Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
Vom Netzwerk:
sie sich so von ihm ab, dass er nicht sagen konnte, was los war.
    Dann sah er sie. Ein zuckendes, schluchzendes Bündel auf dem Erdboden, mit den Armen um einen schlanken schwarzen Körper. Pandora bewegte sich nicht. Die Katze hatte die Augen geschlossen, eine Vorderpfote stand in einem unnatürlichen Winkel ab. Eine blutverkrustete Platzwunde verunzierte das seidige Fell am Ohr.
    Roland kniete nieder und zog Rhiannon weg. Eric und Tamara waren jetzt ebenfalls zur Stelle, Eric untersuchte das Tier, während Roland Rhiannon in den Armen hielt. Sie schluchzte hilflos und schlotterte am ganzen Körper. Um die hochmütige, arrogante Prinzessin war es geschehen. Er hielt ein niedergeschmettertes Kind in den Armen, und ihm brach es das Herz, sie so zu sehen.
    „Sie lebt“, sagte Eric leise. „Aber ich bin nicht sicher, ob wir sie retten können. Sie braucht einen Tierarzt.“
    „Dann suchen wir ihr einen“, verkündete Roland und nahm Rhiannons bebenden Körper fast gegen seinen Willen noch fester in die Arme. Ihre Tränen durchnässten den Stoff an seiner Schulter. „Fünf Meilen östlich von hier liegt eine Stadt. Das wäre nur ein kleiner Umweg.“ Roland senkte den Kopf, drückte seine Lippen in ihr Haar. „Sie wird wieder gesund, Rhiannon“, flüsterte er. „Ich verspreche es dir.“
    Sie schüttelte an seinem Hals den Kopf. „Das … muss sie.“ Sie schluchzte abgehackt, hob den Kopf und sah ihm in die Augen. „Tut mir l-l-leid.“ Starr wand sie sich aus seiner Umarmung. Sie beugte sich zu der Katze, schob ihr behutsam beide Arme unter den Körper und hob sie hoch. Dann machte sie kehrt und ging zum Auto zurück, während ihre Schultern weiter von unkontrolliertem Zucken geschüttelt wurden.
    Roland schluckte heftig. Hatte er sie so sehr vor den Kopf gestoßen, dass sie nicht einmal mehr Trost von ihm annehmen wollte?
    Er lief ihr voraus und öffnete die Hecktür des Autos. Rhiannon faltete sich mit der Katze in den Armen auf den Rücksitz. Sie lag auf der Rückbank und liebkoste den Kopf des großen Tiers im Schoß. Roland schob Pandoras Hinterpfoten behutsam hinein, so weit er konnte, und machte vorsichtig die Tür zu. Tamara zwängte sich zwischen die beiden Männer auf den Vordersitz.
    Eric fuhr, während Rhiannon flüsterte und den großen reglosen Kopf der Katze streichelte. Sie redete, als wäre sonst niemand in dem Auto, und unterhielt sich mit dem Tier, als wäre es ein Mensch. „Verlass mich nicht, Pandora. Ich habe sonst niemanden, weißt du. Nur dich. Wenn du gehst, bin ich wieder ganz allein.“ Zwischen den Worten entrang sich hin und wieder ein Schluchzen ihrer Brust.
    Tamara drehte sich mit Tränen an den Wimpern zu ihr um. „Du liebst sie sehr, nicht wahr?“
    Rhiannon schüttelte heftig den Kopf. Das Haar hing ihr ins Gesicht, das sie noch über die Katze beugte. Die Tränen klebten Strähnen davon an den Wangen fest. „Mach dich nicht lächerlich.“ Sie schniefte und schluchzte erneut. „Ich bin eine Unsterbliche. Liebe bedeutet mir gar nichts.“ Sie streichelte Pandora den Kopf. „Es ist nur … sie hat mich geliebt. So wie ich bin, hat sie mich geliebt. Das hat sonst nie jemand.“
    „Oh Rhiannon …“
    „Ihr musste ich nie etwas beweisen. In ihren großen grünen Augen bin ich nie unwürdig gewesen. Ich war nie ihr Fluch.“
    Bei diesen Worten zuckte Roland zusammen.
    „Rückhaltlose Liebe, absolute Treue. In all den Jahren, seit ich lebe, habe ich das nur von Pandora erfahren. Sie hätte mich im Traum nicht verschmäht, weil ich ihren Ansprüchen nicht genüge.“
    Roland verspürte ein Brennen in den Augen und hörte ein verdächtiges Schniefen von Eric. „Rhiannon, niemand könnte dich jemals als unwürdig betrachten …“
    „Niemand außer dir, meinst du? Ah, aber du warst nicht der Erste. Nein, diese Ehre gebührt meinem Erzeuger. Glaub nicht, dass deine Gleichgültigkeit so enorm wichtig ist, Roland. Der größte Pharao Ägyptens nannte mich schon lange vor dir seinen Fluch.“
    Eric hielt mit dem Auto an einer Tankstelle, die rund um die Uhr geöffnet hatte, und fragte den Tankwart auf Französisch, ob es einen Tierarzt in der Stadt gab. Nach der bejahenden Antwort stieg Roland aus und bat um Telefon und Telefonbuch. Wenn es sein musste, würde er den Mann aus dem Schlaf reißen.
    Während er darauf wartete, dass der Tierarzt abnahm, machte er sich endlos Vorwürfe. Er hatte nichts von Rhiannons Vergangenheit gewusst. Dass ihr Vater sie verstoßen hatte. Oh

Weitere Kostenlose Bücher