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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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uns wiedersehen, dann an einem anderen Ort“, sagte Eric leise. „Dieses zugige alte Schloss wird mir fehlen.“
    „Oh, ich weiß nicht“, sagte Tamara. „Vielleicht muss Roland es ja doch nicht aufgeben.“ Man sah in ihren Augen, dass sie ein Geheimnis hütete, und Roland grinste fast über die kindliche Freude, die sie daran hatte, dass sie etwas wusste und die anderen nicht.
    „Na los, Grünschnabel, sprich aus, was dir auf dem Herzen liegt.“
    „Ja, Tamara. Du hast schon die ganze Zeit diesen Ausdruck in den Augen, seit du telefoniert und gefragt hast, ob wir sicher in die Staaten zurückkehren können“, sagte Eric. „Wieso um Himmels willen bist du so gut gelaunt?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich habe mit meiner Freundin Hilary gesprochen. Die noch für das DPI arbeitet. Offenbar sind sie auf der Suche nach einem übersinnlich Begabten, der verdächtigt wird, Curtis Rogers ermordet zu haben.“
    „Was?“ Roland hielt das Glas noch fester.
    Tamara warf Rhiannon einen wissenden Blick zu. „Zuletzt wurde er in einer Notaufnahme in Paris gesehen, wo er sich ein gebrochenes Handgelenk behandeln ließ. Er verschwand mitten in der Nacht aus seinem Krankenhausbett, und seither hat niemand mehr etwas von ihm gehört.“
    Roland riskierte einen Blick zu Rhiannon und stellte fest, dass Eric und Tamara sie ebenfalls ansahen. Sie trank und tat so, als bemerkte sie es nicht.
    „Rhiannon, was weißt du darüber?“
    Sie sah ihm in die Augen und zuckte geziert mit den Schultern. „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“
    „Rhiannon …“
    Sie warf ihm einen Blick zu, der ihn zum Schweigen brachte. In seiner Erleichterung darüber, dass sie ihren alten Hochmut wiedergefunden hatte, beließ er es dabei. Er sah, dass sie entweder nicht wusste, was aus Lucien geworden war, oder nicht darüber sprechen wollte.
    Als sie sich an der Eingangstür verabschiedet hatten, drehte Roland sich zu Rhiannon um. Es war an der Zeit, ihr die Wahrheit zu sagen. Er wollte ihr seine Seele entblößen, ihren Hohn und ihren Spott riskieren, ihr gestehen, dass er die ganze Zeit falschgelegen hatte, und sie bitten, ihm zu verzeihen. Sicher, er hatte die arme Rebecca in den Selbstmord getrieben, und das war ein Schmerz, der ihn nie mehr verlassen würde. Rhiannon dagegen war eine so starke Frau, dass er sie nie auf diese Weise verletzen könnte. Jedenfalls hoffte er das, denn er konnte auf gar keinen Fall zulassen, dass sie aus seinem Leben verschwand. Niemals.
    Was er in ihren Augen sah, ließ ihn wankelmütig werden. Die arrogante Tochter des Pharaos war tatsächlich wieder da. Sie sah ihn einen Moment stechend an und ging die Treppe hinauf.
    „Komm mit mir, Roland, wenn du magst. Auch ich bin zum Aufbruch bereit, aber vorher muss ich etwas mit dir besprechen.“
    „Aufbruch?“ Er lief ihr hinterher, die ausgetretene Treppe empor. Als sie direkt zum Turmzimmer ging, dankte er seinen Sternen, dass er das Bild abgedeckt hatte, bevor er heruntergekommen war. „Du willst fort? Rhiannon, ich …“
    „Nein. Ich habe dir genügend Zeit gelassen zu sagen, was du zu sagen hast. Und du hast nicht ein einziges Wort herausgebracht, darum bin ich jetzt an der Reihe.“ Sie ging zur Leiter in der Mitte des Zimmers und stieg hinauf zur höchsten Spitze der Burg.
    Roland folgte ihr. Als er oben ankam, lehnte sie an der unebenen Brüstung und ließ den Blick durch die Nacht über die weiten Felder bis zum Zusammenfluss der beiden Ströme schweifen. Der Wind zerrte an ihrem Haar, bis sich Strähnen aus dem Knoten am Hinterkopf lösten. Sie drehte sich zu ihm um, griff mit den Händen nach dem Knoten, riss wütend die Nadeln heraus und warf sie mit übertriebenen Gesten über die Mauer.
    Als ihr Haar offen herabhing, maß sie ihn mit einem trotzigen Blick. „So stirbt dein Mauerblümchen.“
    Gott sei Dank, dachte er. Aber er sagte nichts.
    Sie wandte sich abermals von ihm ab. „Ich kann nicht von hier fort, ehe du die Wahrheit kennst, denn ich werde dich aller Wahrscheinlichkeit nach nie wiedersehen, um dir zu erzählen, wie deine geliebte Rebecca wirklich ihr Ende fand.“
    Roland runzelte die Stirn. „Ich dachte, wir wären hierhergekommen, um über … dich und mich zu reden.“
    Sie wich seinem Blick aus. „Mir scheint, zu diesem Thema gibt es wenig zu sagen. Aber über Rebecca weißt du vieles nicht.“ Sie holte tief Luft, als müsste sie sich wappnen. „Du hast behauptet, du hättest sie nie geliebt, aber du kannst mich

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