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Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Titel: Erinnerungen der Kaiserin Katharina II. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina II. von Rußland
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alle diese Argusse amüsierten sich oft über meine drolligen Bemerkungen, und wider ihren Willen verschwand allmählich der Ernst von ihrer Stirn.
    In Perowa hatte Ihre Majestät einen neuen Kolikanfall. Sie ließ sich sofort nach Moskau bringen, und wir fuhren im Schritt zu dem nur vier Werst entfernten Schloß. Jener Anfall hatte übrigens keine weiteren Folgen, so daß Ihre Majestät kurz darauf eine Wallfahrt nach dem Kloster Troitza unternehmen konnte. Da sie die sechzig Werst zu Fuß zurücklegen wollte, begab sie sich in das Haus von Pokrowskoje. Auch uns hieß man den Weg nach Troitza einschlagen, jedoch blieben wir in Rajowa, einem sehr kleinen, elf Werst von Moskau gelegenen Landhause Madame Tschoglokoffs. Die Räumlichkeiten desselben bestanden in einem kleinen Saal in der Mitte und zwei sehr kleinen Zimmern auf beiden Seiten. Unser ganzes Gefolge wurde in Zelten untergebracht, welche man rings um das Haus herum aufschlug. Davon benutzte auch der Großfürst eins, während ich eins der kleinen Zimmerbewohnte. Madame Wladislawa hatte das zweite inne, und die Tschoglokoffs hielten sich in den andern auf. Das Diner wurde gemeinsam im Saale eingenommen. Die Kaiserin machte drei bis vier Werst zu Fuß und ruhte dann einige Tage aus, so daß diese Reise fast den ganzen Sommer in Anspruch nahm, während welcher Zeit wir jeden Nachmittag auf die Jagd gingen.
    Als Ihre Majestät bis Taininskoje – das auf der Seite der großen Straße von Troitza Rajowa fast gegenüber liegt – gekommen war, fiel es dem Hermann Grafen Razumowski, dem jüngeren Bruder des Günstlings, plötzlich ein, uns von seinem Landhause Pokrowskoje aus, welches an der Straße nach Petersburg an der andern Seite von Moskau lag, täglich in Rajowa zu besuchen. Er war sehr heiteren Temperaments und ungefähr im gleichen Alter wie wir. Wir mochten ihn sehr gern und auch die Tschoglokoffs empfingen ihn, als Bruder des Günstlings der Kaiserin, bereitwilligst in ihrem Hause. Seine Besuche dauerten den ganzen Sommer hindurch, und stets sahen wir seiner Ankunft mit vielem Vergnügen entgegen. Er dinierte und soupierte gewöhnlich mit uns, und kehrte dann nach dem Abendessen auf sein Gut zurück, machte also täglich vierzig bis fünfzig Werst. Ungefähr zwanzig Jahre später kam es mir einmal in den Sinn, ihn zu fragen, was ihn eigentlich zu jener Zeit veranlaßt habe, die Langeweile und Oede unseres Aufenthaltes in Rajowa mit uns zu teilen, während doch sein eigenes Haus täglich von der besten Gesellschaft Moskaus strotzte. Ohne sich lange zu bedenken, erwiderte er: »Die Liebe.« – »Aber ums Himmels willen,« fragte ich, »in welche Person unseres Kreises konnten Sie denn damals verliebt sein?« – »In wen!« rief er, »in Sie!« Bei diesem Geständnis brach ich in ein lautes Gelächter aus, denn nie würde mir etwas Derartiges in den Sinn gekommen sein. Dazuwar er schon damals seit mehreren Jahren mit einer reichen Erbin des Hauses Narischkin verheiratet, welche die Kaiserin ihm allerdings etwas gegen seinen Willen zur Frau gegeben, mit der er indes glücklich zu leben schien; auch war es bekannt, daß die schönsten Frauen des Hofes und der ganzen Stadt sich um ihn rissen. Er war aber auch in der Tat ein schöner Mensch mit originellem Geist und äußerst liebenswürdigem Benehmen. An Verstand übertraf er bei weitem seinen Bruder, der ihm anderseits an Schönheit gleichkam, ihn an Edelmut und Wohlwollen aber übertraf. Diese beiden Brüder stammten aus der beliebtesten Günstlingsfamilie, welche mir je vorgekommen ist.
    Um Sankt Peter ließ uns die Kaiserin zu sich nach Bratowchina kommen. Da ich den ganzen Frühling und einen Teil des Sommers auf der Jagd oder doch wenigstens in freier Luft gewesen war – denn das Haus in Rajowa war so klein, daß wir den größten Teil des Tages im nahegelegenen Walde zubrachten – kam ich in Bratowchina sehr rot und sonnenverbrannt an. Als die Kaiserin mich sah, schalt sie über meine Röte und sagte, sie werde mir zur Entfernung des Sonnenbrandes ein Wasser schicken. Wirklich sandte sie mir sofort eine Flasche mit einer Mischung von Zitronensaft, Eiweiß und Franzbranntwein und befahl meinen Kammerfrauen, mich täglich damit einzureiben. Nach einigen Tagen verschwand die Röte von meinem Gesicht, und seitdem habe ich dies Mittel öfter gebraucht und es andern für ähnliche Fälle mitgeteilt.
    Wir verbrachten den Peterstag im Kloster Troitza. Da es am Nachmittag dieses Tages nichts gab, was den

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