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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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das DPI meine Tochter schon wieder in den Händen.“
    „Die haben sie nicht“, meldete sich der Wachtposten zu Wort. „Ich sagte doch …“
    „Das hat man Ihnen zweifellos als Täuschungsmanöver erzählt. Falls ich hierherkomme und Sie zum Reden zwinge.“ Doch jetzt musste alles schnell gehen. Ich sah über mich zum Himmel, der bereits fahl wurde. Dann schüttelte ich ihn wieder. „Die Schlüssel.“
    „R-rechte vordere T-t-tasche.“
    Ich riss dem Mann die Schlüssel aus der Tasche und zerrte ihn mit zu Jameson, der so blass und zerbrechlich aussah mit seinen blutunterlaufenen Augen. Mit einer Hand hielt ich den Wachtposten fest, mit der anderen öffnete ich die Handschellen des Vampirs. Jameson sah mich an. „Du solltest nicht hier sein, Angelica. Verdammt, kannst du denn nie das machen, was man dir sagt?“
    „Ich rette dir gerade das Leben, Vampir“, fuhr ich ihn an. „Ist dir das noch nicht aufgefallen?“
    Jameson war frei, ich stieß meinen Gefangenen gegen die Wand und legte ihm die leeren Handschellen um die Gelenke. Dann lief ich nacheinander zu den anderen und befreite sie ebenfalls.
    Rhiannon rieb sich die Gelenke und schenkte mir einen schwachen Abklatsch ihres verhaltenen Lächelns. „Das war hervorragend, Angelica. Vielleicht kann ich noch eine Göttin unter den Frauen aus dir machen.“
    „Danke“, sagte Tamara, lief zu mir, nahm mich in die Arme und drückte mich so fest, wie sie in ihrem geschwächten Zustand nur konnte. „Ich dachte, das wäre das Ende. Danke, Angelica!“
    „Manche Leute können ihre Dankbarkeit nicht so gut zeigen wie andere“, begann Eric. „Aber auch ich danke dir, Liebste.“ Das sagte er mit einem vielsagenden Blick zu Jameson. Und dann nahm er Tamara in die Arme, hielt sie fest, schloss die Augen, küsste ihr Haar.
    „Sei nicht so vorschnell mit der Dankbarkeit, Eric. Noch sind wir nicht hier raus.“ Jameson sah nach oben, während er das sagte. „Keiner von uns ist kräftig genug, um aus dieser Grube klettern oder springen zu können.“
    „Außer mir, meinst du.“ Ich klopfte Tamara auf die Schulter. Als sie sich zu mir umdrehte, schlang ich die Arme um sie, drückte die Knie durch und sprang mit aller Kraft. Und wir segelten durch die geborstene Kuppel und landeten wohlbehalten am Boden. „Versteck dich“, flüsterte ich. „Einer konnte einen Funkspruch absetzen, ehe ich ihn ausgeschaltet habe. Vielleicht rückt Verstärkung an.“ Dann sprang ich wieder hinunter, um die anderen zu holen, und schaffte einen nach dem anderen nach oben.
    Jameson bestand darauf, als Letzter sein Gefängnis zu verlassen. Rhiannon akzeptierte meine Umarmung nur widerstrebend. „Das muss man sich vorstellen“, sagte sie. „Ich bin darauf angewiesen, dass ein Neuling mich rettet.“
    „Schlimmer“, sagte ich. „Du bist zu einer engen Umarmung gezwungen.“
    Sie sah mich finster an, als wir nach oben schnellten. Aber ich erblickte eine große Zuneigung hinter dieser finsteren Miene. Und ich fragte mich, wie ich eine Frau in so kurzer Zeit lieben konnte wie eine Schwester.
    Schließlich blieb nur noch Jameson übrig. Wir sahen einander einen Moment an. „Du hättest nicht kommen sollen“, sagte er. „Ich hatte dir befohlen, das Baby zu retten.“
    „Mit eurer Hilfe habe ich eine viel größere Chance, sie zu finden“, ließ ich ihn wissen.
    „Du bist stur und töricht.“
    „Und du ein arroganter Pascha!“, fuhr ich ihn an.
    „Du hättest beim Versuch, uns zu retten, sterben können.“
    „Und du wärst mit Sicherheit gestorben, wenn ich es nicht versucht hätte“, flüsterte ich. „Ich musste es tun, Jameson. Den Gedanken hätte ich nicht ertragen.“ Ich legte einen Arm um seine Taille. „Halt dich fest.“
    Er hielt sich mit den Händen an meinen Schultern fest, ich sah ihm in die Augen. „Nein.“ Meine Stimme bebte. „Drück dich fest an mich.“
    Er blickte mich einen Moment lang an, dann zog er mich dicht an sich, beugte den Kopf herab und küsste mich auf den Mund. Wie im Fieber küsste er mich. Verzweifelt. Und ich klammerte mich an ihn und erwiderte den Kuss ebenso inbrünstig. Als wir unsere Münder endlich voneinander lösten, erschauerte ich vor Verlangen nach diesem Mann, der doch nur Verachtung für mich empfand. Ich sehnte mich nicht nach der Berührung eines Monsters oder eines sündigen Mannes, den ich hasste. Ich sehnte mich nach diesem Mann, zu dem ich Zuneigung entwickelt hatte. Und darin sah ich keine schreckliche Sünde

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