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Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Titel: Erinnerungen der Kaiserin Katharina II. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina II. von Rußland
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Abend mußten wir wieder zu ihnen. Und wer hätte es geglaubt? Dieses unruhige Treiben, statt meiner Gesundheit zu schaden, verhinderte meine Genesung durchaus nicht, denn Tags darauf befand ich mich besser als vorher.

Achtes Kapitel.
    Schlimme Geschichte, in die der Großfürst verwickelt ist. – Eine Verhaftung. – Rückkehr nach Petersburg. – Gefährliche Operation. – Tschoglokoff arrangiert einige Spielgesellschaften. – Die Prinzessin von Kurland. – Der Großfürst bringt ihr viel mehr Aufmerksamkeit entgegen. – Die beiden Schwestern Woronzow. – Der Großfürst weigert sich, ein Bad zu nehmen. – Feier des Namensfestes des Favoriten der Kaiserin. – Aufenthalt in Zarskoje Selo. – Der Großfürst macht der Prinzessin von Kurland öffentlich den Hof. – Unglaubliche Roheit des Großfürsten gegen mich. – Fataler Peitschenhieb. – Frische Austern aus Holstein.
    Zu Anfang des Winters bemerkte ich im Wesen des Großfürsten eine große Unruhe. Ich wußte nicht, was dies zu bedeuten hatte. Er dressierte seine Hunde nicht mehr, kam zwanzigmal am Tage in mein Zimmer, hatte ein verstörtes Aussehen, war träumerisch und zerstreut, kaufte sich deutsche Bücher: aber was für Bücher! Ein Teil bestand aus lutherischen Gebetbüchern, der andere aus Geschichten und Prozessen von Straßenräubern, die man gehängt oder gerädert hatte. Beides las er abwechselnd, wenn er nicht mit der Violine beschäftigt war. Da er aber gewöhnlich das, was er auf dem Herzen hatte, nicht lange bei sich behielt und mit niemand außer mir darüber sprechen konnte, wartete ich geduldig seine Geständnisse ab.
    Eines Tages entdeckte er mir denn auch endlich, was ihn quälte, und diesmal fand ich, daß es eine bei weitem ernstere Angelegenheit war, als ich vorausgesetzt hatte. Fast während des ganzen Sommers, wenigstens während des Aufenthaltes in Rajowa, hatte ich den Großfürsten sozusagen nur bei Tisch und im Bett gesehen. Er legte sich meist nieder, nachdem ich schon eingeschlafen, und stand auf, ehe ich erwacht war; die übrige Zeit verbrachte er auf der Jagd oder mit Zurüstungen für dieselbe. Tschoglokoff hatte nämlich unter dem Vorwande,den Großfürsten zu amüsieren, vom Oberjägermeister zwei Meuten erhalten, eine von russischen, die andere von französischen und deutschen Jagdhunden. Zur letzteren gehörten ein französischer Vorreiter und ein kurländischer und deutscher Bursche. Da Tschoglokoff sich der Leitung der russischen Meute bemächtigt hatte, nahm der Großfürst die fremde auf sich, um welche sich Tschoglokoff nicht im geringsten kümmerte. Beide beschäftigten sich nun mit den kleinsten Details des ihnen zugefallenen Teils, infolgedessen der Großfürst beständig ins Hundehaus ging, oder die Jäger zu ihm kamen, um ihn von dem Zustand der Meute, ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen zu unterhalten. Kurz, um es gerade heraus zu sagen, er ließ sich mit diesen Leuten ein, frühstückte und trank mit ihnen auf der Jagd und war immer in ihrer Mitte. Zu jener Zeit stand das Regiment Butirski in Moskau, in dem sich auch ein Leutnant Nakoff Baturin befand, ein Spieler und anerkannter Taugenichts, der bis über den Kopf in Schulden steckte, übrigens aber ein sehr entschlossener Mensch war. Ich weiß nicht auf welche Weise oder durch welchen Zufall dieser Mensch mit den Jägern der französischen Meute des Großfürsten bekannt wurde, aber ich glaube, sie waren zusammen in oder bei dem Dorfe Mutistscha oder Alexejewski einquartiert gewesen. Soviel jedoch ist gewiß, daß die Jäger dem Großfürsten einst mitteilten, in dem Regiment Butirski sei ein Leutnant, der große Ergebenheit gegen Seine kaiserliche Hoheit an den Tag lege und erklärt habe, das ganze Regiment denke wie er. Der Großfürst hörte diesen Bericht mit Wohlgefallen an und verlangte von den Jägern Einzelheiten über das Regiment zu erfahren. Man berichtete ihm viel Uebles von den Oberbefehlshabern, viel Gutes indes von den Subalternen. Endlich ließ Baturin – immer durch die Jäger – den Großfürsten um eine Audienz auf der Jagd bitten, woraufder Großfürst anfangs zwar nicht einging, später aber doch dareinwilligte. Als er nun eines Tages jagte, erwartete ihn Baturin verabredetermaßen an einer verborgenen Stelle. Sowie er den Großfürsten erblickte, stürzte er ihm zu Füßen und schwor, er erkenne keinen andern Herrn als ihn an und werde alles tun, was er ihm befehle. Der Großfürst sagte mir, daß er, als er diesen Eid

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