Erloest
solange sich dadurch nichts zwischen uns ändert, kann ich mit allem leben.«
»Ich fürchte, es wird sich aber etwas ändern«, sage ich, und sein Blick verfinstert sich. Ich rede trotzdem weiter. »Ich bin schwanger, Jonathan.«
Es dauert ein bisschen, bis er die Neuigkeit fassen kann, und ich lasse sein Gesicht nicht aus den Augen, beobachte, wie die Ausdrücke darauf wechseln, von Schock zu Erstaunen zu – Erleichterung.
»Ich wollte das nicht, es ist einfach passiert«, erkläre ich ihm. »Und weil du doch keine Kinder willst, wusste ich nicht, wie ich es dir sagen soll. Ich hatte befürchtet, dass du Schwierigkeiten hast, dich an den Gedanken zu gewöhnen.«
Jonathan lächelt ein bisschen schief.
»Na ja, gewöhnungsbedürftig ist der Gedanke tatsächlich«, sagt er. »Aber ich schätze, das kriegen wir schon irgendwie hin.«
»Dann macht es dir nichts aus?« Ich kann es gar nicht fassen, dass er es so locker nimmt.
»Ob du es glaubst oder nicht, Grace, ich bin nicht mehr derselbe Mann, der dir damals gesagt hat, dass Kinder für ihn nicht in Frage kommen. Du hast recht, das war lange undenkbar für mich – aber das war vieles, bevor ich dich traf. Jetzt ist mir nur noch wichtig, dass du glücklich bist, und wenn du dieses Kind willst, dann will ich es auch.« Er seufzt. »Versprich mir einfach, dass alles gut geht und dir nichts passiert. Und du musst Geduld mit mir haben. Ich glaube nämlich wirklich nicht, dass ich ein besonders guter Vater sein werde.«
Ein strahlendes Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, als ich spüre, wie die Last der vergangenen Tage endgültig von mir abfällt.
»Du wirst sogar der Beste sein. Du bist schließlich in allem der Beste!«, beruhige ich ihn, und als wir uns küssen, ist mir so leicht ums Herz wie schon lange nicht mehr.
Ein Problem bleibt jedoch.
»Und was ist jetzt mit Yuuto?«
Jonathan zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich bin in einer ziemlichen Zwickmühle. Ich weiß eigentlich sicher, dass er hinter den Angriffen auf Huntington Ventures steckt, aber mir fehlt, wie gesagt, der Beweis. Deshalb hatte ich ihn herbestellt. Ich habe so getan, als bräuchte ich seinen Rat, weil ich dachte, er würde mir vielleicht einen Hinweis liefern, was genau das für ein Spiel ist, das er da mit mir treibt. Doch er ist ganz cool geblieben, so als würde ihn das alles gar nichts angehen. Nur in seinen Augen habe ich genau gesehen, dass er triumphiert. Und zu Recht – er schadet uns nämlich wirklich, und wenn ich es nicht bald herausfinde, ob er tatsächlich dahintersteckt und was für einen Plan er verfolgt, dann haben wir ein Problem.«
Das macht ihm Sorgen, das kann ich sehen, und jetzt verstehe ich auch, warum er in den letzten Wochen so damit beschäftigt war. Es muss ihn hart treffen, dass er sich von dem Japaner so hat austricksen lassen, und da ich glaube, dass ich daran nicht unschuldig bin – schließlich war er durch mich oft abgelenkt –, habe ich das Bedürfnis, ihm zu helfen.
»Vielleicht bist du es einfach falsch angegangen«, sage ich und lächle, als er mich verwundert ansieht.
»Wie meinst du das?«
»Ich glaube, bei Yuuto wäre eine andere Methode erfolgreich«, erkläre ich ihm. »Und ich hätte auch schon eine Idee, was man da machen könnte.«
Mit einem verschmitzten Lächeln ziehe ich Jonathan zu mir herunter, um ihn in den Plan einzuweihen, der gerade in meinem Kopf Gestalt annimmt.
5
Catherine Shepard steckt den Kopf zur Tür herein.
»Mr Nagako ist jetzt auf dem Weg nach oben«, teilt sie mir mit, und ich nicke ihr von meinem Platz an Jonathans Schreibtisch aus zu. Ein Lächeln gelingt mir nicht, dafür bin ich zu aufgeregt.
Als ich Jonathan gestern in der Küche meinen Plan verraten habe, klang das alles so einfach. Doch jetzt hier zu sitzen und auf die Ankunft des Mannes zu warten, der definitiv zu den gruseligsten Menschen gehört, denen ich je begegnet bin, fühlt es sich nicht einfach an. Meine Handflächen sind verschwitzt, und ich spüre, wie heiß meine Wangen sind – Zeichen meiner Nervosität, die mit jeder Minute schlimmer wird. Deshalb bin ich froh, als es kurze Zeit später klopft und Catherine den Japaner hereinlässt.
Er hat sich kaum verändert, seit ich ihn zuletzt gesehen habe. Nur seine Schläfen sind noch stärker ergraut, ansonsten ist er immer noch beeindruckend – groß, dunkel und seltsam unbewegt. Kalt irgendwie, zumindest auf den ersten Blick. Denn in seinen Augen erkenne ich ein wütendes
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