hob sie zum letzten Mal an seine Lippen. »Auf Wiedersehen, Schönheit.«
Frank legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Komm wieder nach draußen.«
Mit einem Nicken wandte sich Paul von ihr ab. Er brauchte dringend frische Luft. Als er auf die Terrasse trat, atmete er tief
Weitere Kostenlose Bücher