Erknntnisse eines etablierten Herrn
nichts.«
Sie wendet sich ihm wieder zu, sieht ihn an.
»Deine Renate gefällt mir. Eine Frau zum Heiraten. Ihr paßt gut zusammen. Oder findest du nicht?«
»Darüber hab ich mir noch keine Gedanken gemacht.«
Es ärgert ihn, daß sie die Frage gestellt hat und daß er sie mit einer Lüge beantwortet hat.
»Du solltest aber darüber nachdenken. Und zwar bald.« Sie lächelt. Sonst versäumst du was.«
»Das soll jetzt nicht deine Sorge sein.« Er ist nähergerückt, hat sich über sie gebeugt. »Wenn du willst, bleib’ ich noch da.«
»Bitte nicht. Ich muß schlafen.«
»Sehen wir uns noch mal?«
»Ich weiß nicht. Ich weiß im Moment gar nichts.«
Freundschaftlich küßt er sie auf beide Backen.
»Schlaf gut.«
»Und grüße Renate. Sag ihr, ich ruf’ sie an.«
Sie dreht sich zur Seite, schließt die Augen, er schließt die Tür, bleibt in der Diele stehen.
Wenn ich morgen früh gleich anrufe, bekomme ich in der Mittagsmaschine vielleicht noch einen Platz. Und jetzt schmeiß ich die Gesellschaft raus.
Ines hatte schon ein Taxi bestellt. Sie und Peter übernachteten bei Daniela; wie immer, wenn sie in der Stadt waren. Die Art, wie Ines die Weiterschwadronierenden in Bewegung setzte, erinnerte an das Auflösen von Kreisbildungen in der Scheune. Auch Renate half mit, die alten Herren in die Diele zu bugsieren.
»Wie geht es ihr?«
»Sie schläft.« Lukas nahm sich Huberts an, der noch einmal umkehrte, weil er seine Zigarre vergessen hatte. In der Diele hielt die Verabschiedung ein letztes Mal auf. Als der jüngere Wolfgang Ines umarmte, fiel etwas auf den Boden. Sie hob es auf.
»Was willst du denn mit dem Flaschenöffner?«
Der Ältere trat dazwischen, riß ihn ihr aus der Hand und beschimpfte seinen nur unwesentlich jüngeren Namensvetter.
»Das ist ja ekelhaft!« Entschuldigend wandte er sich an alle.
»Wir verändern Besitzverhältnisse sonst nur zum Ausgleich der ungerechten Verteilung der Produktionsmittel. Aber niemals bei Freunden!«
»Ach!« Theatralisch faßte sich der Jüngere an den Kopf. »Entschuldige. Den hab ich ganz in Gedanken eingesteckt.«
Peter stellte sich vor den Älteren.
»Nimmt mal die Hände hoch!«
Während der Rheumageplagte mühsam die Gliedmaßen hochhob, tastete Peter ihn ab, wie ein Polizist bei der Leibesvisitation. Ines wollte dem Jüngeren den Flaschenöffner zustecken:
»Behalt’ ihn. Als Geschenk von Daniela.«
Doch der Junior legte ihn wieder auf den Konsoltisch und schüttelte energisch den Kopf.
»Wenn man erwischt wird, ist der Charme weg. Selbst bei Freunden.«
»Sie kriegen von mir ein paar Sachen für Ihren Haushalt«, versprach Renate und erntete damit noch heftigere Abwehr. »Auf keinen Fall. Wir beklagen uns ja nicht. Also lassen Sie uns Wenigstens den Nervenkitzel.«
»Gut. Dann lade ich Sie mal zum Essen ein. Und passe auf!«
»O ja. Bitte.«
Peter hatte die Wohnungstür geöffnet. »Schluß jetzt. Gute Nacht, ihr Halunken.«
Hubert fuchtelte mit der Zigarre.
»Wir müssen uns regelmäßig wiedersehen.«
Alle stimmten zu und wußten, daß sie sich nicht regelmäßig wiedersehen würden, daß dieser Abend ein Aufflackern war und die Kraft zum Nachschüren fehlte. »Du kommst ja bald wieder.«
Peter und Ines lachten, als stehe das völlig außer Frage. Lukas Widersprach nicht, zwängte sich auch nicht in den Lift, sondern ging zu Fuß, versonnen, ohne sich darüber klar zu werden, was er dachte. Als er aus dem Haus trat, hatte sich Renate schon verabschiedet, und der letzte Wolfgang zwängte sich ins Taxi. Hubert drehte die Scheibe herunter.
»Du hast mir neuen Lebensmut aufgehalst, Schurke! Das verzeih’ ich dir nie mehr!«
Der Wagen fuhr an, Lukas hob die Hand und ließ sie wieder sinken. Der alte Mann winkte nicht. Drüben auf der anderen Straßenseite stand Renate neben ihrem sportlichen Imagepfleger.
»Fahr du!«
Das hört ein Mann gern. Wie einen Jet übernimmt der Gockel auf Beinen den Gockel auf Rädern, sucht sich in den Armaturen zurecht, die, obwohl sie dasselbe bewirken sollen, bei jedem Modell auf eine andere Weise apart angeordnet sind. Immerhin springt er sofort an, hechtet in Fahrt, nervös, unterhaltungsfeindlich. Die wenigsten Zweisitzer sind für Zweisamkeit. Renate muß Leises laut sagen.
»Weißt du, was mir leid tut?«
»Wie bitte?«
»Ob du weißt, was mir leid tut?«
»So.«
»Daß du mich nie mitgenommen hast, damals, an euern Stammtisch.«
»Aha!«
»Aber damals hast du dich ja mit mir
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