Erlösung
ein Paar Sandalen und ein T-Shirt zur Seite. »Aber das hier vielleicht.«
Er untersuchte die Kappe gründlich. Ein ganz gewöhnliches weißes Cap mit blauem Schirm und der Aufschrift
JESUS RULES!
»Seine Eltern haben ihm nicht erlaubt, die zu tragen. AberPoul liebte sie, sagte Tryggve, und deshalb versteckte er sie tagsüber unterm Bett und schlief damit.«
»Hat die noch jemand anders als Poul auf dem Kopf gehabt?«
»Nein, danach hab ich Tryggve natürlich gefragt.«
»Okay. Dann haben wir hier seine DNA.« Laursen deutete mit einem dicken Finger auf ein paar Haare, die sich oben unter der Kappe versteckten.
»Das ist ja toll!« Assad war mit einem Stapel Papiere in der Hand hinter die beiden getreten. Sein Kopf leuchtete wie eine Glühbirne, aber wohl kaum, weil Laursen da war. Worauf mochte er gestoßen sein?
»Danke, Laursen«, sagte Carl. »Ich weiß, dass du da oben mit Frikadellen und so mehr als genug zu tun hast. Aber wenn du es bist, der ein bisschen Druck macht, flutscht hier im System alles sehr viel leichter.«
Carl gab ihm die Hand. Nun wurde es wirklich Zeit, dass er sich mal auf den Weg in die Kantine machte und Laursens neuen Kollegen erzählte, was für einen Teufelskerl sie bei sich im Team hatten.
»He!«, sagte Laursen und sah in die Luft. Dann schwang er seinen bombastischen Arm und griff quasi ins Nichts. Einen Moment stand er so, lächelte mit geballter Faust und machte dann eine Bewegung, die in etwa so aussah, als würde er einen Ball auf den Boden werfen. Den Bruchteil einer Sekunde später stampfte er mit dem Fuß auf. Dann lächelte er wieder. »Ekelhaftes Viehzeugs«, sagte er und hob den Fuß, sodass alle die riesige Schmeißfliege sehen konnten, die dort als schöner großer Matschfleck lag.
Dann ging er.
Assad rieb sich die Hände, als die Geräusche von Laursens Schritten verklangen. »Das läuft alles wie geschmiert, Carl. Sieh mal.«
Er knallte den Stapel Papiere auf den Tisch und deutete aufdas oberste Blatt. »Hier haben wir die gemeinsame Nennung zwischen den Bränden, Carl.«
»Die was?«
»Die gemeinsame Nennung.«
»Den gemeinsamen Nenner, Assad. Der Nenner. Welchen gemeinsamen Nenner?«
»Hier. Mir wurde das klar, als ich den Jahresabschluss von JPP durchgesehen habe. Die haben sich Geld von einer Privatbank geliehen, die R J-Invest heißt, und das ist sehr wichtig.«
Carl schüttelte den Kopf. Für seinen Geschmack zu viele Abkürzungen. JPP?
»JPP, ist das die Firma draußen in Emdrup, die abgebrannt ist?«
Assad nickte und tippte wieder auf den Namen, dabei wandte er sich zum Flur. »Yrsa, kommst du mal? Ich zeige Carl gerade, was wir rausgefunden haben.«
Carl spürte, wie sich seine Stirn in Falten legte. Hatte diese merkwürdige Yrsa statt ihrer eigentlichen Aufgaben schon wieder alles Mögliche andere gemacht?
Er hörte, wie sie über den Gang stampfte. Ihr strammer Schritt würde einem ganzen Regiment amerikanischer Marinesoldaten Minderwertigkeitskomplexe einjagen. Wie brachte sie das fertig, wo sie doch höchstens fünfundfünfzig Kilo wog?
Sie schob sich durch die Tür und hatte die Papiere bereit, noch ehe sie stillstand. »Hast du das von der R J-Invest erzählt, Assad?«
Er nickte.
»Das sind die, die JPP Geld geliehen hatten, und zwar eine Weile vor dem Brand.«
»Hab ich schon erklärt, Yrsa«, sagte Assad.
»Okay. Und R J-Invest hat viel Geld«, fuhr sie fort. »Derzeit haben die ein Kreditportfolio von über fünfhundert Millionen Euro. Kein schlechter Schnitt für eine Firma, die erst 2004 registriert wurde, was?«
»Fünfhundert Millionen, wer hat das in unserer Zeit nicht?«, brummte Carl.
Vielleicht sollte er ihnen in diesem Zusammenhang seinen Gesamtbestand an Wollflusen zeigen.
»Na, 2004 hatte R J-Invest jedenfalls noch nicht so viel auf der hohen Kante. Da haben sie einen Kredit bei AIJ Ltd. aufgenommen, die ihrerseits 1995 ihr Startkapital von der MJ AG geliehen haben, die wiederum einen Kredit von der TJ Holding hatten. Kannst du erkennen, was sie miteinander verbindet?«
Hielt sie ihn für blöd, oder was?
»Vielleicht das J, Yrsa? Aber wofür steht das?« Carl grinste. Na, jetzt hatte er ihr aber den Wind aus den Segeln genommen.
»Jankovic«, antworteten Assad und Yrsa wie aus einem Mund.
Assad breitete den Papierstapel vor ihm aus: die Unterlagen aller vier Firmen, bei denen es gebrannt hatte und bei denen Brandleichen gefunden worden waren. Jahresabschlüsse für die Zeit von 1992 bis 2009. Und in allen
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