Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
Vom Netzwerk:
Gesicht. „Vielleicht denkst du einmal darüber nach, dass sie nur deinen Wünschen entspricht.“
    „Was ist das denn für ein Unsinn? Ich habe sie nie darum gebeten, ein Heimchen am Herde zu werden.“
    Eric zuckte mit den Schultern, steckte die Hände in die Taschen und entfernte sich langsam von Roland. „Du hast ihr ununterbrochen vorgeworfen, wie tollkühn sie ist, wie impulsiv. Du hast kritisiert, wie gern sie auffällt und wie sie überall Aufsehen erregen muss, wohin sie auch geht. Ihr extrovertiertes Benehmen. Mehr als einmal hast du sie in meiner Gegenwart gebeten – nein, ihr befohlen –, sich wie eine Dame zu benehmen. Jetzt beschwerst du dich darüber, dass sie tut, worum du sie gebeten hast.“
    Roland runzelte die Stirn und sah zu Boden. „Glaubst du wirklich, dass sie das tut?“
    Eric zuckte mit den Schultern. „Eine bessere Erklärung fällt mir im Moment nicht ein.“
    Roland steckte den Pinsel in den Halter und ließ den Blick darauf gerichtet. „Und was soll ich jetzt machen?“
    Rhiannon hielt das sonnengelbe Kissen in beiden Händen und zog so lange daran, bis der Stoff mit einem grässlichen Geräusch riss und die flauschige weiße Füllung zu Boden fiel. Dann stieß sie einen knurrenden Schrei aus und drehte sich im Kreis.
    „Ah, Rhiannon, da bist du ja. Wo hast du dich in den letzten paar Tagen versteckt?“
    Sie drehte sich zu der jungen Frau um und biss sich auf die Lippen. Niemand hatte sehen sollen, wie sie die Beherrschung verlor. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“
    „Ha!“ Tamara betrat das Zimmer, hob zwei Hände voll Kissenfüllung auf und warf sie in die Luft. „Und was ist dann das? Möchtest du alle Kissen neu füllen, um ihn zu beeindrucken?“
    Rhiannon schlug die herabfallende Masse zur Seite. „Ich muss niemanden beeindrucken.“
    „Natürlich nicht. Ich war mir nur nicht sicher, ob du das auch weißt, das ist alles.“
    Pandora sprang mit einem leisen Fauchen aus dem Bett, sprang auf die Füllmasse, als sie landete, und schlug ungeschickt mit der geschienten Pfote darauf.
    Rhiannon warf die Kissenfüllung beiseite und ging ins Wohnzimmer.
    „Was meinst du, wie lange hältst du das noch durch, Rhiannon?“
    Sie drehte sich zu Tamara um, die ihr auf den Fersen folgte. Als sie gerade losbrüllen wollte, sah sie die Weisheit in den Augen der jungen Frau. „Nicht mehr lange. Oh Tamara, ich bin dafür einfach nicht geschaffen. Unterwürfig zu sein. Ich könnte so langsam an den glatten Wänden hinaufgehen. Und außerdem scheint es überhaupt nicht den gewünschten Effekt zu haben. Seit jener Nacht, als er mich nach Hause getragen hat, hat er mich kaum eines Blickes gewürdigt.“
    „Oh, er hat schon Blicke für dich übrig.“
    Rhiannon runzelte die Stirn, aber die junge Frau schien nicht mehr sagen zu wollen. „Raus damit, Vampirin, oder lass mich in Ruhe.“
    „Schöne Ruhe, unschuldige Kissen zu zerstören, wo du doch in Wahrheit ihn in Stücke reißen möchtest.“
    Rhiannon seufzte. Ihre Geduld war ebenso überstrapaziert wie ihr Temperament. „Sag, was du zu sagen hast, Grünschnabel.“
    Tamara lächelte. „Eric und ich reisen heute Nacht ab. Ich wollte mich nur verabschieden.“
    „Ihr reist ab?“
    „Oh, keine Bange, wir kommen bald wieder. Ich möchte nur in Jameys Nähe sein, falls er mich braucht. Und ich glaube, du und Roland solltet allein sein, damit ihr euch einmal aussprechen könnt.“
    Rhiannon sah kopfschüttelnd zu Boden. „Ich fürchte, da gibt es nichts auszusprechen. Er wusste, dass ich aufbrechen wollte, sobald der Junge in Sicherheit ist. Ich habe mein Wort nicht gehalten, und er fragt sich zweifellos, warum.“
    „Hör auf meinen Rat und rede mit ihm, bevor du gehst. Sag ihm alles. Halt nichts zurück, rein gar nichts. Mach ein für alle Mal reinen Tisch zwischen euch, Rhiannon. Wenn du das nicht tust, wirst du dir das nie verzeihen.“
    Rhiannon blinzelte. Dann hob sie zaghaft die Arme und legte sie Tamara um die Schultern. Sie drückte die junge Frau an die Brust. „Dafür, dass du noch so jung bist, gibst du gute Ratschläge, Kleines. Ich werde dich vermissen.“
    Sie versammelten sich in dieser Nacht abermals um den Kamin im großen Saal, alle vier. Roland sah Rhiannon in die Augen und stellte zufrieden fest, dass sie wieder funkelten. Sie trug das schwarze Samtkleid, das sie in der ersten Nacht getragen hatte, und prostete ihnen allen mit dem Glas zu, das sie zwischen ihren rot lackierten Nägeln hielt.
    „Wenn wir

Weitere Kostenlose Bücher