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Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Erinnerungen der Kaiserin Katharina II.

Titel: Erinnerungen der Kaiserin Katharina II. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina II. von Rußland
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spielte die Einfältige, die Ueberraschte und – schwieg.
    Im Februar machten sich wieder Anzeichen von Schwangerschaft bei mir bemerkbar.
    Gerade am Ostertage, während der Messe, erkrankte Tschoglokoff an einer trockenen Kolik. Man gab ihm sogleich kräftige Arzneien, allein sein Leiden verschlimmerte sich zusehends. In der Osterwoche machte der Großfürst mit unsern Kavalieren einen Spazierritt, an dem auch Sergius Soltikoff teilnahm. Ich blieb zu Hause, weil man mich in meinem Zustand nicht ausgehen lassen wollte, denn man befürchtete eine dritte Fehlgeburt. Ich befand mich daher ganz allein in meinem Zimmer, als Tschoglokoff mich zu sich bitten ließ. Ich ging und fand ihn im Bett. Er beklagte sich bitter über seine Frau, erzählte mir, sie empfinge den Fürsten Repnin bei sich, dieser komme zu Fuß zu ihr, ja, während des Karnevals habe er sie eines Tages bei Gelegenheit eines Hofballes sogar im Harlekinskostüm besucht. Kaminin habe ihn ausspähen lassen – und tausend andere Einzelheiten, die ich inzwischen vergessen habe.Gerade als er in der größten Aufregung war, trat seine Frau ein. In meinem Beisein überhäufte er sie nun mit Vorwürfen und sagte, sie verlasse ihn sogar während er todkrank darniederliege. Da beide argwöhnische, beschränkte Menschen waren, war ich fast außer mir vor Angst, seine Frau könne glauben, ich habe ihre Zusammenkünfte, die er in allen Einzelheiten schilderte, verraten. Sie erwiderte ihm indes, es sei durchaus nicht befremdend, wenn sie ihn für sein früheres Benehmen bestrafe, weder er, noch irgend jemand könne ihr vorwerfen, daß sie bis dahin ihre Pflichten als Ehefrau verletzt habe, ihm hingegen stehe es schlecht an, sich zu beklagen. Dabei wandten sich beide fortwährend an mich, als Richterin und Entscheiderin, da ich die einzige Person war, die sich außer ihnen im Zimmer befand. Aus Furcht, einen von ihnen oder gar beide zu beleidigen, oder mir eine Blöße zu geben, schwieg ich. Mein Gesicht brannte vor Aufregung. Da, mitten im heftigsten Streit, meldete mir Madame Wladislawa, daß die Kaiserin in meinen Gemächern sei. Sofort eilte ich hinaus. Madame Tschoglokoff folgte mir, blieb aber, wie ich nachher erfuhr, in einem Korridor stehen, aus welchem eine Treppe in den Garten führte, und setzte sich auf diese Treppe. Außer Atem kam ich in mein Zimmer, wo sich die Kaiserin wirklich noch befand. Als sie bemerkte, daß ich erhitzt und atemlos hereinstürzte, fragte sie, wo ich gewesen sei. Ich erwiderte, ich komme soeben von Tschoglokoff, dem es sehr schlecht gehe; da ich indes gehört, daß sie mir die Gnade erwiesen, mich zu besuchen, sei ich gelaufen, um so schnell als möglich zurückzukommen. Sie fragte mich nicht weiter aus, allein es schien mir, als wenn sie über meine Worte nachsinne und als habe sie etwas Auffallendes an ihnen gefunden. Dennoch fuhr sie fort, mit mir zu sprechen. Sie fragte mich, wo der Großfürst wäre, weil sie nämlich genau wußte, daß er ausgegangen war,denn weder er noch ich wagten es, während ihrer Regierung die Stadt oder nur das Haus ohne ihre Erlaubnis zu verlassen. Darauf wandte sie sich abwechselnd an mich und an Madame Wladislawa, sprach von gleichgültigen Dingen und entfernte sich nach einer kleinen halben Stunde. Noch im Hinausgehen sagte sie mir, daß sie mich wegen meines Zustandes davon enthebe, am 21. und 25. April öffentlich zu erscheinen. Es überraschte mich, daß Madame Tschoglokoff mir nicht gefolgt war, und ich fragte daher, als die Kaiserin fort war, Madame Wladislawa, was aus ihr geworden wäre. Diese teilte mir mit, daß sie sich auf die Treppe gesetzt und geweint habe. Nach der Rückkehr des Großfürsten erzählte ich Sergius Soltikoff, wie es mir während seines Spazierrittes ergangen sei, wie Tschoglokoff mich hätte rufen lassen, dann von meiner Aufregung während der Unterhaltung zwischen ihm und seiner Frau und von dem Besuche der Kaiserin. – »Wenn sich die Sache so verhält,« erwiderte er, »so glaube ich, daß die Kaiserin nur gekommen ist, um zu sehen, womit Sie sich während der Abwesenheit Ihres Gemahls beschäftigen. Damit sie aber sieht, daß Sie ganz allein in Ihren Gemächern und bei Tschoglokoff waren, werde ich mit allen meinen Kameraden, über und über beschmutzt, wie wir sind, zu Iwan Schuwaloff gehen.« Und in der Tat begab er sich, nachdem der Großfürst sich zurückgezogen hatte, mit allen, die an dem Spazierritt teilgenommen, zu Iwan Schuwaloff, der im kaiserlichen

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