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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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unsere Körperflüssigkeiten. Die Ekstase war so intensiv, dass ich Angst hatte, ich würde sterben. Ich glaubte wirklich, ich würde sterben. Die Wellen spülten über mich hinweg und rissen mich mit sich in eine Welt wahnsinniger Empfindungen und reiner, körperlicher Ekstase. Jede derart unglaubliche Lust musste ihren Preis haben.
    Aber ich starb nicht. Ich kam ganz langsam wieder zu mir und fühlte mich schwindelig, losgelöst, als würde mein Gehirn immer noch irgendwo dort draußen schweben.
    Jameson war auf mir zusammengesunken. Die Arme um mich geschlungen, den Kopf auf meiner Brust. Vollkommen entspannt sank er bereits, dachte ich, in einen See samtigen Schlafs.
    Wenn er erwachte …
    Ich holte tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. Wenn er erwachte, würde ich bezahlen müssen. Ich bezweifelte, dass er mir diesen neuerlichen Übergriff verzeihen konnte, so wenig wie die Tatsache, dass ich ihn einst ermorden wollte. Dies kam einer Vergewaltigung ziemlich nahe.
    Ich griff nach der Decke und zog sie über uns beide. Und dann lag ich da und wünschte mir, dieser rasende Geschlechtsakt hätte meine Lust auf ihn gestillt. Doch dem war nicht so. Sie brannte immer noch in mir. Wuchs sogar noch. Wenn überhaupt, schien sie nur noch stärker geworden zu sein. Tiefer und zu neuer Größe angewachsen.
    Gott steh mir bei. Ich begehrte diesen Mann mehr als jemals zuvor. Und ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich tun konnte, um das zu ändern.
    Während dieses kurzen Zwischenspiels beherrschten mich nichts als Gefühle. Empfindungen. Lust. Begierde. Sünde. Und ich hatte mich wie eine Hure auf ihn gestürzt.
    Ich war nicht bei Sinnen. Überwältigt von meinen grotesk übersteigerten Leidenschaften. So musste es gewesen sein.
    Doch dann erwachte ich und fand mich nackt wie am Tag meiner Geburt und um den Vampir geschlungen wie eine Ranke, die ohne ihn zugrunde gehen musste. Und erstarrte regelrecht.
    Schlimmer als alles andere schien mir, dass ich mich so minutiös an alles erinnern konnte. An jeden kehligen Laut, den ich von mir gab, jede schamlose Tat meinerseits. Ich erinnerte mich sogar an den Höhepunkt, auf dem meine Seele in tausend funkelnde Scherben zu zerbersten schien.
    Ganz behutsam löste ich mich aus seinen Armen und richtete mich auf … und dann schluchzte ich vor Grauen über das, was ich getan hatte, denn es schien noch schlimmer, als mir bewusst war. Ich hatte ihm mit meinen langen Nägeln die Haut zerkratzt, und sein ganzer Körper war von Bisswunden übersät. Und er war nackt und schlief so ruhig und anmutig wie ein Gott. Ein dunkler, heidnischer Gott. Meine Versuchung. Mein Sündenfall. Mein Satan.
    Schon wieder regte sich das Verlangen in mir, als ich ihn betrachtete. Ich schlug beschämt die Hände vor das Gesicht. Und dann weinte ich. Denn ich kannte diese Kreatur nicht, zu der ich geworden war. Ich kannte sie ganz und gar nicht. Und ich war nicht sicher, ob ich sie überhaupt kennen wollte.
    „Angelica“, flüsterte er, und ich spürte die Bewegung, als er sich aufrichtete. Er berührte mich mit der Hand an der Schulter, als wollte er den Arm um mich legen und mich an sich ziehen. Um mich zu trösten.
    Doch ich ertrug seine Berührung nicht. Nicht jetzt. Nicht, wo ich sie so sehr wollte.
    „Wie konnte ich das nur tun?“, flüsterte ich.
    „Ah, Herrgott, Angelica …“
    „Du hättest mich warnen müssen. Du hast gewusst, was passieren würde, wenn ich dich von mir trinken lasse. Als ich von dir getrunken habe, war es genauso. Du hast es gewusst, nicht wahr? Nicht wahr, Vampir?“
    Er wandte seine wunderschönen Augen von mir ab und nickte. „Ja. Ich wusste, welche Lust über dich kommen würde, wenn ich von dir trinke, Angel.“ Er hob den Kopf und sah mir in die Augen. „Ich hatte nur keinen Grund zu der Annahme, dass du es tun würdest. Warum sollte ich dich vor etwas warnen, wenn ich glaubte, dass du es nie machen würdest?“
    „Du hättest mich trotzdem warnen müssen. Siehst du nicht, was du getan hast? Was du mir genommen hast? Was du aus mir gemacht hast?“ Ich wandte mich ab und riss die Decke hoch, um mich darin einzuhüllen.
    „Ich habe dich zu nichts gemacht , Angelica. Du bist, was du bist, und du hast genau das getan, was du wolltest. Du hast mich verführt, Angel. Ich war ja kaum bei mir. Verdammt, wenn ich mit dir gemacht hätte, was du mit mir gemacht hast, würdest du jetzt schon ‚Vergewaltigung‘ schreien.“
    Ich wandte beschämt das Gesicht

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