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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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dich. Sag mir, Rhiannon, was für zwei Ziele sind das?“
    „Eines ist Fliegen. Und ich bin ganz dicht davor, diese Gabe zu meistern. Ich kann bis zu knapp einer Minute schweben. Der Trick besteht darin, die Geschwindigkeit aufrechtzuerhalten und den Geist vollkommen zu konzentrieren.“
    Jetzt drehte sich Roland um. „Um Gottes willen, Rhiannon! Ich hatte ja keine Ahnung, dass du mit so einem Unsinn experimentierst. Du bringst dich noch um.“
    Sie kniff die Augen zusammen. „Und wenn schon, das ist ganz allein mein Problem.“ Sie sah Eric wieder an. „Die Übungen sind schrecklich. Ich kann nur einmal pro Nacht aufsteigen. Dann falle ich und bin meistens so wund und erschöpft, dass ich nur in meine Unterkunft kriechen und auf den heilsamen Schlaf warten kann.“
    Eric runzelte die Stirn, Roland spürte den Blick, den jener ihm zuwarf. „Damit strapazierst du dein Glück aber wirklich sehr, Rhiannon. Was ist, wenn du eines Nachts so schwer verletzt bist, dass du es nicht mehr nach Hause schaffst?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Dann würde ich vermutlich gegrillt werden, nicht?“
    Roland glaubte, dass sie versuchte, ihn zu verletzen. Ihre Worte waren so voll von Verbitterung und Schmerz; Schmerz, den seine eigenen unbedachten Worte verursacht hatten. Sie redete nur so, um es ihm heimzuzahlen. Was in Gottes Namen hatte er nur gesagt, das sie so sehr gekränkt hatte?
    „Und das andere Ziel?“, drängte Eric.
    „Ah, das dürfte dich verblüffen. Man sagt, es gibt welche, die ihren Körper verändern können.“
    „Du meinst, Gestaltwandler? In welcher Weise?“
    „In jeder Weise, die sie möchten. In den Geschichten, die ich gehört habe, ist nur von einem einzigen Unsterblichen die Rede, der das fertigbrachte, und zu den Gestalten, die er angenommen haben soll, gehören Rabe, Wolf und die unrühmliche Vampirfledermaus.“
    Jetzt, stellte Roland mit einem Anflug von Dankbarkeit fest, war sogar Tamara aufmerksam geworden. Sie hatte während der ganzen Fahrt nichts anderes getan als in die Nacht hinausgestarrt.
    „Das muss ein Witz sein“, sagte sie mit großen Augen. „Eine Vampirfledermaus?“
    „Also ich glaube, er hatte Sinn für Humor und hat in Wahrheit eine Lerche gewählt. Ehrlich, wenn man die Gabe besitzen würde zu sein, was man will, warum sollte man sich dann für eine garstige kleine Fledermaus entscheiden?“
    „Wer ist denn dieser talentierte Unsterbliche?“, fragte Eric. Roland hörte seinem Tonfall an, dass ihn die Möglichkeiten, die sich da auftaten, faszinierten.
    „Er wird Damien genannt. Er soll der Älteste und Mächtigste von uns sein. Aber aufgesucht habe ich ihn nie. Ich verspüre nicht den Wunsch, den Mann kennenzulernen.“
    „Warum nicht? Ich könnte es nicht erwarten, mit ihm zu reden“, meinte Eric.
    Rhiannon dämpfte die Stimme absichtlich, da war Roland ganz sicher. „Weißt du noch, wie ich die Kerzen mittels Geisteskraft angezündet habe?“ Eric nickte. „Also, es heißt, Damien kann dasselbe mit Menschen machen, Sterblichen und Unsterblichen gleichermaßen. Er sieht sie einfach nur an und puff! Lebende Fackeln.“
    Tamara rempelte sie mit dem Ellbogen an. „Du willst uns Angst machen.“ Sie sah Roland an. „Das ist doch nicht wahr, oder?“
    Er seufzte. „Meines Wissens stimmt das alles. Allerdings habe ich es nie aus erster Hand erlebt.“
    Eric warf Roland einen vorwurfsvollen Blick zu. „Warum hast du mir nie davon erzählt?“
    „Wie ich schon sagte, manches bleibt besser im Dunkeln. Glaubst du, ich möchte, dass du von Hausdächern springst und dir den Hals brichst? Zu einem Pavian wirst und dich dann nicht mehr zurückverwandeln kannst? Diesen Mann aufsuchst, der dich zu Asche verbrennen kann?“
    „Ehrlich, Roland, du bist so ein …“ Rhiannon verstummte mitten im Satz und erstarrte am ganzen Körper. Sie hielt die Hand vor den Mund. „Halt an! Anhalten, Eric, sofort!“
    Eric trat mit dem Fuß auf die Bremse. Die Reifen knirschten im Kies, als er rechts ranfahren wollte. Rhiannon sprang aus der Tür, noch ehe das Fahrzeug ganz zum Stillstand gekommen war. Sie kletterte wie eine Gazelle die Böschung hinunter und verschwand im Wald.
    Roland rannte ihr nach, obwohl er keine Ahnung hatte, was ihn erwartete. Er wusste, dass Tamara und Eric ihm auf den Fersen folgten, doch er konzentrierte sich mit seinem ganzen Wesen auf Rhiannon. Er spürte ihren plötzlichen Schock wie seinen eigenen. Aber seit dem Gespräch auf dem cimetière schottete

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