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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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schienen im Spiegel direkt in seine hineinzusehen. Stiles’ Hals wurde trocken. Er musste sich abwenden.
    Im selben Moment stieß er eine Verwünschung aus und riss das Lenkrad herum. Das Auto schlingerte, schmierte seitlich weg und schleuderte Kies und Sand vom Fahrbahnrand hoch, bis es schließlich halb im Straßengraben zum Stillstand kam.
    „Was zum Teufel machen Sie denn?“, schrie Keller, richtete sich auf und hob die Waffe vom Boden hoch. „Wollen Sie uns umbringen?“
    Stiles blinzelte und sah auf die Straße. „Da war was …“, murmelte er. Er stieg aus dem Auto aus, ging ein paar Schritte auf dem Feldweg zurück, blieb stehen und sah nach rechts und links.
    Keller trat mit der Waffe in der Hand hinter ihn. „Haben Sie was gesehen?“
    „Ja“, flüsterte Stiles. „Aber …“ Er schüttelte den Kopf und drehte sich zu Keller um. „Ich nehme an, Sie haben nichts gesehen, oder?“
    „Ich hab rein gar nichts gesehen“, antwortete Keller. „Was war es? Ein Reh? Oder … hey, Stiles, es war doch keiner von denen, oder?“
    Stiles schüttelte langsam den Kopf. „Nein. Verdammt, Keller, Sie dürfen keinem was davon erzählen, okay? Wenn uns einer hier stehen sieht, sagen wir, wir haben einen Platten gehabt. Kapiert?“
    Keller nickte. „Klar. Wenn Sie mir verraten, was Sie gesehen haben.“
    „Was ich zu sehen glaubte“, verbesserte Stiles ihn. „Denn es war nicht real.“
    „Und was glauben Sie denn, gesehen zu haben?“, fragte Keller und steckte die Waffe wieder weg.
    Stiles schüttelte den Kopf und sah auf seine Füße. „Da war dieses Licht. Und als wir näher kamen, sah es aus wie …“
    „Wie was?“, drängte Keller.
    Stiles seufzte. „Ein Engel. Weißes Kleid und Flügel und das ganze Drum und Dran. Alles von weißem Licht umgeben und mitten auf der verdammten Straße.“ Wieder schüttelte er den Kopf, diesmal mit einem nervösen Lachen. „Und dann war es verschwunden. Albern, was? Ich glaube, ich muss mich mal ausschlafen, ein paar Tage freinehmen …“
    „Oder … vielleicht auch nicht.“ Keller begann jetzt schon zu stottern.
    Stiles hob den Kopf und sah in das aschfahle Gesicht des Grünschnabels. Er blickte mit aufgerissenen Augen und ausgestrecktem Zeigefinger zum Auto. Stiles folgte seinem Blick und sah gerade noch, wie ein weißes Licht aus jedem Fenster des Fahrzeugs strömte. Es leuchtete ganz unwirklich hell, aber nur einen Augenblick, dann erlosch es wieder.
    Er schüttelte den Kopf, als könnte er ihn so wieder klar bekommen, und zwang sich dann, zum Auto zu gehen. Er hoffte inständig, seine Befürchtungen würden sich nicht bewahrheiten.
    Er beugte sich zu dem Fahrzeug, warf einen Blick hinein und sah dann wieder zu Keller, der immer noch wie angewurzelt an derselben Stelle stand.
    „Das Baby?“
    Stiles war vollkommen geschockt. Und dann schüttelte er nur noch den Kopf. Fort. Das Kind war einfach fort, wie vom Erdboden verschluckt.
    Keller atmete plötzlich schwer. „Wir müssen hier weg“, murmelte er und lief zum Auto. „Es könnte wiederkommen … und diesmal unseretwegen.“
    Stiles packte ihn an den Schultern und zog ihn zu sich. „Hören Sie zu, Keller, und hören Sie gut zu. Niemand wird je erfahren, was wir heute Nacht hier gesehen haben, ja? Wenn wir das erzählen, sperren die uns irgendwo in eine Gummizelle. Verdammt, wir werden vielleicht selbst zu Studienobjekten des DPI.“
    Keller stöhnte, als er das hörte. „Wir hatten einen Platten“, sagte er langsam. „Wir sind ausgestiegen, um den Reifen zu wechseln, und da hat sich jemand das Baby geschnappt. Wir haben nichts gesehen.“
    Stiles nickte und schluckte heftig.
    Es war ein Wunder, dachte Susan Jennings immer wieder. Vor vierundzwanzig Stunden erst war sie mit dem Auto von der Straße abgekommen, weil sie einem Reh ausweichen musste. Gott im Himmel, sie würde nie die Angst vergessen, die sie verspürte, als ihr das Lenkrad aus den Händen glitt und das Auto die Böschung hinunterraste.
    Und dann das unvorstellbare Grauen, als sie aufstehen wollte und feststellte, dass die kleine Alicia immer noch im Auto festsaß.
    Und dann kamen wie aus dem Nichts diese beiden Fremden. Wie zwei Engel, dachte sie wieder und lächelte, während sie auf dem Schaukelstuhl saß, Alicia in den Armen hielt und ihr das Fläschchen gab. Sie hatten dem Baby das Leben gerettet. Und dann verschwanden sie in der Nacht, ehe sie die Möglichkeit hatte, ihnen zu danken.
    Alicia saugte immer träger, hörte auf, ihre

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