Erinnerung Des Herzens
mehr gelingen. »Sie war im Haus, als ich heimkam. Im Haus, auf dem Fußboden. Ich fand sie auf dem Fußboden. Paul, es tut mir leid. Es tut mir so leid.«
Paul blickte über ihre Schulter zu Needlemeyer hinüber. Er saß ruhig da und beobachtete sie. »Muss es gerade jetzt sein?« fragte Paul.
»Das ist immer der beste Zeitpunkt.«
Auf Grund von Pauls Recherchen für seine Bücher kannten sie einander seit über acht Jahren und waren Freunde geworden. Frank T. Needlemeyer hatte nie etwas anderes sein wollen als ein Polizist. Paul wusste, dass er fast vierzig war, aber sein Kindergesicht zeigte kein Anzeichen des Alterns. In seinem Beruf hatte er alles kennengelernt, was die Menschheit an Scheußlichkeiten zu bieten hat. Privat hatte er zwei unglückliche Ehen hinter sich. Er hatte sie ohne eine einzige Falte im Gesicht, ohne ein graues Haar überstanden. Nichts hatte seine Zuversicht erschüttern können, dass alles seine Ordnung haben könnte, wenn man das Böse ausrottete.
Und weil sie einander kannten, wusste Frank, wieviel Eve Paul bedeutet hatte. »Sie war eine großartige Frau, Paul. Es tut mir leid.« ,
»Yeah.« Er konnte jetzt noch kein Mitgefühl gebrauchen. »Ich muss sie sehen.«
Frank nickte. »Ich kümmere mich darum.« Er atmete tief aus. Offensichtlich war diese Julia Summers die Frau, von der Paul ihm in letzter Zeit erzählt hatte. Wie hatte er sie noch beschrieben?
»Sie ist eigensinnig, will immer beherrscht auftreten. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie ein Kind alleine aufziehen muss. Ihr Lachen ist wunderbar, aber sie lacht viel zu wenig. Sie hat mich verdammt irritiert. Ich glaube, ich bin verrückt nach ihr.«
»Yeah, yeah.« Frank hatte einen großen Schluck Bier getrunken. »Aber wie sieht sie aus? Fang mit ihren Beinen an.«
»Unglaublich, einfach unglaublich.«
Frank hatte bereits bemerkt, dass Paul in bezug auf die Beine recht hatte. Aber im Augenblick sah es so aus, als ob Julias Beine sie nicht mehr lange tragen würden. »Möchten Sie sich nicht lieber setzen, Miss Summers? Wenn Sie nichts dagegen haben, kann Paul hierbleiben, während wir uns unterhalten.«
»Nein. Ich ... Bitte.« Sie griff nach Pauls Hand.
»Ich werde hierbleiben.« Er nahm den Stuhl neben ihr.
»In Ordnung, wir werden jetzt noch einmal alles von Anfang an durchgehen. Möchten Sie noch etwas Wasser?«
Sie schüttelte den Kopf. Sie wollte nur eins, diese Sache hinter sich bringen.
»Wann sind Sie nach Hause gekommen?«
»Ich weiß es nicht.« Sie atmete tief ein. »Joe ... Joe am Tor erinnert sich vielleicht daran. Ich hatte heute vormittag eine Verabredung mit Gloria DuBarry. Danach bin ich herumgefahren ...«
»Gegen zwölf hast du mich angerufen«, sagte Paul. »Aus dem Beverly Hills Hotel.«
»Ja, ich rief dich an, dann fuhr ich noch weiter herum.«
»Fahren Sie oft nur so herum?« fragte Frank.
»Ich musste über einiges nachdenken.«
Frank sah, wie sie mit Paul einen Blick wechselte, und wartete.
»Ich kam gerade zurück, als Gloria fortfuhr, und ...«
Frank unterbrach sie. »Miß DuBarry war hier?«
»Ja. Ich nehme an, sie wollte mit Eve reden. Sie kam aus dem Tor, als ich hineinfahren wollte. Ich habe noch ein paar Minuten mit Joe gesprochen, dann habe ich den Wagen vorn vor dem Gästehaus geparkt. Ich wollte nicht gleich hineingehen. Ich ...« Sie legte die Hände in den Schoß und preßte sie aneinander. Ohne ein Wort legte Paul eine Hand darüber. »Ich ging in den Garten und setzte mich auf eine Bank. Ich weiß nicht, für wie lange. Dann ging ich zum Haus zurück.«
»Durch welche Tür betraten Sie es?«
»Von vorn. Ich schloß die Vordertür auf.« Ihre Stimme versagte, und sie preßte eine Hand vor den Mund. »Ich wollte etwas Wein trinken, mir einen Salat machen. Und dann sah ich sie.«
»Fahren Sie fort.«
»Sie lag auf dem Teppich. Und das Blut ... Ich glaube, ich ging zu ihr hin, versuchte, sie aufzuwecken. Aber sie ...«
»Ihr Anruf erreichte uns um ein Uhr, zweiundzwanzig Minuten.«
Julia schauderte zusammen, dann beruhigte sie sich etwas. »Ich habe die Nummer 911 angerufen, dann Paul.«
»Was haben Sie dann getan?«
Sie wandte ihren Blick ab von ihm, von dem Haus. Schmetterlinge kreisten um die blühenden Sträucher. »Ich habe bei ihr gesessen, bis Sie kamen.«
»Miss Summers, wissen Sie, weshalb Miss Benedict ins Gästehaus gekommen ist?«
»Sie hat auf mich gewartet. Ich ... Wir arbeiteten an diesem Buch.«
»An ihrer Biographie.« Frank nickte.
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