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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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sie sah, dass es sich nicht um den Jungen handelte, war herzzerreißend.
    Frederick saß auf dem Boden und hatte die Knie, so fest er konnte, an die breite Brust gezogen. Er sah aus, als hätte er ebenfalls geweint.
    Rhiannon ging zu Tamara und nahm die zierliche Frau in die Arme. „Du musst nicht so traurig sein, Grünschnabel. Wir finden die kleine Ratte im Handumdrehen.“
    „Wie? Wir wissen nicht einmal, wo wir anfangen sollen.“
    „Ihre Katze ist auch weg“, stöhnte Frederick auf. „Ich hätte besser auf ihn aufpassen sollen. Es ist alles meine Schuld. Wenn diese bösen Männer Jamey jetzt in die Finger bekommen? Was werden sie ihm antun?“
    „Keine bösen Männer werden Jamey bekommen“, wandte Eric ein.
    Tamara schniefte und richtete sich auf. „Es ist nicht deine Schuld, Frederick. Wir sollten alle auf ihn aufpassen. Jamey ist zu klug für uns, das ist alles.“
    „Ich bin dumm“, meinte Frederick leise. „Wenn ich nicht so dumm wäre …“
    Rhiannon ging zu ihm, bückte sich und zog ihn auf die Füße. „Freddy, du bist weder jetzt dumm, noch bist du es je gewesen. So einen Unsinn möchte ich nicht noch einmal von dir hören. Jamey ist uns allen entwischt. Findest du, dass wir dumm sind?“
    Er schüttelte den Kopf.
    „Da hast du recht. Das sind wir nicht. Und du auch nicht. Jetzt aber …“ Sie drehte sich langsam um und wandte sich an alle. „Genug geweint und geklagt. Ich ertrage das nicht. Ihr vergesst alle das Wichtigste.“
    „Und das wäre?“ Das kam von Roland. Er stand dicht bei der Tür. Sie hatte ihn nicht eintreten hören; jetzt sah er ihr in die Augen, doch sein Blick drückte keine harte Verachtung aus, sondern eine verzweifelte Bitte um Hilfe.
    „Wer ich bin“, sagte sie mit einer leisen Stimme, kaum mehr als ein Flüstern, aber dennoch so klar und deutlich wie Glockenläuten. „Rhianikki, Tochter des Pharaos, Prinzessin von Ägypten. Ich war eine Priesterin der Isis, habe die Worte von Osiris studiert. Ich spürte den heißen Sand Ägyptens unter den Füßen, als die Pyramiden noch neu waren. In meiner Seele besitze ich die Weisheit der Jahrhunderte, Jungvolk, und es gibt nichts, nichts, das ich nicht vollbringen könnte.“
    Sie beobachtete Rolands Reaktion auf ihre Rede und rechnete damit, die altbekannte Skepsis zu sehen. Doch sie glaubte, dass sie Erleichterung sah.
    Und ohne jeden Zweifel sah sie Hoffnung in Tamaras runden Augen. „Was sollen wir tun, Rhiannon?“
    „Nicht wir, Tamara. Du. Du stehst Jamey am nächsten. Zwischen euch beiden hat schon ein enges Band gestanden, bevor Eric dich verwandelt hat, oder nicht?“
    „Ja, aber …“
    „Kein Aber. Du musst dich nur auf den Jungen konzentrieren. Such ihn mit deinem Geist.“
    Tamara schüttelte den Kopf. „Kann ich nicht. Ich spüre ihn nur, wenn er versucht, mich zu erreichen – oder wenn er Schwierigkeiten hat.“
    „Du kannst es. Du brauchst nur die Kraft deines Geistes. Ich weise dir den Weg, Tamara.“ Rhiannon wandte sich an Roland. „Wir brauchen ein ruhiges Zimmer. Wo uns keine anderen Auren stören können.“
    Roland runzelte die Stirn. „Die Räume im dritten Stock hat seit Jahrhunderten keiner mehr benutzt.“
    Sie nickte und wandte sich an Frederick, der unbedingt eine Beschäftigung brauchte. „Freddy, in Rolands Gemach findest du in der kleinen Kommode neben dem Bett zwei spezielle Kerzen und ein Päckchen Weihrauch in einem silbernen Kelch. Würdest du mir das bitte holen?“
    Frederick entfernte sich hinkend, um ihrem Wunsch zu entsprechen. Eric verzog das Gesicht. „Weihrauch und Kerzen? Was ist das für ein Unsinn? Wir sollten nach dem Jungen suchen gehen.“
    „Jederzeit gern, Eric. Du kannst nach Herzenslust suchen. Aber du vergeudest deine Zeit. Wir müssen wissen, wo er ist.“
    Eric schüttelte den Kopf. „Nimm es nicht persönlich, Rhiannon. Ich bin ein Mann, der an die Wissenschaft glaubt, nicht an Hokuspokus.“
    „Wenn du noch ein Mensch wärst, würdest du zweifellos auch nicht an die Existenz einer Rasse unsterblicher Blutsauger glauben“, konterte sie.
    Er sah zu Boden.
    „Eric, hör auf sie“, beschwor ihn Tamara leise. Sie wandte sich von ihm ab. „Ich vertraue dir, Rhiannon. Sag mir nur, was ich tun muss.“
    Eric hob die Hände in die Luft und wandte sich an Roland.
    „Hast du vor, dir das alles schweigend anzusehen?“
    Roland zuckte mit den Schultern. „Wenn du keinen besseren Vorschlag hast oder eine Idee, wo wir mit der Suche beginnen sollten

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