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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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spürte, wie er die Lippen zu einem Lächeln formte, und streckte die Hände nach ihr aus, doch sie wich zurück und wandte das Gesicht von ihm ab. „Rhiannon, ich …“
    „Nein. Hör mir zu, Roland. Ich sage das jetzt oder werde nie wieder eine Veranlassung dazu sehen. Du kannst getrost alles wissen. Als Lucien mich in diesem Loch festgehalten hat, sagte er mir, du wärst tot. Und in meinem Kummer heulte ich zu den Göttern empor. Ich schwor, dass ich das fügsame Geschöpf sein würde, das du dir wünschst, wenn sie dich nur zu mir zurückbringen würden. Kannst du das glauben? Ich, Rhiannon, bettelte darum, einem Mann zu gefallen.“
    Er schloss die Augen und schüttelte langsam den Kopf, aber sie fuhr fort: „Ich habe versucht, mein Versprechen zu halten, Roland. Seit Tagen schleiche ich durch diese Hallen wie eine welkende Pfingstrose. Und was hat es gebracht? Du schenkst mir noch weniger Aufmerksamkeit als vorher. Doch wenn du es getan hättest, hätte das auch nichts geändert, denn ich kann mich nicht so ändern, um dir oder irgendeinem anderen zu gefallen. Das habe ich erst kürzlich gelernt. Ich bin die, die ich bin. Rhiannon, als Rhianikki geboren, Tochter des Pharaos, Prinzessin von Ägypten, Vampirin, unsterbliche Frau.“
    Sie drehte sich um und packte mit den Händen seine Schultern. „Sieh mich an, Roland. Siehst du es nicht in meinen Augen?“
    Aber gerade sah er in ihren Augen nichts als eine plötzliche glitzernde Flut von Tränen.
    „Ich liebe dich“, flüsterte sie. „Du kannst die ganze Welt absuchen, die Wüste sieben, die Meere durchkämmen, und du wirst nie eine Liebe wie meine finden. Sie ist endlos, grenzenlos und wird niemals verblassen. Ich habe fast mein ganzes Leben dagegen gekämpft, und doch blieb sie. Und du hast beschlossen, diese Liebe wegzuwerfen, wie mein Vater vor dir. Du bist ein Narr, Roland, dass du mich gehen lässt. Aber ich bin ebenfalls eine Närrin, weil ich mich dir ein letztes Mal zu Füßen werfe, bevor ich gehe. Tritt auf mein Herz, und mach dieser Qual ein für alle Mal ein Ende. Jedenfalls kannst du jetzt nicht mehr daran zweifeln, was du vermissen wirst.“
    Roland biss sich auf die Lippen. Er würde sie nicht anschreien, auch wenn die Versuchung groß war. „Rhiannon, bist du fertig?“
    Sie nickte. „Ja. Ich halte mein Versprechen und verlasse dich jetzt.“
    „Nein. Noch nicht ganz. Ich glaube, zwischen uns ist noch einiges ungesagt. Hörst du mir zu?“
    „Nein.“
    Er sah ihr ins Gesicht, doch sie wandte sich ab. „Warum nicht?“
    Ihre Stimme klang heiser. „Ich möchte mich nicht noch mehr erniedrigen, indem ich wie ein Kind vor dir weine, wenn du mich dieses letzte Mal ablehnst.“
    Er seufzte, als sie sich von ihm entfernte. „Dann hör dir wenigstens das an, Rhiannon. Die ganze Zeit, als du Risiken eingegangen bist und tollkühn warst, hast du nicht versucht, mir zu beweisen, dass du würdig bist.“
    Sie drehte sich langsam und mit stechendem Blick zu ihm um. „Nicht?“
    „Nein, und auch nicht deinem Vater.“ Er kam näher und packte sie an den Schultern. „Du hast nur versucht, es dir selbst zu beweisen. Da dein Vater und ich dich abgewiesen haben, hast du an dir selbst gezweifelt, Rhiannon.“
    Sie blinzelte, und er sah neuerliche Nässe an ihren Wimpern. „Vielleicht …“
    „Zweifle nicht mehr. Dein Heldenmut, deine Tapferkeit sind größer als die jedes Ritters, den ich je gekannt habe, Rhiannon. Nie gab es eine Frau, die dir gleichkommt, und nie wird es eine geben. Glaub mir.“
    Sie schniefte wütend, riss sich von ihm los, wich seinem Blick aus. „Lass mich gehen. Ich will nicht vor dir weinen.“
    „Musst du denn weinen, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe?“
    Sie schluckte heftig und drehte sich mit großen, fassungslosen Augen zu ihm um.
    Er nahm ihre Hände in seine und führte sie an die Lippen. „Rhiannon, hör dir bitte an, was ich zu sagen habe. Ich habe seit der Nacht, als du mich dem Tode nahe auf dem Schlachtfeld gefunden und in die Arme genommen hast, gegen diese Liebe angekämpft. Oh, ich dachte, ich hätte meine Gründe. Ich war ein Tier, einer Göttin wie dir nicht würdig. Ich redete mir ein, dass meine Liebe Gift wäre, dass sie dir nur Leid und Elend bringen würde, wie allen anderen, die ich vor dir geliebt habe. Mir gefiel nicht, wie du ganz nach Belieben gekommen und gegangen bist, sodass ich mich nach deiner Rückkehr sehnte und mir einredete, es wäre mir gleichgültig, ob du bei jedem Besuch

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