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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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wirst du nie in die Finger bekommen. Ich bin seine Mutter, auch wenn ich das vor einer Weile noch nicht für möglich gehalten hätte. Und ich werde sie auf anständige und moralische Weise großziehen. Deinesgleichen bekommen sie nie in die Finger. Sie soll nicht von deinem Bösen verdorben werden. Wenn du sie willst …“ Sie schloss die Augen und holte tief Luft, als würde allein das Sprechen sie überanstrengen. „Musst du mich töten.“
    Jameson blinzelte kurz und schüttelte den Kopf, als wollte er seine Verwirrung abschütteln. „Meinesgleichen?“, wiederholte er und betrachtete ihr erschöpftes Gesicht mit kurzen Seitenblicken. „Angelica, du bist meinesgleichen.“
    „Nein.“ Sie wandte sich von ihm ab und sah zum Fenster hinaus in die Nacht. „Ich werde niemals wie du sein.“
    „Wie kannst du dir da so sicher sein, wo du doch keine Ahnung hast, wie ich bin?“ Er nahm die Ausfahrt, die zu dem Anwesen auf Long Island führte, das durch eine Reihe trickreicher juristischer Manöver und mehrere Überschreibungen immer noch rechtmäßig Eric gehörte. Man hatte ihn dort so viele Jahre nicht mehr gesehen, dass das DPI das Haus nicht mehr beobachten ließ. Aber Eric war dort gewesen. Und beschäftigt.
    „Ich weiß, wie du bist“, sagte sie, ihr Flüstern klang deutlich schwächer.
    Sie erinnerte sich. Erinnerte sich an etwas, bei dem sich ihr der Magen umdrehte und ihr Herz vor Angst schneller schlug. Eine dunkle Gasse, ein erstaunlich kräftiger Mann, der sie zu Boden drückte und …
    „Aufhören!“ Sie drehte ruckartig den Kopf zu ihm um und sah ihn mit wütenden Blicken an. „Lass meine Gedanken in Ruhe, verdammt!“
    Wut stieg in ihm empor, verrauchte jedoch recht schnell wieder. Sie hatte ein Recht, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen. Er sollte Verstand genug haben und nicht die Gedanken von jemand anderem ohne dessen Erlaubnis lesen. Er war nur so verdammt neugierig, was sie anbetraf … und diese beängstigenden Erinnerungen stachelten seine Neugier noch mehr an. Er seufzte tief. „Ich mag dich nicht, Angelica. Das ist kein Geheimnis. Aber wenn du mir dabei helfen willst, unsere Tochter zu finden, musst du ein klein wenig mehr über unsere Natur erfahren. Ich nehme an, es gibt keinen anderen, der dir etwas beibringen könnte, daher …“
    Sie ließ den Kopf auf die Sitzlehne fallen. „Ich will nichts wissen, was du mir beibringen könntest.“
    Er sah sie erstaunt an. „Nicht? Nicht einmal, wie du deine Gedanken abschirmen kannst? Nicht einmal, wie man Monster wie mich daran hindert, die eigenen Gedanken zu lesen, wann immer es ihnen in den Sinn kommt?“
    Sie warf ihm einen langen Blick voller Argwohn und Misstrauen zu.
    „Das ist ganz einfach, Angelica, und wenn du die Technik erst einmal gelernt hast, kann man deine Gedanken nur dann lesen, wenn du es auch willst.“
    Sie drehte den Kopf ein wenig weiter und kniff die Augen zusammen. „Zweifellos schwarze Künste. Zauberei, Satanismus.“
    „Ich glaube nicht an Satan“, antwortete er. „Das kann es also nicht sein.“
    „Ketzerei“, murmelte sie.
    Jameson zuckte mit den Schultern. „Mach die Augen zu und stell dir deinen Verstand als Haus und deine Gedanken als dessen Bewohner vor. Und dich als Gebieterin dieses Haushalts.“
    Sie runzelte die Stirn, machte aber weder die Augen zu, noch befolgte sie eine seiner Anweisungen. Aber sie speichert alles ab, um später darüber nachzudenken, dachte er.
    „Andere möchten in dein Haus eindringen. Du hast die Pflicht, die Bewohner zu beschützen. Also baust du eine Mauer. Nimm ein beliebiges Material deiner Wahl. Stein oder Stahl oder Ziegel. Aber stell dir sehr genau vor, wie du diese Mauer baust, sie solide und stark machst, sie höher und höher ziehst, bis dein Haus kein Haus mehr ist, sondern eine Burg. Eine Festung. Uneinnehmbar.“
    Das Misstrauen verschwand wenigstens teilweise aus ihren lila Augen. Sie weiteten sich und sahen zur Abwechslung einmal direkt in seine. Es traf ihn wie ein Schlag gegen die Brust. Als ihre Blicke sich begegneten, passierte etwas Unglaubliches. Es schien, als würde sie mit dem Blickkontakt die Erinnerungen freisetzen, die er unbedingt aus seinem Denken verdrängen wollte. Die Gefühle … das Verlangen … die Berührung ihrer Lippen und …
    Er blinzelte, sah wieder auf die Straße vor sich und unterbrach dadurch die mächtige Verbindung. Als er feststellte, dass er die Ausfahrt verpasst hatte, wendete Jameson um hundertachtzig Grad und fuhr

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