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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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– in seinen Augen lodern. Sah ihn zum ersten Mal. Ich kannte diesen Hass nur zu gut, denn ich verspürte ihn auch. „Und dann schnappen wir sie uns. Wir verhören sie, einen nach dem anderen, bis wir die Antworten haben, die wir brauchen.“
    „Die werden uns nie und nimmer etwas verraten“, sagte ich, schüttelte den Kopf und verlor schon wieder die Hoffnung.
    „Sie werden“, antwortete er und sah starr auf die Straße. „Wenn sie überleben wollen.“

Keith
    6. KAPITEL
    Jameson ließ White Plains hinter sich und versuchte, sich ausschließlich auf die Straße vor sich zu konzentrieren. Was sich als vergeblich erwies, denn seine Neugier auf die Frau auf dem Beifahrersitz an seiner Seite wuchs mit jeder Meile, die sie zurücklegten. Er hatte sie nach ihrer Herkunft gefragt. Schon zweimal, und zweimal hatte er sich eine grobe Abfuhr eingehandelt. Die Befriedigung, ein drittes Mal zu fragen, wollte er ihr nicht geben.
    Aber er konnte nicht anders, als sich Gedanken über sie zu machen. Was für eine Frau mochte sie im Leben gewesen sein? Wann war sie verwandelt worden und von wem? Und warum schien sie ihr eigenes Volk so durch und durch zu verabscheuen?
    Sie lehnte sich auf dem Beifahrersitz zurück und legte den Kopf mit geschlossenen Augen auf das schwarze Leder. Sie schlief jedoch nicht. Nein. Ganz und gar nicht. Als Jameson sich unbemerkt in ihre Gedanken einschlich, stellte er fest, dass sie mit jeder Faser ihres Körpers der Verbindung zu ihrer Tochter nachspürte, die sie ihm beschrieben hatte. Die ihr verraten würde, ob ihr Kind – sein Kind – in der Nähe war. Im Geiste schien sie fast in der Luft zu schnuppern, durch die sie fuhren, schien jedes Auto, jedes Gebäude, jedes Feld und Waldstück zu untersuchen. Und je länger sie fuhren, desto verzweifelter wurde ihre Suche, bis er fast hören konnte, wie sie mit ganzer Seele nach dem Kind schrie.
    Sie hatte nur sehr wenig Nahrung von ihm genommen. Und jetzt wurde ihm klar, dass das nicht ausreichen würde. Sie verbrauchte ihre Energie, verschwendete ihre gesamten Kraftreserven auf diese geistige Suche, und so wenig sie von ihrer eigenen Existenz wusste, war Jameson überrascht, dass sie es überhaupt versuchte. Instinkt, vermutete er.
    Sie wurde bleich, ihre Lider bebten, ein Schauer lief durch ihren ganzen Körper. Er wollte sie verabscheuen. Sollte es. Sollte es auf jeden Fall. Sie hatte versucht, ihn zu ermorden, sie hatte sich seinen ältesten Feinden ausgeliefert, sich von ihnen benutzen lassen, und ihretwegen hatten die jetzt sein Kind. Das einzige Kind, das er je haben würde. In den Händen der Menschen, die er am meisten hasste. Und alles wegen ihr.
    Dennoch hasste er diese Frau nicht. Es schien logisch, dass er sie im Augenblick nicht hassen konnte. So schwach, wie sie war, konnte sie kaum bei Bewusstsein bleiben. Monate der Gefangenschaft und weiß Gott was für Misshandlungen. Blass, zitternd und kläglich. Nein, eine Person in diesem jämmerlichen Zustand konnte er nicht hassen. Nicht einmal sie. Zweifellos würde es ihm zu gegebener Zeit leichter fallen, seinen Hass wieder zu aktivieren. Er berührte sie an der Schulter.
    „Angelica“, sagte er und bemühte sich, seine Stimme unter Kontrolle zu bringen, ehe er fortfuhr. Sie sollte einen herrischen Unterton haben, nicht diesen besorgten. „Hör auf, du bist nicht kräftig genug.“
    Sie schlug die Augen auf, allerdings langsam, und sah ihn blinzelnd an, als wäre sie aus tiefem Schlaf erwacht. Als ihr Blick klarer wurde, kniff sie die Augen zusammen. „Was kümmert es dich, wie kräftig ich bin? Du verabscheust mich, weißt du nicht mehr?“
    „Das werde ich auch so schnell nicht vergessen. Und ich sorge mich nur um deine Kraft, Angelica, damit du sie nicht völlig vergeudest und dich selbst umbringst, bevor ich mein kleines Mädchen gefunden habe.“
    Da blitzte etwas in ihren Augen. Ein Feuer, das ihn überraschte. Selbst als sie ihn vor Monaten angegriffen hatte, spürte er keine Heimtücke in ihr. Nur Verzweiflung. Dies war anders. Sie erinnerte ihn an eine Löwin, die sich die Lefzen leckt, während sie einen achtlosen Jäger beobachtet. Eine halb tote Löwin, die immer noch genügend Kraftreserven aufbringen konnte, wenn sie eine Bedrohung für ihr Junges spürte.
    „Eines musst du begreifen, Vampir“, herrschte sie ihn an, und selbst dieses atemlose Flüstern klang bösartig. „Ganz gleich, was du mir antust, ganz gleich, was du auch versuchst, dieses unschuldige Kind

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