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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Und die Nahrung schien verwässert. Dünn und kalt und, so vermutete ich allmählich, mit einer Art Beruhigungsmittel versetzt. Seit ich mich hier befand, verspürte ich keine Spur der Vampirkräfte mehr, die ich davor besessen hatte.
    Ich hätte es wohl wissen müssen. Ich hätte die Zeichen erkennen sollen. Die kaum verhohlene Abscheu in den Augen der Pfleger. Die Blicke, die sie wechselten. Protestierte ich einmal, um meine Situation zu verbessern, sagte man mir, dass sie mir nur helfen könnten, wieder sterblich zu werden, wenn ich uneingeschränkt mit ihnen kooperierte. Also kooperierte ich.
    Ich war ja so töricht. So unglaublich töricht.
    Ich hatte keine Ahnung, warum sie mir das alles antaten. Nicht die geringste Ahnung. In meinen wildesten Träumen fiel mir kein Grund dafür ein. Aber bald ließ es sich nicht mehr übersehen.
    Monate vergingen, bis ich begriff, was vor sich ging. Es wirklich begriff. Mein Bauch wurde dick, und nicht nur das. Ich spürte Lebenskraft in mir. Ich fühlte es. Ein eigenständiges Leben. Es lebte und wuchs in mir. Ich war, begriff ich fassungslos, schwanger geworden.
    Und als mir das klar wurde, hämmerte ich schreiend und kreischend gegen die Zellentür. Aber ich bekam keine einzige Erklärung dafür. Niemand wagte sich in meine Nähe.
    Ich sank erst zu Boden, wenn der Tag anbrach und ich unendlich müde wurde.
    Einmal wachte ich in einer dunklen, sargähnlichen Kiste auf. Panik überkam mich, ich hämmerte mit den Fäusten gegen den Deckel und schrie, bis ich heiser war.
    Schließlich wurde der Deckel gehoben. Ich floh aus meinem Gefängnis, aber drei kräftige Männer packten mich. Ich trat um mich und kreischte. Ich fragte sie, flehte sie an, mir zu sagen, was sie mir angetan hatten, welche Absichten sie verfolgten. Doch es nützte nichts. Sie injizierten mir die bekannte Droge, versetzten mich wieder in den jämmerlich geschwächten Zustand, in dem ich mich die ganze Zeit befand, und dann ließen sie mich los. Ich glitt zu Boden, inspizierte dann mit schweren Lidern misstrauisch den Raum, in dem ich mich befand.
    Die sterilen weißen Wände waren verschwunden. Ich saß in einer kerkerartigen Zelle fast ohne Licht. Einer der Männer hob mich hoch und schubste mich zur hinteren Wand, während mir ein anderer Hand- und Fußfesseln anlegte. Ich war angekettet, an die kalte Wand aus Stein hinter mir gekettet.
    Ein Glas der abscheulichen Flüssigkeit wurde mir in die Hand gedrückt. Die Ketten waren gerade lang genug, dass ich trinken konnte. Aber ich trank nicht. Ich sah das Glas an und schüttelte den Kopf. „Nein.“ Ich hob trotzig den Kopf. „Ich trinke nicht. Lieber sterbe ich, als weiter in diesem Gefängnis zu leben! Lassen Sie mich gehen. Ich verlange, dass Sie mich gehen lassen!“
    Einer der Männer schüttelte kichernd den Kopf. „Wenn Sie keine Nahrung zu sich nehmen, verlieren Sie Ihr Baby. Sie wollen doch nicht Ihr eigenes Baby umbringen, oder?“
    Ich schluckte. Tränen schossen mir in die Augen, sodass die Männer vor mir verschwammen. Das konnte ich nicht, ich konnte mein eigenes Kind nicht verhungern lassen, und das wussten sie. Sie wussten es.
    Oh Gott, was hatte ich getan? Was hatte ich getan, dass ich diese Hölle verdiente? Erst ab diesem Zeitpunkt wurde mir in vollem Umfang bewusst, was für einen schweren Fehler ich begangen hatte. Ich hatte mich freiwillig, sogar bereitwillig zu ihrer Gefangenen gemacht. Ihrem Versuchskaninchen. Für sie war ich nur ein Tier. Eine Laborratte, und sie behandelten mich auch wie eine.
    Ich trank, und so überlebte ich. Lebte von ihrer Drogenflüssigkeit, die mich so schwächte, dass ich weder meine Ketten zerreißen noch mich gegen meine Häscher wehren konnte. Jede Nacht blieb ich an der Zellenwand angekettet. Tagsüber war es aber noch schlimmer. Bei Dämmerung, wenn die Müdigkeit mich überkam, nahmen meine schändlichen Aufseher mich von der Wand und sperrten mich in diese sargähnliche Kiste. Oft brach die Dämmerung bereits an, und ich erwachte darin. Ich krallte und hämmerte und schrie – und hörte sie lachen, wenn sie vorbeigingen, doch sie ließen mich erst heraus, wenn es ihnen gefiel. Offenbar genossen sie meine Panik.
    Sie versuchten nicht mehr, die Abscheu in ihren Augen zu verbergen. Man behandelte mich wie ein Tier. Nur wegen des Kindes in mir versorgten sie mich weiterhin mit Nahrung und Wärme und sanitären Notwendigkeiten. Nur wegen des Kindes. Das wusste ich. Und ich erkannte mit wachsendem

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