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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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lag an der kühlen Felswand. Als er wacher wurde, sich umdrehte und sie ansehen wollte, um sich zu vergewissern, dass sie in Wahrheit nicht so wunderschön war wie in seinem Traum – obwohl er wusste, dass das nicht stimmte –, lag sie nicht neben ihm. Sie war fort. Er erschrak, richtete sich hastig auf und rieb den letzten Rest von Schlaf aus den Augen.
    „Gut, dass du wach bist“, sagte Roland. „Wir müssen früh los, wenn wir sie erwischen wollen, bevor sie das Kind nach White Plains schaffen können.“
    Die anderen waren auch schon wach. Rhiannon richtete ihr langes Haar, Tamara kuschelte sich verschlafen in Erics Arme.
    „Nicht wir“, sagte Jameson leise. „Ich.“
    „Jamey …“, begann Tamara und richtete sich auf, aber er unterbrach sie.
    „Nein, Tamara. Ich lasse nicht zu, dass ihr weiterhin euer Leben für mich aufs Spiel setzt. Ihr hättet sterben können. Und jetzt ist das Risiko noch größer. Die sind sicher wütend, dass wir entkommen sind, und entschlossener denn je, uns alle zu töten.“ Er sah immer wieder zum Höhleneingang, während er das sagte, entdeckte jedoch keine Spur von Angelica.
    „Machst du dir Sorgen um sie?“, fragte Rhiannon.
    Jameson riss den Kopf herum und sah in ihre spöttischen dunklen Augen. „Wo ist sie?“
    „Sie wollte die Gegend erkunden. Wollte sich vergewissern, dass wir alle gefahrlos herauskommen können.“
    „Sie sollte nicht allein da raus“, sagte Jameson und ging zum Eingang.
    „Was läuft denn da zwischen euch beiden?“, fragte Tamara in einem Tonfall, als würde sie glauben, dass da wesentlich mehr war, als er zugeben wollte.
    „Lass das, Tamara“, sagte er. „Zwischen Angelica und mir ist gar nichts.“
    „Nur ein gemeinsames Baby“, konterte sie.
    „Oh, es ist mehr als nur das Baby“, mischte Rhiannon sich mit hochgezogenen Brauen ein. „Es ist Leidenschaft. Die Luft knistert praktisch, wenn sie einander nahe sind. Und wie sie sich ansehen . “ Sie lächelte sanft. „Ich glaube, du liebst dieses Mädchen, Jameson.“
    „Rhiannon“, ermahnte Roland sie, aber sie sah ihn nur lächelnd an und sandte einen wissenden Blick in Jamesons Richtung.
    Jameson fühlte sich elender denn je. „Natürlich liebe ich sie nicht“, fauchte er. Da wäre er aber ein schöner Trottel, oder nicht? Er wusste nur zu genau, dass sie nichts für ihn empfand. Jedenfalls nichts, das über das Körperliche hinausging. „Ich empfinde nichts für diese Frau.“
    Als er ein Geräusch am Eingang hörte, drehte er den Kopf herum. Angelica stand vor ihm, wandte sich jedoch hastig ab. Sie musste seine Worte gehört haben. Und aus einem unerfindlichen Grund sah er einen Anflug von Schmerz in ihren Augen. Lächerlich.
    „Ich sehe keine DPI-Männer, die sich unter den Bäumen verstecken“, sagte sie leise. Ein wenig zu leise. „Ich denke, wir können raus.“
    „Nächstes Mal wartest du auf mich“, fuhr Jameson sie an.
    Ein rebellisches Funkeln machte ihre Augen noch anziehender. „Ach ja. Ich bin ja immer noch deine Gefangene, nicht? Vergib mir, dass ich dich nicht um Erlaubnis bat, ehe ich mich von dir entfernt habe. Wie konnte ich nur so dumm sein und glauben, dass ich dir das Leben gerettet habe, hätte etwas geändert?“
    „So war das nicht gemeint, Angelica!“ Aber sie hatte sich bereits umgedreht und die Höhle wieder verlassen. Weshalb war sie jetzt schon wieder so wütend?
    „Gut gemacht“, sagte Rhiannon und schlug ihm auf die Schulter. „Gut gemacht.“
    Er schüttelte ihre Hand ab, verließ hastig die Höhle und trat anmutig in die kühle Nacht. Der Mond war heute nicht zu sehen, er verbarg sich hinter einer dichten Wolkendecke. Und der Wind heulte und stöhnte in den Pinienzweigen. Zuerst sah Jameson sie nicht. Dann entdeckte er sie, sie stand mit dem Rücken zur Höhle und sah in den Wald. Ihr Haar bewegte sich im Wind, lange Satinfinger, die winkten und lockten. Als wollten sie einen unbedachten Wandersmann in ihre Nähe locken. Als wollten sie ihn anlocken.
    Er richtete sich auf und ging zu ihr, obwohl er wusste, dass er ein williges Opfer ihrer stummen Verlockung wurde. Aber das ging ja schließlich schon die ganze Zeit so, oder nicht? Verdammt, er hatte Niederlagen nie gut eingestehen können. Er stellte sich ganz dicht hinter sie. Aber sie nahm ihn gar nicht zur Kenntnis. Sah ihn nicht einmal an. Es kam einer Offenbarung gleich, dass eine Frau ihn so durch und durch verabscheute. Eine neue Erfahrung für ihn.
    „Ich habe nicht

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