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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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nicht belügen. Ich spüre deine Gefühle … meistens. Ich weiß, wie viel dir an ihr lag.“
    „Und wozu ich sie getrieben habe“, murmelte er und sah an Rhiannon vorbei zum Boden tief unten hinab. Er erinnerte sich, wie er Rebecca dort gefunden hatte. Der Schmerz und die Schuldgefühle erwachten zu neuem Leben.
    „Rebeccas Zimmer … ich bin noch einmal dort gewesen, weißt du.“
    „Warum?“
    „Ihre Aura ist noch da. Sie hat keinen Frieden gefunden, Roland, in all den Jahrhunderten nicht. Wegen deiner Schuldgefühle. Sie wollte, dass du das weißt.“
    Er schüttelte den Kopf, weil er das nicht hören wollte.
    „Heute Nacht wird sie endlich ihren Frieden finden, denn ich werde dir erzählen, was ich in diesem Zimmer von ihr erfahren habe.“
    Roland schloss die Augen. „Ich möchte nicht über Rebecca sprechen. Nicht hier.“ Das Bild, wie sie in den Abgrund stürzte, quälte ihn, obwohl er die Augen zusammenkniff, damit er es nicht sehen musste.
    „Sie hat dich geliebt, Roland.“
    Er schlug sofort die Augen auf. „Sie hat mich zutiefst verabscheut.“
    „Sie wollte dich für das hassen, was du getan hattest, aber sie verliebte sich dennoch in dich. Sie kam nur in diesen Turm, um zu entscheiden, was sie tun sollte. Sie hatte Schuldgefühle, weil sie so für dich empfand. Ihr schien, als würde sie ihres Vaters Andenken damit entweihen, wollte aber deinen Heiratsantrag dennoch annehmen.“
    Er ließ die Atemluft zischend entweichen. „Du lügst. Warum sagst du das alles, Rhiannon? Um mir die Schuldgefühle abzunehmen, die ich seit Jahrhunderten mit mir herumschleppe? Das nutzt nichts. Ich weiß, was ich ihr angetan habe.“
    „Sie trug ein goldenes Kruzifix an einem Lederband um den Hals.“
    Roland atmete hastig ein und sah Rhiannon in die Augen. Sie schien ihn gar nicht wahrzunehmen. Vielmehr war es, als würde sie durch ihn hindurchsehen. Sie hob die zur Faust geballte Hand zu der Stelle, wo Rebecca das Kreuz getragen hatte.
    „Woher weißt du das?“
    „Ihr Vater hat es für sie anfertigen lassen, und es war ihr lieb und teuer.“ Sie nahm die Hand weg und öffnete sie. Ihr Blick schweifte über die leere Handfläche. „Aber die Schnur ging auf, und das Kruzifix fiel hinunter.“
    Roland runzelte die Stirn und brachte kein Wort heraus. Rhiannon wandte sich ab und lehnte sich über die Mauer. „Es verfing sich in einer Steinfuge. Sie konnte es sehen und wollte danach greifen.“
    Roland packte Rhiannon an den Schultern. Ihre Haltung, wie sie sich über die Mauer lehnte, war gefährlich. Er drehte sie zu sich um und sah zu seinem Erstaunen Tränen in ihren Augen.
    „Aber sie war so zierlich wie Tamara. Sie konnte es unmöglich erreichen, Roland, oder? Und sie stürzte ab. Der arme, unschuldige Engel mit dem aschblonden Haar. Sie stürzte ab, und das Kruzifix blieb, wo es war.“ Sie trat zur Seite und zeigte mit dem Finger nach unten.
    Roland ging fassungslos zu der Mauer und beugte sich darüber. Zuerst sah er nichts. Dann fiel ihm ein Funkeln auf. Dort glitzerte das kleine, fest in einer Fuge zwischen zwei Mauersteinen verkantete Kruzifix im Mondschein. Er schüttelte fassungslos den Kopf, während es schien, als würde ihm eine Last, die er schon seit Ewigkeiten trug, von der Schulter genommen werden.
    „Sie hat sich nicht das Leben genommen“, flüsterte er.
    „Nein, Roland. Es war ein Unfall.“ Rhiannon ging zu der Falltür zurück und trat auf die Leiter. „Jetzt kannst du dein Leben ohne Schuldgefühle leben. Das ist mein Abschiedsgeschenk für dich.“
    Roland wirbelte zu ihr herum. „Warte!“
    Ungeachtet seines Befehls verschwand ihr Kopf, als sie die Leiter hinabstieg. Roland folgte ihr hastig durch die Falltür, packte sie an den Schultern und drehte sie zu sich um, ehe sie zur Tür hinauskonnte.
    „Ich sagte, warte.“
    Sie blinzelte heftig, wandte den Blick jedoch nicht ab. „Worauf?“
    Er schüttelte den Kopf. „Wir … haben immer noch etwas zu besprechen, Rhiannon. Das weißt du so gut wie ich.“
    „Das spielt keine Rolle mehr, Roland. Es ändert nichts mehr.“
    „Warum?“
    „Weil ich nichts mehr tun kann, du Narr. Weil ich nichts mehr tun will, damit ich begehrenswert für dich bin. Seit Jahren will ich dir beweisen, dass ich deiner würdig bin. Die vergangenen Wochen waren turbulent, doch was auch immer ich tat, um dir meine Stärke zu beweisen, machte dich nur noch wütender. Je mehr ich mich um deine Gunst bemühte, desto unwilliger wurdest du.“
    Er

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