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Erknntnisse eines etablierten Herrn

Erknntnisse eines etablierten Herrn

Titel: Erknntnisse eines etablierten Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Alfredo würde sich auch sehr freuen. Bitte.«
    Ihre Stimme hat Wärme.
    »Ich stehe auf der Warteliste...«
    »Ich kann dich so schlecht verstehen«, unterbricht sie. »Nicht wahr, du kommst? Lieb von dir.«
    Ein Klicken und die Leitung ist stumm, kein Widerspruch mehr möglich. Lukas zögert einen Augenblick, bevor er auflegt.
    Diese Frau ist ein Phänomen!
    Er geht zum Grill zurück. schon von weitem sieht er den Teller auf seinem Platz; Donicke fällt ihm wieder ein, ihn wollte er anrufen, bleibt stehen. Da schaut Andrea auf, liebevoll, sie deutet auf sein Steak; er geht zu ihr, setzt sich und fängt an zu essen.
    »Hast du angerufen?«
    Er kann nur nicken.
    »Und?«
    Wäre er doch zum Sauerbraten von Grete Zierholt! Zuerst einmal ißt er, dann erzählt er ihr von dem Gespräch mit ihrer Mutter. Andrea knabbert an einem Fingernagel.
    »Warum hast du sie überhaupt angerufen?«
    Auch das erklärt er ihr, aber sie bleibt gereizt.
    »Du siehst, es war unnötig. Für meine Mutter gibt es keine Probleme. Wegen mir schon gar nicht. Aber weißt du was?«
    Lukas weiß es nicht, teilt die letzten fünf Quadratzentimeter Steak in zwei Hälften und schiebt die eine in den Mund. Gleich wird er’s erfahren.
    »Wir gehen hin zu ihrer Party. Wir beide. Und strapazieren ihre Scheißhaltung.«
    »Wozu, Andrea?«
    Aus der Halle nähert sich feines Geläut. Der olivhäutige Page trägt die Monstranz der Telefonzentrale herein.
    Telefon für: Herrn von Berg.
    »Das bin ich.«
    Ratlos schaut Andrea dem Frischgeadelten nach. auch einige ältere Herrschaften schauen auf, um zu sehen, was das für einer ist. Man kennt sich, weiß zumindest Bescheid. Von Berg — das ist kein Briefadel wie von Schmitt, von Berg ist älter, klingt nach Untertreibung, nach getarntem Gotha eins, von Berg klingt nach Prinzeninkognito. Der Herr möchte aus irgendeinem Grund nicht erkannt werden. Prinz Lukas tritt in die Kabine und nimmt den Hörer ab. »Dornberg.«
    Der olivhäutige Page hat sich korrekt verhört: Betriebsklima Ver bindlichkeit rieselt aus der Ohrmuschel; Donicke sei zurück, heißt es, und möchte ihn sprechen, spricht schon.
    »Tja, ach Mann, ich bin vielleicht im Streß! Also Kürze mit Würze; Die Sitzung findet jetzt statt.«
    Es geht um einen neuen Termin, denn morgen ist Donicke schon wieder weg. Das Gespräch verläuft nach dem bekannten Muster: Wer von auswärts kommt, hat Zeit, lebt beweglich, Schwierigkeiten machen die Ansässigen, verteidigen Gewohnheiten. Erst Überlastung macht sie wieder frei. Donicke ist total überlastet; noch am Abend muß er wieder weg. Sie einigen sich auf sofort, das heißt in etwa einer halben Stunde.
    »Dann kriegen Sie Ihren Vertrag. Aber diesmal wirklich!«
    Das ist gut. Dann kann Lukas doch morgen abreisen und die nächste Folge zu Hause zeichnen. Und aus noch einem Grund ist das gut: Er hat keine Zeit für Andrea, und er will keine Zeit für sie haben. Weil er Angst hat, weil er spurt, daß es wieder Komplikationen geben würde, wenn er Zeit hatte. Der Abend vorgestern hat ihm gereicht.
    Mit dem Fuß die Tür offen haltend, blättert Herr von Berg nach dem Gespräch im Telefonbuch, läßt sich ein Amt geben und schließt sie erst wieder, als sich unter der Nummer von Knut-Eitel Krafft zu Möckendorff eine sanfte Stimme meldet.
    Kaum daß er seinen Namen gesagt hat, wird er, unterbrochen, freudig unterbrochen.
    »Ja, Herr Dornberg! Wir hörten schon, daß Sie hier sind. Lassen Sie sich sehen!«
    Das klang nicht gnädig. Mit so viel Freundlichkeit hatte ihn Hoheit seinerzeit nicht verwöhnt. Er zögert aus Reflex, betont, er reise morgen ab. doch der leutselige Ton bleibt.
    »Kommen Sie zum Tee. Sagen wir ab vier. Bis dahin ist Marilou mit den Kindern zurück. Wir freuen uns.«
    Teezeit nach Wahl. Und wie hatte sie ihn damals empfangen, als er nach mehrstündiger Autofahrt um ein paar Minuten zu spät kam! Sein zufriedener Unterton fällt Andrea nicht auf. Sie macht auch keine Einwande, steht auf, geht mit ihm zu ihrem Flitzer und fährt ihn, ohne jugendliche Manöver, zu der unaussprechlichen Firma.
    »Hast du lang zu tun?«
    »Ich weiß nicht. Hast du was zu tun?«
    »Ich warte auf dich.«
    Er hört nicht hin, er hat Termine, der Nachmittag ist vollgepackt. Jetzt gilt es nur noch, sich über den Abend zu retten. Er konnte sagen, daß er wieder alte Freunde besuchen muß. Aber bei ihrer allgegenwärtigen Hilfsbereitschaft sind ihm »echte« Termine sicherer. Vielleicht doch Lillys Party?
    Von links

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