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Erknntnisse eines etablierten Herrn

Erknntnisse eines etablierten Herrn

Titel: Erknntnisse eines etablierten Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Zufriedene.
    »Ich doch nicht! Ich bin ja kein Rechter. Wenn ich gehe, dann wegen des Klimas.«
    »Dann arbeiten Sie gewissermaßen im Tessin an der Basis.«
    Er lachte laut; sie gingen zum Kaffeetisch, Uschi schob den Haarvorhang vom Auge weg und schenkte ihnen ein, bevor sie sich zum Tennis verabschiedete. Auf dem Reitplatz würde sie Lutz und die Kinder wieder treffen, in zwei Stunden.
    »Grüßen Sie mir London!«
    Lukas versprach es.
    Noch einmal kam der Zufriedene auf seine Idee zurück. Vielleicht wollte er damit den Werbeetat aus der Firma ziehen und in die Schweiz transferieren? Lukas sah auf seine nicht sehr flache, nicht sehr goldene Uhr und verabschiedete sich. »Es war interessant, einen sozialistischen Unternehmer kennenzulernen. Wenn mir etwas einfällt, melde ich mich.«
    »Ich rechne fest mit Ihnen!« Der Zufriedene brachte ihn zur Tür; die Kinder wären nicht mehr zu sehen. Lukas hatte seinen leichten Mantel über den Arm genommen und befand sich auf dem Plattenweg zwischen Haustür und Toreinfahrt — da traf ihn das Geschoß. Darts!
    Der Pfeil gehörte zu dem in England beliebten Wurfspiel und würde jetzt in seinem Oberschenkel stecken, wenn er den Mantel über den rechten Arm genommen hätte. Hinter einem Busch, der hier normalerweise nicht wächst, grinste Rüdiger hervor, in seinem adretten Aufzug.
    »Du bist wohl nicht recht bei Trost?«
    »Ich hab ja nur Ihren Mantel getroffen.«
    »Um ein Haar hättest du mich getroffen.«
    Selbstsicheres Kopf schütteln.
    »Ich kann doch zielen.«
    »Aber nicht auf Menschen.«
    Jetzt lachte er.
    »Grade. Lutz sagt immer: Stell dir vor, die Scheibe ist ein Mensch.« Lukas packte ihn an der Jacke.
    »Du, mir ist es ernst mit dem, was ich sage!«
    »Lutz sagt, das ist gut gegen Aggressionen. Man tut’s dann in Wirklichkeit nicht.«
    »Und was hast du eben getan?«
    »Ich wollt nur mal sehen...«
    »Dann probier’s bei deinem Vater!«
    Er nahm den Wurfpfeil, schleuderte ihn nach dem Baum, wo er steckenblieb, hoch über der Scheibe, unerreichbar ohne Leiter, und verließ das Anwesen des linken Mannes, der aus seiner Millionennot das beste gemacht hatte, weil es ihm für eine schlechtere Lösung zu gut geht; verließ das heizöldunstige Viertel, lief durch die Stadt, ohne Blick, ohne Ziel, mit einer Last im Magen, als habe er ein schweres Bankett hinter sich. Familienglück macht den reiferen Junggesellen — und auch ein Witwer ist ja einer — nicht heiter. Seine Jagdgründe liegen bei disharmonischen Paaren. Drei Einzelwesen wirken mildernd auf einander; bei einer großen, glücklichen Familie allein zum Essen — da kommt man raus wie aus der Nachmittagsvorstellung eines Liebesfilms.
    Donicke! Der wollte doch heute...
    Von der nächsten Telefonzelle rief er in der Firma mit dem unaussprechlichen Namen an. Die Zentrale verband ihn mit dem Vorzimmer, und die weibliche Kraft gab ihm ohne die Frage, was sie für ihn tun konne, ihren Chef.
    »Ja?«
    »Dornberg. Guten Tag.«
    »Mann, ja. Grad wollte ich Sie anrufen. Hier stehen Sie auf meinem Terminkalender. Kaum gedacht, da sind Sie schon, vis-à-vis am Telefon! Ihr Vertrag ist geschrieben. Nur die Sitzung findet erst morgen früh um neun statt. Wenn Sie so wie das letzte Mal kommen, gegen elf, könnten Sie ihn unterzeichnen. Hübsches Sümmchen hab ich eingesetzt. Wird Sie freuen! Schade, daß Sie abends nicht kommen konnten, zu uns. Aber das holen wir nach. Meine Frau kennt Sie doch auch schon lange.«
    Lukas hielt den Atem an und blies ihn erst nach dem Zusatz »Aus meinen Erzählungen« wieder ab. Er ging.
    Morgen also! Hier wieder Geld zu verdienen, das wäre wie ein Omen. Was bin ich für ein abergläubischer Quatschkopf! Er ging weiter. Da vorne, in der zweiten Straße, mußte Daniela wohnen. Er lief hin und besah sich das Haus bei Tag. Es war ein Neubau, großzügig in der Anlage, im Material solide: ein älterer Neubau. Statt ihres Namens stand über dem Klingelknopf nur Appartment 7 .
    Vielleicht war sie schon zurück? Er drückte den Knopf. Sie war aber noch nicht zurück, fuhr noch über Land, um Reden zu halten und sich schlecht behandeln zu lassen. Renate fiel ihm ein, die nicht minder fleißige, und so kam es, daß ihm zu beiden etwas einfiel: Könnte das eine Zeiterscheinung sein, daß die Frauen mehr Ehrgeiz haben als die Männer?
    Ohne es beabsichtigt zu haben, war er um die nächste Ecke gebogen, tatsächlich!
    Hier gab es einen Waschsalon. Wie Daniela gesagt hatte. Lukas trat an die

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