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Erinnerungen der Nacht

Erinnerungen der Nacht

Titel: Erinnerungen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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einen Tag oder einen Monat bleiben würdest. Und doch starb jedes Mal, wenn du wieder fortgegangen bist, ein kleiner Teil von mir.“
    Er drehte sich zu dem verdeckten Gemälde um und nahm eine Ecke des Stoffs in die Hand. „Dieses Mal habe ich mir geschworen, dass ich einen kleinen Teil von dir bei mir behalten würde, für immer.“ Er zog das Tuch weg und hörte, wie sie scharf einatmete.
    Er sah sie an, während sie ihr Ebenbild auf der Leinwand betrachtete. Ihre Hand zitterte, als sie sie von den Lippen zur Leinwand führte. Sie berührte das Bild, und Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie schüttelte den Kopf. „Das … ist nicht … kann nicht … ich sein.“
    „Es ist deine Essenz, Rhiannon. Aber ich fürchte, ich habe meine Meinung geändert.“ Er sah ihren verblüfften Blick. „Diesmal lasse ich dich nicht gehen. Ich begnüge mich nicht damit, dieses Bild anzusehen. Ich will in deine Augen sehen. Und ich möchte Leben und Schalkhaftigkeit darin erblicken, wie immer. Sie sollen nicht stumpf sein, weil du versuchst, deinen wahren Charakter zu verleugnen. Ich liebe dich genau so, wie du bist, Rhiannon. Und ich werde die ganze Ewigkeit mit dir streiten, solltest du weiter versuchen, dich zu ändern.“
    Er ging vor ihr auf die Knie und drückte ihre Hände an sein Herz. „Bleib für immer bei mir, Göttin unter den Frauen. Sei meine Gefährtin, meine Geliebte, meine Freundin. Lass mich nie wieder allein, damit ich mich nach dir verzehren muss.“
    Sie ließ sich ebenfalls auf die Knie sinken und strich durch sein Haar. „Ich bewundere dich, Roland. Aber ich bin nicht sicher, ob ich ein Leben in Abgeschiedenheit führen kann, das Leben eines Einsiedlers, so wie du.“
    „Nein, das würde ich auch nicht von dir verlangen. Ich habe meine Strafe verbüßt, Rhiannon. Du hast mir die Schlüssel gegeben, mit denen ich mich befreien konnte.“
    Da lächelte sie so schelmisch und diabolisch, wie er es in den vergangenen Tagen vermisst hatte. „Sag es mir noch mal.“
    „Ich liebe dich, Rhiannon.“
    Er stand auf und legte ihr die Arme um die Taille. Sie ließ ihre auf seine Schultern wandern. Er küsste sie lang und innig auf den Mund, als würde er ihren Geschmack das erste Mal kosten.
    „Dein Vater hat sich geirrt, Rhiannon. Wusstest du das schon? Du bist ein Schatz, so selten und so kostbar … den man suchen und finden, aber niemals besitzen kann. Nur eine Weile halten.“
    „Dann halte mich, Roland. Halte mich für lange, lange Zeit.“
    – ENDE –

Keith
    Maggie Shayne
    Geborene der Nacht

Keith
    1. KAPITEL
    Ich bin verflucht, verflucht, verflucht.
    An nichts anderes konnte ich denken, als ich in jener ersten Nacht meines neuen Lebens durch die Straßen der Stadt stolperte. Strähniges Haar, zerrissene und schmutzige Kleidung. Passanten starrten mich an und wandten ihren Blick hastig und mit vor Schrecken – oder war es Verachtung? – geweiteten Augen ab, während sie einen großen Bogen um mich machten. Es schien fast, als wüssten sie es.
    Ich war auf dem richtigen Weg gewesen. Dachte ich jedenfalls. Vielleicht verhielt ich mich in meiner Rechtschaffenheit etwas zu selbstbewusst. Schließlich kommt Hochmut vor dem Fall. Aber die Sünde des Stolzes rechtfertigte gewiss nicht diese drastische Strafe. Ganz sicher stieß nicht die Hand Gottes mich so tief hinab.
    Nein. Nein, Gott hatte nichts damit zu tun. Auch Satan nicht, aber ein Monster. Eine Kreatur, bösartiger als es selbst Luzifer mit all seiner Macht je sein konnte.
    Dreizehn Jahre lang war ich so rein und heilig, wie es wohl nur Engel selbst sein konnten. Seit der dunkelsten Nacht meines Lebens – der Nacht, als mich meine Mutter mit dem Versprechen, sie würde bald wiederkommen, am Altar der Christophoruskirche zurückließ – hatte ich nur Gutes getan. Obwohl ich damals kaum alt genug war, um Gut und Böse unterscheiden zu können. Dennoch: Ein neunjähriges Kind, das von seiner Mutter ausgesetzt wurde, lernt schnell. Wenn ich nur immer gut wäre, würde sie bestimmt zu mir zurückkommen; davon war ich überzeugt.
    Aber sie kam nicht. Mich bestärkte das freilich nur in der Überzeugung, dass ich nicht gut genug war. Es war mir ein Ansporn, noch besser zu sein.
    Die Schwestern unterrichteten mich weise und lehrten mich, was sie über Wahrheit und Rechtschaffenheit in Seinem Namen wussten. Und als ich alt genug war, kehrte ich ihnen nicht den Rücken, sondern klammerte mich an den Halt, den ich bei ihnen gefunden hatte.
    Mein

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