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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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Motoren an, nahmen Fahrzeuge die Verfolgung auf.
    Aber die Verfolgungsjagd war nicht meine Hauptsorge. Schreckliche Schmerzen schnitten wie eine rot glühende Klinge durch meinen Verstand und breiteten sich in meinem ganzen Körper aus. Solche Schmerzen hatte ich noch nie erlebt. Die Wehen hatten mir so zugesetzt, ja, aber da hatten sie mich unter Drogen gesetzt. Die Schmerzen wirkten fern. Jetzt waren sie nahe und unmittelbar. Und doch waren es nicht meine eigenen. Nicht meine.
    „Keine Bange“, versuchte er mich zu beruhigen und steuerte das Auto mit halsbrecherischer Geschwindigkeit. „Die holen uns nicht ein. Dieses Auto fährt wie der Teufel, und ich habe einen Vorteil. Ich kann ohne Scheinwerfer fahren.“ Er sah mich an und versuchte, seine Schmerzen zu verbergen. Doch als sich unsere Blicke begegneten, sah ich die Qual in seinen Augen. „Angelica?“
    „Sag mir, Vampir“, bat ich leise, „kann uns nur die Sonne töten? Oder können das auch Kugeln?“ Und dabei legte ich die Hand an seine Seite und spürte das Blut, das meine Handfläche nässte.
    „Darüber machen wir uns später Gedanken.“ Er sprach mit zusammengebissenen Zähnen; seine Haut wirkte leichenblass, Zorn funkelte in seinen Augen. „Zuerst müssen wir zusehen, dass wir hier wegkommen.“ Er bog so schnell um eine Ecke, dass ich gegen ihn geschleudert wurde. Ich schrie auf, als seine Schmerzen schlimmer wurden, da sah er mich stechend an.
    „Angelica? Du bist doch nicht auch verletzt, oder?“
    „Nein“, flüsterte ich und betrachtete entsetzt das Blut, das eine Lache um seinen Sitz herum bildete. „Nein, ich spüre deine Schmerzen, Vampir. Wie meine eigenen. Warum? Ist das normal?“
    Er schüttelte langsam den Kopf und knirschte mit den Zähnen. „Ich weiß nicht.“
    „Du wirst schwächer! Du verblutest, nicht?“
    „Drück auf die Wunde“, wies er mich an, nahm meine Hand und drückte die Handfläche auf die blutende Verletzung. „Lass sie nicht weiterbluten, Angelica. Wir können im Handumdrehen verbluten. Das ist tödlich für uns.“ Noch eine Ecke, und ich befolgte seine Anweisungen, aber meine Hand zitterte, und ich fürchtete, dass ich kaum dazu beitrug, die Blutung zu stillen. Doch die Schmerzen ließen nach. Dann kippte sein Kopf zur Seite, und er machte die Augen zu.
    „Bleib wach, verdammt!“, befahl ich ihm mit schroffer Stimme, während ich das Lenkrad hielt, als seine Hände nach unten fielen. „Stirb mir ja nicht weg. Halt durch!“
    Ich glaube nicht, dass er mich hörte. Er lag einfach nur da, und die Schmerzen wurden immer weniger. Ich steuerte das Auto von der Straße, zog ihn hinter dem Lenkrad hervor und fuhr selbst weiter. Wir hatten das Haus am Meer schon fast wieder erreicht. Aber ich hatte Angst. Schreckliche Angst, dass er sterben und mich allein in dieser schlimmen Lage zurücklassen würde. Und obwohl er mich als seine Gefangene bezeichnet hatte, musste ich feststellen, dass ich keine Freude empfand bei dem Gedanken, dass er sterben könnte, sondern vielmehr ein entsetzliches Grauen. In gewisser Weise war ich von ihm abhängig geworden. Und ich brauchte seine Hilfe. Das stimmte. Doch das alles schien nicht der Grund für meine Verzweiflung zu sein.
    Ich wollte einfach nicht, dass dieser Mann, dieses Rätsel, das ich noch nicht einmal ansatzweise verstand, jetzt starb. Er sollte mich nicht verlassen. Noch nicht. Und nicht so.
    Und dieses Gefühl machte mir fast so viel Angst wie das Blut, das aus seiner Wunde floss.

Keith
    8. KAPITEL
    Sie schienen wirklich vom Pech verfolgt zu sein. Verdammt, die Dreckskerle hatten ihn angeschossen. Das hätte er nicht riskieren dürfen. Sie hätten das verdammte Auto stehen lassen und zu Fuß fliehen sollen. Er war ein Idiot, weil er immer noch dachte wie ein Sterblicher, eine Angewohnheit, von der ihn Rhiannon mit ihrem unablässigen Spott bisher noch nicht hatte kurieren können.
    Als der Nebel seiner Schmerzen sich lichtete, stellte er fest, dass Angelica fuhr. Sie musste ihn irgendwann vom Fahrersitz gezogen haben – auch wenn er sich nicht daran erinnern konnte – und raste jetzt die Straße entlang, als wäre ihr der Teufel persönlich auf den Fersen. Er hatte nicht einmal gewusst, dass sie fahren konnte. Hatte sie nie danach gefragt.
    Erst mehrere Meilen und zahlreiche haarsträubende Wendemanöver später schien sie überzeugt zu sein, dass sie die Verfolger abgeschüttelt hatte, und wurde langsamer. Sie sah immer wieder zu ihm, und die Besorgnis

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