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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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bekam.
    Roland stand neben Eric, lehnte sich an die Wand und beobachtete das bizarre Ritual. Sicher, er hatte Rhiannon eine Chance geben wollen, zumal er kaum wagte, ihr zu widersprechen. Er schien sie jedes Mal zu kränken, wenn er mit ihr redete. Warum nur?, fragte er sich. Warum tat er ihr immer so weh? Absichtlich gewiss nicht. Weiß Gott, das hatte sie nicht verdient. Er hatte Rhiannon in sein schrecklichstes Geheimnis eingeweiht und war sich sicher gewesen, dass sie ihn danach hassen und fürchten würde. Stattdessen hatte sie ihn getröstet. Verdammt, sie hatte sogar Tränen für ihn vergossen! Und als Dank hatte er sie verletzt.
    Seit sie ihm auf dem cimetière den Rücken zugewandt hatte, hatte sie ihm so gut wie gar nicht mehr in die Augen gesehen. Er bedauerte, dass er ihr so viel Schmerz zugefügt hatte. Aber wenigstens schienen ihre Gefühle für ihn jetzt deutlich abgekühlt zu sein. Sie mussten auf Distanz zueinander bleiben, andernfalls würde einer von ihnen irreparablen Schaden nehmen. Und wenn er ihren schlanken Körper betrachtete, der entspannt und in einem tranceähnlichen Zustand auf den Teppichen des Bodens lag, wusste er ziemlich genau, dass er es nicht sein würde.
    Aber je mehr Zeit verstrich, desto größere Zweifel an ihr kamen selbst Roland. Warum veranstaltete sie solch eine Hexerei? Wie sollten sie Jamey helfen, wenn sie auf uralten Teppichen herumlagen?
    Er brannte darauf, sich auf den Weg zu machen und den Jungen zu suchen, und fürchtete, das DPI könnte ihm zuvorkommen. Plötzlich loderten mit einem leisen Zischen Flammen von den Kerzen empor, die zwischen den beiden Frauen standen. Einen Moment später begann der Weihrauch im Kelch zu glimmen und ließ eine hellgraue Spirale duftenden Rauchs in die Höhe steigen.

Keith
    10. KAPITEL
    Rhiannon richtete sich unvermittelt auf und drückte die Kerzen mit den Fingern aus. Sie massierte sich die Schläfen und seufzte.
    Das war ihr Zimmer gewesen. Rebeccas Zimmer. Das Mädchen, das sich vom Turm gestürzt hatte, damit es Roland nicht heiraten musste. Bilder des jungen, holden Geschöpfs strömten in Rhiannons Geist ein und machten es ihr unmöglich, sich auf Pandora zu konzentrieren. Rebeccas Geist hatte etwas Ruheloses, Ängstliches. Sie hatte keinen Frieden gefunden.
    „Rhiannon?“
    Sie schaute zu Roland auf und sah die Frage in seinen Augen. „Tut mir leid.“
    „Er ist in einem Auto.“
    Tamara erschreckte sie alle mit ihrer leisen Stimme. Sie lag immer noch auf dem Rücken, hatte aber die Augen offen. Sie blieb reglos liegen, als hätte sie Angst, wenn sie sich bewegte, könnten die Bilder aus ihrem Geist verschwinden.
    „Er ist in einem kleinen schwarzen Auto. Auf dem Schoß hat er einen blauen Stoffrucksack mit etwas Kleidung und ein wenig Geld. Und seine Sportschuhe. Seine Sportschuhe sind auch darin.“ Bei dem Satz brach ihre Stimme, Tränen traten ihr in die Augen.
    Eric wollte näher kommen, doch Rhiannon hielt eine Hand hoch.
    „Tamara, wer fährt das Auto?“
    Sie runzelte die Stirn. „Ich kenne ihn nicht. Er ist ziemlich groß. Wie ein Ringer. Das Haar ist so kurz geschnitten, dass es wie Borsten vom Kopf absteht. Es ist dunkel. Und er hat eine Nase wie eine Bulldogge.“ Sie runzelte noch mehr die Stirn. „Auf dem rechten Unterarm hat er eine Tätowierung, eine Kobra.“
    „Lucien“, flüsterte Roland.
    „Kannst du sagen, in welche Richtung sie fahren, Tamara?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich sehe Berge mit Schnee auf den Gipfeln.“ Tamara richtete sich langsam auf, Eric bückte sich und half ihr hoch. Sie begegnete seinem stechenden Blick. „Es ist derselbe Mann, der Rhiannon angegriffen hat, nicht? Jetzt hat er Jamey.“
    Eric nickte.
    Rhiannon hatte noch nie einen solchen Gesichtsausdruck bei der jungen Frau gesehen. Sie wirkte immer so schüchtern, so sanft. Jetzt loderte das Feuer eines aufziehenden Sturms in ihren Augen.
    Tamara schüttelte den Kopf wie eine Löwin, ihr Kiefer war vor Wut verkrampft. „Wenn er Jamey wehtut, töte ich ihn.“ Sie sagte es mit einer ruhigen, gelassenen Stimme, ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass es ihr ernst war. Sie ging steif an Eric vorbei und zur Tür hinaus. Eric folgte ihr hastig.
    „So habe ich sie noch nie gesehen.“ Rhiannon fuhr sich mit der Hand müde über die Stirn.
    „Ich schon“, sagte Roland leise. „Aber nur wenn der Junge bedroht wurde.“
    Unter der Tür, wo sie Tamara und Eric nachgesehen hatte, drehte sie sich um. Sie stellte fest, dass

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