Erinnerungen der Nacht
Unser gemeinsames Kind vertiefte das alles noch, glaube ich. Ich trug sein Fleisch und Blut monatelang in mir, ernährte es. Liebte es.
Wie sollte ich mich nicht zu ihm hingezogen fühlen? Sogar … sogar vernarrt in ihn sein, obwohl er ein reueloses Monster war und das DPI so unversöhnlich hasste. Heute Nacht jedoch hatte er das Leben des Mannes verschont. Weil ich ihn darum bat. Gewiss war er nicht gar so furchterregend, wie ich ihn anfangs eingeschätzt hatte. Und ganz sicher nicht so wie mein Erzeuger, diese Bestie. Nein, auch in dieser Hinsicht hatte ich mich geirrt. Jameson hätte sich mir nie auf diese Weise aufgezwungen.
Aber ein kleiner Teil tief in mir wünschte sich, er würde es. Denn dann würde ich die Erfüllung finden, nach der ich mich mit ihm sehnte, und keine Schuldgefühle mehr haben, weil ich ihn so sehr begehrte.
Bei dem Gedanken wurde ich ganz rot im Gesicht und fing an zu schwitzen. Ich verdrängte ihn und konzentrierte mich auf das, was getan werden musste. Ich nähte die Wunde so gut ich konnte zu, säuberte sie und verband sie. Die Blutung war gestillt, und es würde auch nicht wieder anfangen zu bluten. Und wenn es stimmte, was er mir über die regenerativen Eigenschaften des Tagesschlafs erzählt hatte, würde er überleben. Vielleicht.
Aber er musste noch etwas trinken, wieder auffüllen, was er verloren hatte. Und dann ausruhen. Der Vampir hatte behauptet, dass die Wunde verheilt sein würde, wenn er wieder erwachte. Ich musste nur dafür sorgen, dass sie bis dahin nicht wieder aufbrach.
Jamesons Blut hatte meinen Pullover völlig ruiniert. Auch die Jeans hatten eine enorme Menge Blut aufgesogen. Aber seine Klamotten waren in einem noch schlimmeren Zustand. Es blieb mir nichts anderes übrig, ich musste ihn umziehen und waschen. Außer mir war niemand hier, der es tun konnte. Die Aussicht erregte mich. Ich hätte mich wohl schämen sollen, aber tatsächlich erregte mich allein der Gedanke.
Zuerst legte ich meine Kleidung ab. Was hätte es genützt, wenn ich ihn gehalten und gewaschen und dabei nur wieder beschmutzt hätte? Ich stellte mich kurz unter die Dusche, gerade lange genug, um das Blut von meinem Körper abzuwaschen. Dann streifte ich den Morgenmantel über, den er zuvor getragen hatte, und eilte wieder an seine Seite. Alles in allem blieb ich ihm keine drei Minuten fern. Und es ging ihm immer noch gut.
Ich hob ihn ganz behutsam hoch, zog ihm die letzten Reste seines Hemdes über den Kopf und warf sie zu Boden. Als ich mich wieder zu ihm umdrehte, konnte ich mich kaum bewegen. Er war von der Taille aufwärts nackt und er war … er war wunderschön.
Ich hatte noch nie den Körper eines Mannes gesehen. Nicht so. Er war fest. Muskulös und dennoch schlank und irgendwie anmutig. Die Haut straff und gebräunt; ich sehnte mich danach, sie zu berühren. Mit den Händen über seine Brust und den flachen Bauch zu streichen, ihn unter meinen Handflächen zu spüren.
Ein unbekanntes Verlangen, und doch gewöhnte ich mich daran. Noch niemals zuvor hatte ich derartige Anfälle von Lust erlebt. Die Schwestern hatten meine Neugier gestillt, mir aber lediglich gesagt, dass solche Dinge sündig wären und keine junge Frau auch nur an die Beziehung zu einem Mann denken sollte. Mehr nicht. Man verbot mir, meinen knospenden Körper zu berühren, verbot mir, ihn zu erforschen und die Geheimnisse der Lust zu ergründen. Doch jetzt brannte ich darauf, diese Geheimnisse kennenzulernen. Noch niemals vorher hatte ich so intensiv an körperliche Wonnen denken müssen. Sein Körper zog meine Blicke jedoch förmlich an. Und sosehr ich mich schämte, ich konnte mich nicht sattsehen. Ich glaube, seine Brust faszinierte mich am meisten; die harten Brustwarzen forderten mich regelrecht auf, sie zu berühren.
Ich leckte mir die Lippen und wandte mich ab. Aber ich musste wieder hinsehen. Und wieder.
Im Augenblick brauchte er meine Hilfe, nicht meine Leidenschaft, sagte ich mir. Doch meine Hände zitterten, als ich seine Jeans öffnete. Und ich zitterte am ganzen Körper, als ich sie über seine Hüften, die Oberschenkel und zuletzt die Füße zog. Ich würde ihn nicht ansehen. Ich wandte mich einfach ab und lief ins Bad, wo ich eine Schüssel warmes Wasser und ein frisches, sauberes Tuch holte. Aber alle meine Vorsätze halfen nichts. Ich musste ihn ansehen, während ich behutsam das Blut abwischte. Ich wusch ihm Arme und Brust und hielt den Blick dabei starr auf die glatte, straffe Haut seines
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