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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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blauen Babyaugen fielen zu. Susan stand vorsichtig auf, schlich auf Zehenspitzen durch das Zimmer und legte das Baby ins Bett. Behutsam steckte sie die Decke fest.
    An der Eingangstür wurde leise geklopft.
    Susan drehte sich um, runzelte die Stirn und warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Wer um alles in der Welt kam um diese Zeit zu Besuch? Sie ging zur Tür, öffnete sie einen Spalt und sah in die gütigsten braunen Augen, die sie je gesehen hatte.
    Ich raste mit Jamesons Auto, das ich dort fand, wo er es abgestellt hatte, auf der Route 10 Richtung Norden. Und ich tat das, was er getan hätte. Verbarg mich vor den wachsamen Blicken des DPI. Ich sah die Straße, die nach Osten abzweigte, fuhr jedoch daran vorbei, parkte das Auto in einem Wäldchen abseits der Straße und ging zu Fuß zurück.
    Und als ich den Holzfällerpfad wiederfand, nahm ich nicht ihn, sondern ging im Schatten, im Schutz der Bäume. Heute Nacht war die Dunkelheit mein Freund wie noch niemals zuvor. Und je näher ich kam, desto mehr Wolken zogen vor den tief stehenden Mond, malten ihre schwarzen Pinselstriche darüber und machten die Nacht noch finsterer.
    Ich sah eine Kuppel im Boden, wie ein Dom aus Glas. Rings um das Glasdach standen vier Mann Wache, die anscheinend einen kostbaren Schatz hüteten. Alle bewaffnet, das war klar. Ich konnte es unmöglich mit allen gleichzeitig aufnehmen. Einer würde mich bestimmt mit diesen tödlichen kleinen Pfeilen treffen.
    Was sollte ich tun?
    Vielleicht konnte ich sie weglocken. Einen nach dem anderen, falls erforderlich. Aber, großer Gott, die Sonne würde bald aufgehen. Und jetzt wurde mir auch klar, warum der Sonnenaufgang den Gefangenen den Tod bringen würde.
    Ich ergriff den untersten Zweig der Pinie, unter der ich kauerte, und brach ihn mit einer knappen Handbewegung entzwei. Das Geräusch klang erstaunlich laut in der stillen Nacht, sämtliche Wachtposten erstarrten.
    „Was war das?“, fragte einer. „Wer ist da?“ Er hob die Waffe.
    „Vermutlich nur ein Tier“, sagte ein zweiter.
    „Glaub ich nicht.“
    „Dann geh nachsehen.“
    Der erste Mann schüttelte den Kopf. „Whaley hat gesagt, wir sollen alles paarweise unternehmen. Du weißt, wie arglistig die sind.“
    „Dann komm. Wir gehen beide.“
    Die beiden Männer drehten sich in meine Richtung und setzten sich langsam und mit gezückten Waffen in Bewegung. Einer nahm eine Taschenlampe in die freie Hand, hielt sie in meine Richtung und drückte auf den Knopf. Ich stieß mich vom Boden ab und sprang auf einen Pinienast in Sicherheit, ehe mich der Lichtstrahl erfassen konnte. Einer nach dem anderen, das war mein Plan gewesen. Nicht zwei auf einmal. Egal, ich würde nicht aufgeben. Das war unmöglich. Jameson, mein rachsüchtiger Vampir, saß da unten in der Falle, und wenn die Sonne aufging …!
    Ich erschauerte beim Gedanken daran, wie qualvoll er sterben würde. Spürte eine eigentümliche Leere in mir, wenn ich es mir ausmalte, und mein Magen verkrampfte sich. Ich verweilte ganz still und wartete. Die beiden gingen nicht so dicht nebeneinander, wie ich gehofft hatte. Aber auch nicht weit genug voneinander entfernt, dass es mir recht gewesen wäre. Einer blieb direkt unter mir stehen.
    Der andere stand vielleicht vier Schritte entfernt und wandte mir den Rücken zu. Ich musste schnell und schlau handeln. Schneller und schlauer, als diese Männer es erwarteten. Das sollte nicht allzu schwer sein, sagte ich mir. Ich war ein Vampir.
    Ich ließ mich von dem Baum fallen und landete auf dem Mann, der darunterstand. Er gab ein lautes Grunzen von sich, als ich die Faust auf seinen Schädel niedersausen ließ und er bewusstlos zusammensackte … wirklich nur bewusstlos? Der andere fuhr herum, als er das Geräusch hörte, und richtete die Waffe auf mich. Mit meiner ganzen Schnelligkeit warf ich mich auf die Seite, sodass der Pfeil aus seiner Waffe mich zwar streifte, aber sich nicht ins Fleisch bohrte, sondern in dem Baum hinter mir stecken blieb. Ich betete, dass ich nichts von der Droge abbekommen hatte. In dem Sekundenbruchteil, den der Mann brauchte, um mich wieder ins Visier zu nehmen, hatte ich den Pfeil aus der Baumrinde gerissen und nach ihm geschleudert.
    Der Pfeil bohrte sich tief in den Hals meines Angreifers. Er ließ die Waffe zu Boden fallen und verdrehte die Augen. Dann kippte er um und bewegte sich nicht mehr.
    Doch ich war nicht so leise, wie es nötig gewesen wäre. Die beiden anderen Wächter hatten den Kampf mitbekommen,

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