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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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nichts. Dann sah ich zu ihm auf. Da stand er in einer frischen Jeans und knöpfte sich langsam das Hemd zu. Die Male meiner Nägel und Zähne waren ebenfalls verschwunden.
    „Du siehst“, sagte er, „du hast gar nicht so viel an mich verschwendet. Inzwischen bist du wieder eine Jungfrau.“
    „Dreckskerl.“
    Seine einzige Reaktion darauf bestand in einem verbitterten Lächeln. Er knöpfte die Ärmel und wandte sich von mir ab. „Du solltest dich anziehen, Angelica. Nicht mehr lange, und wir bekommen Gesellschaft.“
    Ich runzelte die Stirn. Er betrachtete meinen Hals und die bloßen Schultern mit einem Blick, in dem dasselbe Verlangen loderte, das ich verspürte. Seine Begierde schmeichelte mir nicht. Ich war mir nur zu sicher, dass er nur meinen Körper begehrte. Er hasste mich. Jameson wandte hastig den Blick ab. „Na los, sie sind schon unterwegs.“
    „Wer?“ Ich stand auf und wickelte die Decke um mich. Angst breitete sich kalt und lähmend in mir aus. Aber wenn diese DPI-Leute unser Versteck entdeckt hätten, wäre er sicher nicht so ruhig geblieben.
    „Freunde von mir. Monster wie ich.“ Er kam näher und strich mir mit einer spöttischen Geste über das Gesicht. „Sei nicht so nervös, Angel. Sie wollen dir vielleicht an die Kehle, weil du mich einfach zum Sterben liegen gelassen hast, aber das lasse ich nicht zu.“
    Und dann wurde unvermittelt die Tür aufgerissen, und ich sah mich einer Frau gegenüber, die ganz bestimmt ihrer aller Herrscherin sein musste. Groß und königlich, mit langem, pechschwarzem Haar, das fast bis zum Boden reichte, und schwarzen Augen, in denen unverhohlener Zorn stand. Ich wich langsam und mit klopfendem Herzen zurück.
    „Jameson!“, fauchte sie mit einer tiefen, volltönenden Stimme. „Was veranlasst dich, ihr solche Angst zu machen? Sieh doch nur, sie zittert ja regelrecht.“
    Er betrachtete mich und verzog die Mundwinkel zu einem spöttischen Lächeln. „Sie hat es nicht anders verdient, Rhiannon.“
    Eine zweite Frau betrat den Raum, ein zierliches, sanftes Geschöpf mit einem Schopf voller ebenholzfarbener Locken. Sie sah mich lächelnd an und kam zu mir. „Schon gut“, sagte sie leise. „Wir sind Freunde. Wir sind hier, um zu helfen. Ehrlich.“
    „Tröste sie nicht zu schnell, Tamara“, sagte Jameson, als noch zwei Männer eintraten, von denen einer ein Cape trug, das bis zum Boden reichte. „Aber ich vernachlässige meine Pflichten. Eric, Roland, Ladies, ich möchte euch gern Angelica vorstellen. Die Vampirin, die mich vor knapp einem Jahr angegriffen und dann sterbend liegen gelassen hat.“
    Alle sahen mich an. Dunkle Augen, sondierende geistige Fühler. Ich drehte mich um, floh ins Schlafzimmer und verriegelte die Tür, obwohl ich genau wusste, dass ich sie nicht aufhalten konnte, wenn sie mich holen wollten.
    Ich stand da, zitterte, sah zu der geschlossenen Tür und wartete. Und rechnete wahrhaftig damit, dass jeden Moment jemand einbrechen würde. Mein Gott, das waren seine Freunde. Seine Vampirbeschützer. Die sein Leben gerettet hatten, nach meinem Angriff. Die würden mich ganz gewiss töten!
    Zitternd suchte ich nach Kleidungsstücken, ohne den Blick von der Tür abzuwenden. Schließlich streifte ich mir eine Art Kleid über den Kopf, schwarzer, gazeartiger Stoff, der meine Schienbeine streifte, und Träger, die sich auf der Brust und im Nacken kreuzten.
    Jetzt war wenigstens mein Körper bedeckt. Ich würde nicht nackt sterben.

Keith
    9. KAPITEL
    „Also wirklich, Jameson“, seufzte Roland. Er wandte sich von der Tür ab, die Angelica gerade zugeschlagen hatte, und Jameson zu; sein schwarzes Satincape wirbelte dramatisch. „War das wirklich nötig?“
    Jameson machte die Augen zu und schüttelte den Kopf. „Sie hält uns alle für Monster. Schlimmer als der Teufel selbst“, sagte er, doch er war müde. Und ihr einen Schrecken einzujagen bereitete ihm nicht die Freude, die er erwartet hatte. Dass sie so tat, als würde Sex mit ihm ihre unsterbliche Seele gefährden, nahm ihn nicht gerade für sie ein. Sie war so gierig nach ihm gewesen, so wunderbar leidenschaftlich in seinen Armen … und dann abgestoßen von ihrem eigenen Tun. Abgestoßen von ihm.
    Das erboste ihn!
    „Hat wirklich sie dich in jener Nacht angegriffen?“, fragte Tamara ihn mit hochgezogenen Brauen.
    „Ja.“
    „Aber warum, Jameson? Hat sie dir gesagt, warum?“
    Er ging zum Sofa und ließ sich seufzend darauf nieder. „Nein. Aber ich kann es mir ziemlich gut

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