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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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sie allein mit Roland war. Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. „Das war ihr Zimmer, nicht wahr?“
    Er blickte sich um und nickte. „Woher weißt du es?“
    „Ich spüre sie hier. Sie hat dich nicht so sehr verabscheut, wie du glaubst, weißt du.“
    Er schüttelte den Kopf. „Das kann ich nicht glauben.“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Es geht mich nichts an, was du glaubst. Ich dachte mir nur, du wüsstest es vielleicht gern.“ Sie wollte gehen, doch er hielt sie von hinten an den Schultern fest.
    „Meine Worte auf dem cimetière sollten dich nicht kränken, Rhiannon. Wenn das so war, tut es mir leid.“
    Sie erstarrte. „Es sind mehr als Worte erforderlich, um mir Schmerzen zuzufügen. Deswegen musst du dir keine Gedanken machen.“
    Er drehte sie zu sich um; sie konnte die Reue in seinen Augen sehen. „Rhiannon, ich habe dich verletzt. Ich weiß es, und glaub mir, ich wünschte, ich könnte die Worte zurücknehmen, die diesen Schmerz verursacht haben.“
    „Warum möchtest du denn die Wahrheit zurücknehmen?“ Sie fegte mit einer knappen Bewegung seine Hand von ihrer Schulter. „Wir müssen den Jungen finden, Roland. Dieses Gespräch jetzt zögert seine Rettung nur unnötig hinaus.“
    Roland saß mit der aufgeschlagenen Straßenkarte auf dem Vordersitz des Mietwagens. Von allen war er am besten mit dem Gebiet und dem Gelände vertraut, da er es in längst vergangenen Zeiten schon zu Pferde durchquert hatte. Sicher, die Städte und Dörfer und Straßen hatten sich verändert, aber das Land war dasselbe geblieben. Und die einzigen schneebedeckten Gipfel, die nahe genug waren, dass Lucien sie in der kurzen Zeitspanne erreichen konnte, waren die in der Richtung, in die sie gerade fuhren.
    Eric saß am Steuer, Roland gab Anweisungen. Rhiannon saß mit Tamara auf dem Rücksitz. Die nervöse Anspannung in dem kleinen Fahrzeug schien fast greifbar zu sein. Eric brach das Schweigen schließlich.
    „Ich glaube, wir schulden dir eine Entschuldigung, Rhiannon.“
    „Weshalb?“
    „Ich habe deine Meditation nicht ernst genommen. Hätte ich aber sollen.“
    Sie machte eine wegwerfende Geste. „Gib deine Skepsis nicht so leicht auf. Noch haben wir Jamey nicht gefunden.“
    „Aber wir sind ihm auf der Spur. Tamara spürt es so deutlich, dass ein Irrtum ausgeschlossen ist. Daran zweifle ich nicht.“
    Roland schüttelte den Kopf. „Gib es zu, Eric. Sie hatte dich von dem Moment an in der Tasche, als die Kerzen von selbst entflammt sind.“
    Eric lächelte und sah über die Schulter zu Rhiannon. Roland wünschte sich, er hätte das auch gekonnt, doch wenn er sie ansah, hatte das einen traumatischen Effekt auf seinen Verstand.
    „Er hat recht“, bestätigte Eric. „Das war ein überzeugendes Schauspiel.“
    An Rhiannons Tonfall konnte Roland genau ihren Gesichtsausdruck erahnen. Dieses Quasi-Lächeln. Der Ausdruck in den Augen, der sagte, dass sie etwas wusste, das man selbst nicht wusste. Viele, viele Dinge, die man selbst nicht wusste.
    „Ein einfacher Taschenspielertrick für einen Unsterblichen, Eric. Ich könnte ihn dir beibringen. Ehrlich gesagt zünde ich die Kerzen normalerweise auf herkömmliche Weise an, aber ich war wütend und wollte euch gebührend beeindrucken.“
    Roland warf seinem Freund einen Seitenblick zu und registrierte gerade noch dessen Überraschung.
    „Das hat jedenfalls funktioniert.“ Eric runzelte die Stirn und rückte den Spiegel zurecht, damit er ihr Gesicht besser sehen konnte. „Du sagst, du könntest mir das beibringen?“
    Sie musste genickt haben, aber Roland war nicht sicher. „Ihr alle seid mit der Körperkraft vertraut, die die Unsterblichkeit mit sich bringt. Aber die dunkle Gabe bewirkt auch eine Steigerung der psychischen Kraft. Und die wird mit zunehmendem Alter immer stärker, genau wie die Körperkraft. Man zündet die Kerzen einfach nur an, indem man den Geist auf ihre Dochte konzentriert. Der wirkt wie ein Lichtstrahl und entflammt sie. Wenn beide Kräfte ihr vollständiges Potenzial ausschöpfen, können wir lernen, die psychische und die körperliche Kraft zu vereinigen, und zwei Ziele erreichen, die auch ich noch nicht gemeistert habe. Aber ich habe von Leuten gehört, die es konnten.“
    Roland legte den Kopf schief. „Rhiannon, es gibt Dinge, die lässt man besser ruhen.“
    „Aber gewiss doch“, versicherte sie ihm. „Kobras und erloschene Vulkane gehören dazu. Aber das hier nicht.“
    Eric grinste noch breiter. „Jetzt hat sie

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