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Erknntnisse eines etablierten Herrn

Erknntnisse eines etablierten Herrn

Titel: Erknntnisse eines etablierten Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Wann kommst du wieder? Sie sagte nur: Du kannst immer wieder kommen, zu jeder Zeit.
    Im Postfach ein Zettel. Nicht von Andrea, wie er zuerst dachte, und er war froh darüber. Der Name, der da stand, sagte ihm nichts, bis die Erinnerung alle Möglichkeiten abzuhaken begann: der zufriedene Herr vom Werbeempfang!
    Unter der angegebenen Nummer rief er an und verabredete sich für den nächsten Tag zum Mittagessen.
    Den Schlüssel von vierhundertelf mit dem Totschläger in der Hand, trat er aus der Kabine, wollte hinauf fahren, sich umziehen, da sah er, wie Daniela vom Drehtüroffizier hereingeschaufelt wurde, legte das kombinierte Mord- und Diebstahlsicherungswerkzeug dem Portier auf den Tisch und ließ sich mit ihr hinausschaufeln, Jetzt nach dem Gähnen strömte Ruhe in die Glieder, warm und langsam, wie dicke Suppe. Nur die Phantasie gebärdete sich noch kregel, schwang nach.
    »Wach auf, Lukas! Fahr weg, schnell!«
    Die Federung nickte. Daniela schlug die Tür zu, kurbelte das Fenster herunter und verstreute Floskeln an die nachdrängende Junglehrerschaft. Lukas brachte sich mit schnellen Bewegungen zur vollen Handlungsfähigkeit zurück, fuhr sie davon, zunächst links, wechselte jedoch noch vor der ersten Kurve auf die rechte Straßenseite, das Lehrerseminar verschwand.
    Mit deutlichem Ausatmen lehnte sie sich zurück; eine Aufmunterung schien ihm angebracht.
    »Hier wirst du bestimmt gewählt! Du warst Daniela, nicht nur Parteisprachrohr. Du hast sogar mich überzeugt.«
    »Schade, daß du bei der Diskussion nicht mehr da warst. Sie hatten
    gute Argumente. Da bin ich immer versucht, mehr zu sagen, als ich soll.«
    »Etwas Besseres kann deiner Partei gar nicht passieren.«
    Sie klappte die Sonnenblende herunter und sah in den Spiegel. »Nur dich als Chauffeur hat man mir nicht ganz geglaubt, fürchte ich.«
    »Meine Rede. Bestimmte Dinge nimmt dir kein Mann ab. Das liegt wie hast du gesagt? — an der natürlichen Kraft der Persönlichkeit .«
    Er sah, wie sie lächelte, die Schuhe auszog, und er verstand, daß sie nicht reden wollte. Sie fuhren, bis der Uhrzeiger sich jenem Punkt näherte, der mittags in Restaurationsbetrieben allgemein den Übergang von der warmen zur kalten Küche kennzeichnet. Bei der nächsten Wirtschaft am Weg hielt er.
    »Genau das wollte ich dir vorschlagen!« sagte sie.
    Während sie zur Tür ging, veränderten sich ihre Bewegungen, wurden gleichsam offizieller. Sie trat vor ihm ein, lenkte mit gut hörbarem Gruß die Aufmerksamkeit auf sich, das Lächeln stand bereit, mit dem sie der Überraschung über ihren Besuch zu begegnen pflegte. Ein halbes Dutzend Köpfe drehte sich ihr entgegen, eine dickliche Frau mit Schürze, die zwischen den Tischen stand, erwiderte den Gruß, offenbar die Wirtin, aber sie erkannte Daniela nicht. Auch die Gäste wandten sich ohne freudiges Erstaunen wieder ihren Tellern und Gläsern zu. Lukas wählte den Tisch in der Ecke unter der Konsole mit dem Fernsehapparat; die Wirtin brachte die Speisekarte, sah Daniela an und ihn und wieder Daniela. Doch der Funke des Begreifens, wie oft sie diesen Kopf schon nur einen halben Meter höher auf der Mattscheibe gesehen hatte, sprang nicht über.
    Außer Würstchen mit Kraut gab es nichts ohne Pommes frites. Das hieß: zweimal Würstchen. Danielas Hände drehten Bierdeckel. Im eigenen Wahlkreis nicht erkannt zu werden, war hart. Lukas stand auf, suchte nach der Toilette, in der Hoffnung, draußen jemand zu finden, den er auf den prominenten Gast aufmerksam machen konnte, aber auf dem Flur war niemand und vor der geteerten Wand stand keiner. Auch die Wirtin zog es nicht in die Küche, sie war bei ihren Gästen am Tisch geblieben, die sie mit Vornamen anredete, und stand noch dort, als er zurückkam.
    Daniela aß lustlos und sah müde aus. Versuche, sie abzulenken, scheiterten. Er war selbst müde und nicht auf Anhieb amüsant.
    »Du mußt mich nicht trösten«, sagte sie, »ich bin keine Schauspielerin.« ,
    Darauf erzählte er ihr, was er sich vorgenommen hatte: von der Misere der beiden Wolfgänge, von der Kündigung des älteren. Ob sie da nichts unternehmen könne. >
    »Eine Zeitung attackieren? Wo denkst du hin? Ich kann mich privat um die beiden kümmern, und das werde ich auch.«
    »Ich hab die Kathi engagiert. Sie schaut nach ihnen. Einmal die Woche.«
    »Gut. Die Kathi übernehme ich.«
    Auf der Weiterfahrt zu Peter und Ines erzählte er von seinem Besuch bei Zierholts. Jetzt wurde sie gesprächiger, fragte, was

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